Essen. . Caritasverband und Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) Essen gründen eine gemeinsame Gesellschaft. Man streiche weder Jobs noch Angebote.

Ein neuer sozialer Träger mit mehr als 900 Mitarbeitern nimmt Anfang Juli seine Arbeit in Essen auf: CSE heißt die gGmbh, die so neu dann doch nicht ist. Denn hinter dem Kürzel verbergen sich zwei alte Bekannte: der Caritasverband und der Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) Essen. Es ist eine enge Kooperation, die aber ohne Streichung von Stellen oder Angeboten gelungen sei, versichert Caritasdirektor Björn Enno Hermans.

Schon vor Jahren hatte Hermans darauf hingewiesen, dass die Caritas als Dachverband und der SKF als ihr zugehöriger Fachverband parallel einige recht ähnliche Einrichtungen betreiben. Beispielhaft seien Café Schließfach (SKF) und Nachtfalter (Caritas) genannt – beides Beratungsstellen für Prostituierte, wenn auch mit etwas anderem Profil. Solche Angebote sollten zukünftig besser verzahnt, gemeinsame Standorte gesucht werden, sagte Hermans damals.

Ähnliche Angebote sollen enger verzahnt werden

Inzwischen ist das Café Schließfach zur Caritas gezogen, arbeitet nun Tür an Tür mit den Nachtfaltern. Mit der neuen Gesellschaft wird solche Zusammenarbeit nun zum Regelfall: „Zum 1. Juli werden die meisten Dienste und Einrichtungen der beiden Verbände in die CSE überführt.“ Sie bleiben aber, so Hermans Botschaft an die Öffentlichkeit, mit ihren Namen und Aufgaben erhalten – von Kinderpalliativnetzwerk bis Raum 58.

Auf Synergieeffekte hoffe man beim Finanz-, Rechnungs- und Personalwesen sowie in fachlichen Bereichen, wo es heute ein Nebeneinander gebe. Dass man sich in der CSE auf Augenhöhe begegne, sei auch durch die ähnliche Größe der Verbände sichergestellt: Der SKF hat 450 Mitarbeiter, der Caritasverband 250 plus 230 beim Ambulanten Pflegedienst der Caritas.

Das Flammenkreuz wird zum Logo des neuen Trägers

Sitz der CSE wird die Geschäftsstelle am Kopstadtplatz sein, die Caritas und SKF schon seit zwei Jahren gemeinsam unterhalten. Hermans und SKF-Geschäftsführerin Claudia Mandrysch übernehmen zusammen die Geschäftsführung der CSE. Und weil beide Verbände schon jetzt ein Flammenkreuz als Logo nutzen, schmückt sich auch die neue Gesellschaft mit dem Flammenkreuz. Im Konzert großer Wohlfahrtsverbände wäre es nicht sinnvoll gewesen, „beide Verbände weiter nebeneinander existieren zu lassen“, sagt Hermans und verweist darauf, dass Arbeiterwohlfahrt oder Diakoniewerk jeweils über 1000 Mitarbeiter haben.

Trotzdem habe man sich gegen eine Fusion – wie sie längst auch im sozialen Bereich üblich sind – entschieden: Caritasverband wie SKF bleiben als Vereine mit eigenen Büros an der Niederstraße bzw. an der Dammannstraße und mit einigen der Angebote erhalten. Einerseits werde so die eigene Identität gewahrt, andererseits wandern Einrichtungen wie etwa die Bahnhofsmission schon deshalb nicht in die neue CSE, weil man sie gemeinsam mit dem Diakoniewerk betreibt.

Mit dem Start der CSE sei ein auch rechtlich komplexer, vier Jahre dauernder Prozess abgeschlossen. Die Sorgen vieler Mitarbeiter, dass sie ihre Stellen oder Ansprüche verlieren, habe man befrieden können: Keiner habe die Widerspruchsmöglichkeit genutzt. „Das ist ‘ne große Nummer“, sagt Hermans. Eine, mit der man in Zeiten sinkender Kirchensteuern zukunftsfähig bleibe – „ohne die katholische Identität preiszugeben“.

> DACHMARKE CARITAS MIT 15.000 MITARBEITERN

Der 1897 gegründete Caritasverband Essen ist der älteste Deutschlands. Unter seinem Dach firmieren viele eigenständige Mitgliedsinstitutionen, zum Beispiel: Contilia, Franz-Sales-Haus, Kita-Zweckverband, Malteser. Unter der Dachmarke Caritas sind gut 15 000 Mitarbeiter tätig.

Der Caritasverband betreibt einige soziale Angebote, die denen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF) ähneln. Auch darum gehen hier nun Dachverband und Mitgliedsinstitution zusammen.