Essen. . Für das Grün im Stadion Essen waren die Auftritte der Toten Hosen purer Stress. Greenkeeper Ronny Kub bereitet jetzt die neue Fußballsaison vor.

Ronny Kub hat gerade alle Hände voll zu tun. Als Greenkeeper ist er der Herr über den Rasen im Stadion Essen und derzeit mit den Folgen der beiden ausverkauften Konzerte der Toten Hosen vom vergangenen Wochenende beschäftigt.

Mit schwerem Gerät wird der Rasen im Stadion Essen abgefräst. Eine sechs Millimeter hohe Dreckschicht wird abgetragen.
Mit schwerem Gerät wird der Rasen im Stadion Essen abgefräst. Eine sechs Millimeter hohe Dreckschicht wird abgetragen. © Simon Gerich

Denn 34 000 Besucher im Innenraum des Stadions und eine tonnenschwere Bühnenanlage haben ihre Spuren hinterlassen – auch wenn Kub im Vorfeld alles dafür getan hat, diese Schäden so gering wie möglich zu halten: „Für den Rasen war das purer Stress, es ist wichtig, dass man da gesund reingeht“, sagt der 44-Jährige.

Zwei Monate Vorbereitung hat er dafür vor den Konzerten in den Boden gesteckt, hat die Düngung runtergefahren und den Rasen mit sogenannten Stress-Boostern auf die Strapazen vorbereitet. Und auch noch am Tag der Aufbauarbeiten war Kub für sein Grün im Einsatz: morgens um 6 Uhr stand er mit einem Gebläse vor der Westtribüne und hat die kostbaren Halme getrocknet, bevor sie für eine Woche unter einer Schicht Schwerlastplatten verschwanden.

Entscheidende Vorbereitungsphase für neue Saison

All diese Mühe hat sich gelohnt. Auf dem Rasen erinnert nur noch wenig an die beiden Konzerte wenige Tage zuvor. Ein Großteil des Spielfelds ist einem guten Zustand, lediglich die Stellen, wo Bühne und Soundtürme mit hohem Gewicht auf den Untergrund gedrückt haben, sehen etwas mitgenommen aus. Für Kub ein Erfolg, auf dem er sich aber nicht lange ausruhen kann.

Denn jetzt geht es in die entscheidende Vorbereitungsphase für die neue Fußballsaison – lediglich rund zwei Monate bleiben dem Greenkeeper, bis die Kicker von Rot-Weiss Essen wieder einen einwandfreien Rasen erwarten.

Die Kleinteile, die Kub nach dem Konzert vom Rasen gesammelt hat.
Die Kleinteile, die Kub nach dem Konzert vom Rasen gesammelt hat. © Simon Gerich

Dafür rollen bereits jetzt die Traktoren im Stadion Essen. Eine sechs Millimeter hohe Dreckschicht wird zurzeit abgefräst. Zuvor mussten aber noch die vielen Kleinteile, die nach den Konzerten auf dem Platz liegen geblieben sind, mit einem Sauger entfernt werden. Die meisten dieser Fundstücke sammelt Kub in einer Plastikdose: darunter Schrauben, Buttons, Geld und Kronkorken.

50 Tonnen Sand werden verteilt

Als nächster Schritt wird der Platz besandet, wie der Fachmann sagt. 50 Tonnen grobkörniger Quarzsand sorgen für die nötige Elastizität. Dazu werden 200 Löcher pro Quadratmeter Rasen für die Auflockerung des Untergrunds gebohrt. „Ziel ist es, wieder Sauerstoff in den Boden zu bekommen“, so Kub. Denn 50 Prozent der alten Gräser sollen erhalten bleiben. Rund zwölf Zentimeter tief reichen die Wurzeln, die seit 2015 an der Hafenstraße wachsen.

Darauf möchte der Greenkeeper weiter aufbauen. Mit einem speziellen Saatgut wird der gesamte Platz nachgesät. So erreicht Kub eine Mischung zwischen alten und neuen Gräsern. Bis zum Saisonstart soll es so klappen mit dem satten Grün. Besondere Wünsche an das Wetter in den nächsten Tagen hat Kub nicht, ideale Bedingungen aber im Kopf: „25 Grad, Sonnenschein und Wind wären nicht schlecht.“

Übrigens war der Greenkeeper auch selbst als Besucher am Freitag bei den Toten Hosen zu Gast: „An den Rasen habe ich während des Konzerts keine Minute gedacht.“ Direkt nach dem Konzert dann aber wieder.