Essen. . „Das Zeitalter der Kohle“ auf Zollverein: Wir begleiten die Ausstellung mit einer Serie und stellen ausgesuchte Themen und Exponate vor.
Kohle kann brennen. Sie kann aber auch saubermachen und Farbstoffe erzeugen. Sie kann Licht bringen und Energie erzeugen. Sie kann Arbeit geben, aber auch Krisen provozieren. Sie kann Kriege befeuern, aber auch politische Allianzen schmieden. Sie kann einen ganzen Kontinent in ein neues Industriezeitalter katapultieren. „Kohle ist der Grundstoff der Moderne“, sagt Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums. Von all diesen Fähigkeiten der Kohle erzählt derzeit eine große Ausstellung im Ruhr Museum: „Das Zeitalter der Kohle“ ist feierliches Finale und bedeutende historische Überblickschau zugleich im Jahr der großen, bundesweiten Abschieds von der Steinkohle.
Rettungskapsel Dahlbuschbombe
Bis November ist die Ausstellung — die erste europäische Gesamtschau, die zu diesem Thema gemacht wurde – auf dem Welterbe Zollverein zu sehen. Mehr als 1200 Exponate vom Abteufkübel bis zum Bakelit-Radio, von der Zwillingskolbenpumpe bis zur Knappenvereinsfahne dokumentieren ein Panorama über 200 Jahre, das voller wirtschaftlicher, politischer und menschlicher Geschichten steckt.
Im Rahmen einer Serie wollen wir diese Geschichten erzählen, bedeutende historische Momente hervorheben und besondere Ausstellungsstücke vorstellen wie beispielsweise den Gründungsvertrag der „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ . Das Original kommt aus dem luxemburgischen Nationalarchiv nach Essen und dokumentiert ein wichtiges Stück europäischer Geschichte. Aus dem Wunsch, nie wieder Krieg um Rohstoffe führen zu wollen, wurde das Grundfundament der europäischen Idee.
Angst und Überlebenskampf tief unter der Erde
Die Rettungskapsel Dahlbuschbombe erzählt von einem dunklen Kapitel des Bergbaus, von Angst und Überlebenskampf tief unter der Erde. Die Ölsicherheitslampe von 1820 zeigt, wie man sich vor den Gefahren dieser einst so archaischen und gefahrvollen Arbeitswelt früh schützen wollte.
Infos zur Ausstellung
Die Ausstellung „Das Zeitalter der Kohle. Eine europäische Geschichte“ ist eine Kooperation des Ruhr Museums mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum und dem Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen.
Die Ausstellung läuft bis zum 11. November, täglich von 10 bis 18 Uhr. Kokerei Zollverein, Mischanlage (C 70), Arendahls Wiese, Eintritt: 10 Euro, erm. 7 Euro; Kinder u. Studierende frei.
Und es gibt auch ganz persönliche, sehr berührende Stücke, wie der Schuh des verschütteten Hauers Fritz Wienpahl, dem man 1930 über eine Rohrleitung Wasser, Milch und Brühe zukommen ließ – mit dem Schuh fing er alles auf und konnte so bis zu seiner Rettung nach 193 Stunden überleben.
Bergbaugeschichte zum Mitfühlen und Kohleklötze staunen: Der dickste Brocken der Schau wiegt über sieben Tonnen und ist der größte Steinkohlebrocken, der je im Ruhrgebiet zutage gefördert wurde.
„Ahnengalerie“ voller Gemälde und Büsten der europäischen Zechenbesitzer
Aber die Ausstellung kommt nicht nur kohlschwarz daher. Eine raumgreifende Installation mit 3000 historischen Glasfläschen ist kunterbuntes Zeugnis dafür, wie das Nebenerzeugnis Teer die Welt zum farbenfrohen Leuchten brachte.
Aus dem Musée Gadagne in Lyon kommt eine der frühesten Eisenbahndarstellung auf Wandtapete und die „Ahnengalerie“ voller Gemälde und Büsten der europäischen Zechenbesitzer zeugt von Glanz und Gloria einer Spezies, die man in Zeiten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik eher abfällig „Schlotbarone“ nannte. Um große Köpfe und schwere Klassenkämpfe soll es auch in einer der ersten Folgen gehen.