Essen. . Musikalisch war der Abend im Zeichen von Daniel Hope in der Philharmonie eine Bereicherung. Doch vom Fest der Sinne hat er sich entfernt.

Der „Sommernachtstraum“ stand dieses Mal ganz im Zeichen von Daniel Hope, der seiner Künstlerresidenz in der Philharmonie zum Ende der Saison als Geiger, Rezitator und Moderator einen krönenden Abschluss verlieh. „Heimat“ war das Motto des dreiteilig-fünfstündigen Abends. Von der Faszination der Theaterluft indes, vom vielseitigen, spartenübergreifenden Fest der Sinne mit Gauklern, Tänzern und Schauspielern hat sich die Mammutveranstaltung mittlerweile Stück für Stück entfernt.

Einstündige Pausen waren zu lang

Gewiss, das Schauspiel war mit Auszügen aus der aktuellen Produktion der „Proletenpassion“ vertreten, doch die sahen längst nicht mehr alle Besucher. Zwei einstündige Pausen waren für das, was in ihnen geboten wurde, viel zu lang. Das begann bei einem mageren gastronomischen Angebot mit überfordertem Personal, wo vor zwei Jahren noch ein reichhaltiges Büffet in den Räumen des „Wallberg“ bereitstand. Hatte man sich erst aus dem Alfried-Krupp-Saal gezwängt (zwei Türen aufgrund des Bühnenvorbaus gesperrt), war der RWE-Pavillon bereits wegen Überfüllung geschlossen. Dort führte nämlich Daniel Hope ein aufschlussreiches Gespräch mit seinem Vater, dem südafrikanischen Schriftsteller Christopher Hope, und dem US-Komponisten Bruce Adolphe über Kunst und Politik inklusive Trump und Apartheid. Akustische Außenübertragung? Fehlanzeige.

Katja Riemann als Teufel

Musikalisch freilich war der Abend eine Bereicherung. Adolphes Violinkonzert „I will not remain silent“ erlebte seine deutsche Erstaufführung durch die Essener Philharmoniker unter Jaime Martín. Dem rhythmisch brutalen Orchesterpart des ersten Satzes („Nazi Germany“) stellte Hope eine hochexpressive, unbeugsame Solostimme entgegen, die den amerikanischen Bürgerrechtler Joachim Prinz als Widmungsträger würdigt. Dazu das Konzert für Flöte, Klavier, zwei Hörner und Streichorchester des zu sehr vergessenen Neutöners Erwin Schulhoff, dessen ernste, konzentrierte Klangsprache an einen Schostakowitsch erinnern mag.

Der Mittelteil geriet zum Mittelpunkt: Strawinskys musikalisches Kammerspiel „Die Geschichte vom Soldaten“ mit sieben renommierten Instrumentalisten, Schauspielerin Katja Riemann als Teufel (magisch, kokett, schnoddrig), dem präzis rezitierenden, fesselnden Erzähler Benno Schollum und Daniel Hope, der den brillant absolvierten Violinpart und die Rolle des Soldaten beisteuerte. Die begleitende Wasserfarbenmalerei von Norman Perryman („Live Kinetik Painting“) hätte man sich da eigentlich sparen können. Standing Ovations.