Essen. . Makler sprechen von einem bislang nicht dagewesenen Rutsch: Die Mietpreise in der Essener Innenstadt sind unter Druck.

Der Einzelhandel in der Innenstadt steht unter Druck. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Ladenmieten in den Haupteinkaufsmeilen Kettwiger und Limbecker Straße . Die Spitzenmieten dort sind im Vergleich zum Vorjahr um 10 bis 15 Euro pro Quadratmeter zurückgegangen, wie der am Mittwoch veröffentlichte Gewerbemietspiegel der Grundstücksbörse Ruhr/Immopromeo zeigt. „Das ist eine Tendenz, die wir bislang so noch nicht kannten“, sagte Makler Klaus-Peter Großmann. Vor allem gelte dies für große Einzelhandelsflächen über 200 Quadratmetern. Für diese Läden betrugen die Spitzenmieten zuletzt 30 bis 50 Euro für den Quadratmeter.

Auffällig auch: Die Mietpreise in der bislang teuren Innenstadt nähern sich mittlerweile denen in Rüttenscheid an. Dort wiederum ziehen die Preise nämlich wegen der begehrten Lage an.

Viele Leerstände auf großen Flächen

Dass die Mieten in der City sinken, hat aus Sicht von Großmann mehrere Ursachen. „Die Flächennachfrage ist sehr eingeschränkt.“ Besonders Läden über mehrere Etagen ließen sich kaum mehr vermarkten. Die langen Leerstände im ehemaligen Sportscheck, bei Pohland oder am alten Standort der Mayerschen bewiesen dies. „Solche Großflächen werden so nicht mehr vermietbar sein.“

Hinzu komme, dass der Kostendruck bei den Filialisten im Einzelhandel auch wegen des boomenden Onlinehandels zunimmt. Viele Unternehmen setzen sich daher kleiner, wie jüngst die Beispiele Mayersche oder H&M zeigten. Zu viele Flächen auf der einen Seite, weniger Mietinteressenten auf der anderen – das drückt die Preise. „Viele Vermieter sind nunmehr bereit, beim Mietpreis nachzulassen und auch flexiblere Mietverträge abzuschließen“, sagt Großmann.

Makler sehen bei Mieten keinen Sinkflug mehr

Zu einer ähnlichen Einschätzung wie die Grundstücksbörse Ruhr kommt der jüngste Einzelhandelsreport des Maklerunternehmens BNP Paribas Real Estate. „Die Situation der Essener Lauflagen ist seit einigen Jahren von einem insgesamt schwierigen Marktumfeld und mehreren Leerständen gekennzeichnet“, heißt es darin. Auch BNP Paribas kommt zu dem Ergebnis, dass die Spitzenmieten in beiden Einkaufsstraßen um zehn Euro gesunken sind. Zumindest in der Prognose für dieses Jahr sieht BNP keinen weiteren Sinkflug mehr.

Zumindest aber bei der Nachfrage nach kleineren Ladenflächen ist die Innenstadt immer noch gefragt, auch wenn die Interessenten nicht mehr Schlange stünden. Im vergangenen Jahr gab es auf der Kettwiger Straße acht Neuvermietungen, darunter Hunkemöller, Aust Fashion und die Parfümerie Rituals. Mit dem Kaufhaus Woolworth zieht auch wieder ein Händler auf eine größere Fläche auf der Kettwiger.

Chance für die Essener Innenstadt

Über die Qualität der Neuvermietungen wird derweil viel diskutiert. „Dass die Kettwiger Straße in der Vergangenheit eher hochwertigere Geschäfte anzog und die Limbecker eher die preiswerten – das wird man so nicht mehr erleben“ , glaubt Großmann.

Generell stecken der Einzelhandel und damit auch die Innenstädte in einer Umbruchphase, sagt er. Die Entwicklung müsse daher auch Vermieter zum Nachdenken bringen, wie sie ihre Immobilien nachhaltig vermieten könnten. Dabei könnte das Thema Wohnen in der Innenstadt wieder stärker in den Fokus rücken und der City neue Impulse bringen. Derzeit stehen dagegen viele Häuser in den oberen Bereichen leer, weil die Vermieter bisher gut allein von den Ladenmieten leben konnten. In den nächsten fünf bis sechs Jahren, glaubt Großmann, werde sich der Handel und damit auch die Innenstadt deutlich verändern.