Essen. . Der Essener Christian Arras hat in der NS-Zeit Juden beigestanden. Sein Sohn erinnert sich an den außergewöhnlichen Menschen.
Ein außergewöhnlicher Mensch sei sein Vater gewesen, da bestehe kein Zweifel, sagt Christian Arras. Aber ein Held habe er nie sein wollen: „Der hat nie Aufhebens gemacht, von dem, was er im Krieg getan hat.“
Der 69-jährige Arras hat vom Vater die Autowerkstatt und den Namen geerbt: „Den Betrieb gibt es seit 114 Jahren, und die Väter haben die Söhne immer Christian genannt, damit man den Firmennamen nicht ändern musste.“ Ähnlich schlicht hat Christian Arras senior begründet, warum er in der NS-Zeit zu den jüdischen Nachbarn hielt, ihnen half – trotz der damit verbundenen Gefahr: „Ich musste helfen. Es war nötig, also habe ich es gemacht.“
Er wurde Zeuge des Grauens im Ghetto von Izbica
Ein kategorischer Imperativ der Menschlichkeit, den die meisten damals überhörten. Darum sei die jüdische Gemeinde nach dem Krieg auf seinen Vater zugekommen, habe ihn eingeladen. Doch dem sei das nicht recht gewesen, erinnert sich der Sohn. „Er wollte keine Ehrung.“
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Auch der Familie habe er kaum von der Kriegszeit erzählt und wenn eher „lustige Geschichten“. Selten sei er ernst geworden, im Ton und in der Sache: Christian Arras hatte in Polen gesehen, wie Juden erschossen wurden, er wurde Zeuge des Grauens im Ghetto von Izbica. Dass er die Fahrt überhaupt antrat, war damals lebensgefährlich – und ist heute kaum fassbar. „Mein Vater zeigte nie Nerven“, sagt sein Sohn.
Ein Hitler-Gegner in Wehrmachtsuniform
Er habe das Regime zutiefst abgelehnt, sei „absoluter Adolf-Gegner“ gewesen – in Wehrmachtsuniform. Im Frieden habe er das Auftreten einer militärischen Führungskraft bewahrt, geradlinig sei er gewesen. „Ein korrekter Geschäftsmann, ein guter, aber strenger Vater.“
Als der britische Historiker Mark Roseman in Essen auch der Geschichte von Christian Arras nachspürte, war der schon tot. „Meine Mutter sprach mit Roseman.“ Sein Vater sollte nicht mehr erleben, dass er doch als Held gewürdigt wurde.
Christian Arras nutzte einen Auftrag für die Wehrmacht, um deportierten Essener Juden illegal Lebensmittel, Kleidung und Briefe zu bringen. Seine Geschichte, erzählt von unserem Gastautor, finden Sie hier.