Essen. . Bei der 12. Auflage der Contemporary Art Ruhr (C.A.R.) locken Video, Installation und Fotografie drei Tage lang aufs Welterbe-Gelände Zollverein.
Wenn Christoph Hildebrand seine Kunst im öffentlichen Raum präsentiert, dann gehen die Uhren bisweilen anders – wie bei seiner Kulturhauptstadt-Installation „Time“ am Regattaturm am Baldeneysee. Auch mit der Aufforderung „Schmusen“ in riesigen Leuchtschrift-Lettern hat Hildebrand 2014 im Beton-Salon der Essener Nordstadt für Aufsehen gesorgt. Nun will der Künstler ein neues leuchtendes Signal in Essen setzen. Bei der 12. Auflage der Contemporary Art Ruhr, kurz. C.A.R. von 1. bis 3. Juni bespielt Hildebrand die Halle 8 der Zeche Zollverein. Den Titel seiner neu konzipierten Installation „Rhizom“ darf man dabei wörtlich nehmen. Die Idee der Verflechtung und Verzweigung, die seine Arbeit aus 100 rhythmisch aufflackernden Neonpiktogrammen darstellt, soll nicht nur technisch greifen. Hildebrand hofft, einen Teil seiner durchaus weit verzweigten Kunstkontakte für einen Besuch auf der Essener Medienkunstmesse gewinnen zu können.
Dort müssen die Macher Thomas Volkmann und Silvia Sonnenschmidt diesmal ohne den signifikanten Ausstellungsort, das Sanaa-Gebäude, planen. Das markante Gebäude weist bekanntlich große bauliche Mängel auf und muss mit Millionenaufwand saniert werden. Volkmann sieht in der Veränderung auch Vorteile: Der lichte, hohe Sanaa-Kubus sei gerade für Medienkunst nicht leicht zu nutzen, zudem könne man das Zollverein-Gelände mit den Hallen 5, 6, 8 und 12 nun kompakt bespielen. In Zukunft will man auch Raum oberhalb des „Casino Zollverein“ als Kunstort nutzen.
Talentschau als besonderes Angebot
Eine Messe der kurzen Wege und des breiten Angebots: Video, Installation, Performance- und Klangkunst werden angekündigt sowie zeitgenössische Fotografie, die zumeist das Gros des Angebots bildet. Studierende der Folkwang Universität der Künste und der Muthesius Kunsthochschule Kiel sind in diesem Jahr ebenso dabei wie Galerien aus Köln und Berlin, Mülheim, München und dem italienischen Moena, die Essener Galerie Klose unterstützt die einzige Kunstmesse des Ruhrgebiets traditionell mit einer vielfältigen Auswahl des Galerieprogramms. Dass die C.A.R. innerhalb der hiesigen Galerien-Szene ansonsten eher mit Distanz betrachtet wird, erklärt Volkmann vor allem mit „Vorurteilen und Konkurrenzdenken“: „Wir sehen uns als offene Plattform und laden jeden ein. Uns geht es allein um die Qualität.“ Dafür würden in jedem Jahr aufs Neue „objektive Berater“ gesucht, die man mit dem Kuratieren betraut. Mancher externer Betrachter sieht bei der Auswahl der Messeanbieter gleichwohl noch Luft nach oben.
Statt mit großen Namen handelt die C.A.R. lieber mit dem Versprechen, „überraschend, unverwechselbar und vor allem auch bezahlbar“ zu sein. Die C.A.R. Talentschau, gefördert von der Alfred und Cläre Pott-Stiftung, präsentiert zudem eine ganze Reihe von Newcomern, die im Schatten des Doppelbocks nicht nur neue Lichtzeichen setzen wollen.
Die C.A.R. im Überblick
Die Contemporary Art Ruhr (C.A.R.) läuft zweimal im Jahr auf dem Gelände der Zeche Zollverein – als Medienkunstmesse im Sommer und als Kunstmesse für alle Sparten der zeitgenössischen Kunst im Herbst.
Vom 1. bis zum 3. Juni präsentieren sich die Teilnehmer in den Hallen 5, 6, 8 und 12. Freitag ab 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Eintritt 10/erm. 8 Euro.
Im Rahmen des Welterbetages auf der Zeche Zollverein ist der Zugang in die Halle 6 am Sonntag, 3. Juni, frei. Am „Super Saturday“ gibt es zwischen 13 und 17 Uhr besondere Kunst-Angebote.