Essen. . Stadt und Trägerverein wünschen sich für den Olympiastützpunkt eine attraktive Adresse am See. Ein anderer Standort ist aus dem Rennen.

Für Spitzensportler aus dem Ruhrgebiet ist er eine feste Adresse, doch von der breiten Öffentlichkeit wird er kaum wahrgenommen: Die Rede ist vom Olympiastützpunkt (OSP) Rhein-Ruhr im Alfried-Krupp-Krankenhaus in Rüttenscheid. Seit Jahrzehnten ist die Einrichtung etwas versteckt im Klinikgebäudes an der Witteringstraße untergebracht. Auf Sicht soll es dabei nicht bleiben. Gedankenspiele beim Deutschen Olympischen Sportbund und beim Landessportbund, den Stützpunkt in Essen auf den Prüfstand zu stellen, sind, wie zu hören ist, vom Tisch. Ein Grund mehr für Trägerverein, sich eine neue, attraktivere Adresse für das Aushängeschild der „Sportstadt Essen“ zu wünschen. Im Gespräch ist ein Umzug an den Baldeneysee.

Dort möchte die Stadt das Umfeld rund um die Tribüne und das Regattahaus aufwerten. Das wirkt unaufgeräumt. Ja, bei schönem Wetter und bei Großveranstaltungen geht es häufig sogar chaotisch zu, wenn sich Besucher in Massen am Ufer drängen. Die Stadt möchte das gerne ändern, möchte einen „neuen Auftritt“ am Baldeneysee schaffen.

Klaus Diekmann, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Sportausschusses, spricht von einer „einmaligen Chance“, auch für den Olympiastützpunkt Rhein-Ruhr. Spitzenathleten wie Kanuten und Ruderer dürften kurze Wege begrüßen.

Der Vorsitzende des Trägervereins bevorzugt einen Standort in Frohnhausen

Bürgermeister Rudi Jelinek (SPD), Vorsitzender des Trägervereins, nennt den See „eine gute Adresse“, macht aber keinen Hehl daraus, dass er eine andere bevorzugt hätte: die ehemalige Herberge des Handball-Leistungszentrums an der Raumerstraße in Frohnhausen. (Siehe Bericht auf dieser Seite.) Die Lage ist weniger malerisch, der Übernachtungsbetrieb wird aber nur noch selten genutzt und wenn, dann nur von auswärtigen Vereinen. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise diente das Gebäude als Notunterkunft.

Nach Rechnung der Stadt müsste es für die Belange des Olympiastützpunktes für 1,4 Millionen Euro umgebaut werden. Angesichts einer Jahresmiete in Höhe von 50 000 Euro, die der OSP zahlen würde, wäre das nach Aussage der Verwaltung für die Stadt „wirtschaftlich nicht darstellbar“.

Am Baldeneysee müsste für den Olympiastützpunkt sogar ein Neubau her. Was ein solcher kosten würde, ist nicht bekannt. Bislang gibt es nicht viel mehr als vage Ideen für ein „weißes Haus“ neben oder am Regattahaus. Ein Gebäude, das zudem als Anlaufstelle am See dienen könnte. Auch das weitläufige Areal des Etuf wäre dafür ein möglicher Standort. „Platz haben wir genug“, sagt Geschäftsführer Jens Wachowitz.

Der Etuf bringt sein Gelände ins Spiel

Erste Überlegungen reichen bereits bis ins Jahr 2012 zurück. Seinerzeit präsentierte Landschaftsarchitekt Andreas Kipar auch spektakuläre Ideen, etwa die einer Fußgängerbrücke vom S-Bahnhof Hügel bis zum Regattaturm. Die Sportpolitiker wünschen sich mehr Bodenhaftung. „Künstlerische Entwürfe bringen eigentlich nur Unruhe“, kritisiert Siegfried Brandenburg, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Dahinter steckt die Sorge, die Belange des Sports könnten untergehen.Wenn es nun darum geht, das Areal am Regattahaus neu zu gestalten, sollen die Vereine – darauf legt der Sportausschuss wert – ein Wörtchen mitreden.