Essen. . DLRG und Feuerwehr erinnern an die Gefahren, die an den heißen Tagen beim Wildbaden lauern. Kind ringt nach Badeunfall in Werden mit dem Tod.
Die Sonne lacht vom blauen Ruhr-Himmel und die Menschen zieht’s ans Wasser: an Ruhr und Baldeneysee und den Rhein-Herne-Kanal. Dort ist das Schwimmen zwar verboten, doch Hunderte springen dort trotzdem jeden Tag ins kühle Nass. Deshalb warnen Feuerwehr und DLRG davor, Gefahren wie Strömungen und Schlingpflanzen, Untiefen und Scherben zu unterschätzen.
Samstagabend war die Brehminsel in Werden Schauplatz eines dramatischen Badeunfalls: Der 20 Monate alte Junge, der reglos aus der Ruhr gezogen wurde, liegt nach seiner Rettung auf der Kinder-Intensivstation eines Essener Krankenhauses. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass das Kind noch in Lebensgefahr schwebt.
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Passanten hatten das Kind im Wasser schwimmen sehen und an Land gezogen. Dazu war ein Bottroper (29) beherzt ins Wasser gesprungen. Zwei Männer, die hinzugekommen waren, versuchten, das Kind wiederzubeleben. Erst dann, berichtet die Polizei, sei der Vater (39) des Kindes aufgetaucht, nahm das Kleinkind in seine Arme und rannte damit in Richtung Grafenstraße. Dort erschienen kurz darauf Rettungskräfte, die das Kleinkind reanimierten und ins Krankenhaus fuhren.
Keine Hinweise, die auf ein Fremdverschulden hindeuten
Unklar ist derzeit, wie das Kind in die Ruhr gelangen konnte und wo sich die Familie des Kindes zu diesem Zeitpunkt aufgehalten hat. Es handelt sich nach Angaben der Polizei um eine syrische Familie. „Bislang liegen keine Hinweise vor, die auf ein Fremdverschulden hindeuten“, heißt es. Zeugen werden dringend gebeten, sich bei der Polizei ( 8290) zu melden.
Sebastian Bellgardt, ein erfahrener DLRG-Rettungsschwimmer und Referent für Wasserrettungsdienst und Katastrophenschutz, kennt die Gefahren, die in der Ruhr oder am Kanal lauern: „Wer an heißen Tagen stundenlang in der Sonne liegt und dann abrupt ins kalte Wasser springt, riskiert einen Kreislaufkollaps oder sogar einen Herzstillstand.“ Selbst kerngesunden Menschen könne dies passieren.
Von Anfang März bis Mitte November sind die DLRG-Stationen in Heisingen und an den Südtiroler Stuben an Wochenenden und Feiertagen besetzt – letztes Wochenende mit 10 bis 15 ehrenamtlichen Rettungsschwimmern.
Zweite Ruhr-Badestelle in Steele? Freibad-Team winkt ab
Wenn Nichtschwimmer leichtsinnig ins Wasser gehen, übermäßig Alkohol gebechert wird und Kinder in Ufernähe unbeaufsichtigt sind, werden Lebensretter nervös. Und dann noch die Elodea. „Schlingpflanzen können sich um Beine und Arme wickeln, dann geraten selbst erfahrene Schwimmer in Panik“, berichtet Bellgardt.
Feuerwehrsprecher Mike Filzen warnt vor den Gefahren im Kanal: „Wer von der Brücke springt und ein Schiff anschwimmt, kann von der Sogwelle erfasst und unter den Rumpf gedrückt werden.“ Das Phänomen „Wildbaden“ betrachtet er ziemlich nüchtern. „Das Verbot ist eine Sache, andererseits ist jeder für sich selbst verantwortlich.“
Terrassen an der neuen Ruhrpromenade laden zum Baden ein
Der einzige legale Ort fürs Ruhrbaden ist seit dem Grüne Hauptstadt-Jahr 2017 der Seaside Beach. Allein von der Lage her eignete sich das kleine Freibad Steele als zweite Badestelle. Doch Hannelore Rottmann, Vorsitzende des Schwimmvereins Steele, winkt ab: „Hier gibt’s eine starke Unterströmung, außerdem stinken die beiden Regenauslasskanäle erbärmlich und nach starkem Regen landen Fäkalien in der Ruhr.“
Immerhin ist gleich nebenan, an der neuen Ruhrpromenade, eine beliebte Badestelle hinzugekommen. Die schicken Terrassen werden besonders dann, wenn die Sonne vom blauen Himmel lacht, sehr gut angenommen: als Einladung zum erfrischenden Ruhrbaden.