Essen. Elfriede Olejnik wird am 14. Mai 108 Jahre alt. Sie blickt auf ihr Jahrhundert, zu dem Familiengeschichte, zwei Weltkriege und Lebensmut zählen.

Berichtet Elfriede Olejnik aus ihrem Leben, dann gehören neben Schulzeit, Beruf, der Familiengründung und der großen Leidenschaft fürs Singen auch zwei Weltkriege dazu. Sie blickt immerhin beinahe auf das gesamte vergangene Jahrhundert zurück, denn sie wurde am 14. Mai 1910 geboren. Nun feiert Elfriede Olejnik ihren 108. Geburtstag und ist somit die älteste Essenerin.

„Als kleines Mädchen schon kokett, zu allen Menschen immer nett“, so

Historisches Foto von Elfriede Olejnik. Sie wird am 14. Mai 108 Jahre alt und ist damit wohl Essens älteste Bewohnerin. Foto: Klaus Micke / FUNKE Foto Services
Historisches Foto von Elfriede Olejnik. Sie wird am 14. Mai 108 Jahre alt und ist damit wohl Essens älteste Bewohnerin. Foto: Klaus Micke / FUNKE Foto Services © Klaus Micke

haben die Enkel und Urenkel ihre Oma und Uroma zum 90. Geburtstag beschrieben. Elfriede Olejnik hat sich diese Geselligkeit, ihre Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit über die Jahrzehnte bewahrt, obwohl sie in diesen auch viel Leid und frühe Verluste erlebte. Noch bevor sie eingeschult wird, bricht der Erste Weltkrieg aus. Elfriede Olejnik verliert ihren Vater und zwei Brüder. „Ich bin Wege gegangen, die nicht jeder geht“, beschreibt sie und berichtet von Verstecken, in die sie im Zweiten Weltkrieg flüchtet.

Als Schülerin entwickelt sie sich zur Klassenbesten

Als Schülerin entwickelt sie sich rasch zur Klassenbesten. Fleißig und wissbegierig lernt sie nicht nur Lesen, Schreiben und Mathematik, sondern probiert Sportarten aus und singt am liebsten: auf Bühnen, im Gesangsverein, auf Hochzeiten und heute manchmal im Chor im Steeler Seniorenzentrum Martineum, wo sie seit acht Jahren lebt. Schwarz-Weiß-Bilder ihrer Familie am Anfang des 20. Jahrhunderts schmücken in ihrem Zimmer ebenso die Wände wie zahlreiche Fotos ihrer drei Enkel und vier Urenkel, auf die sie so stolz ist.

Zum Alltag ihrer Uroma gehört nach wie vor die Gymnastikstunde, bei der sie ihr Bein höher hebt als manch jüngere Turnerin. Das berichtete Elfriede Olejnik nicht nur, sie macht es auch gleich vor und hofft, dass sie weiterhin so fit und gesund bleibt. „Ich bin ja nicht mehr die Jüngste“, fügt sie schmunzelnd hinzu – auch wenn sie sich gar nicht so alt fühle.

Ein fröhlicher Mensch sei sie immer schon gewesen, sagt Elfriede Olejnik über sich selbst.
Ein fröhlicher Mensch sei sie immer schon gewesen, sagt Elfriede Olejnik über sich selbst. © Kerstin Kokoska

Zur Welt kam sie im Kreis Königsberg. Ihr Weg führte sie dann nach dem Ersten Weltkrieg nach Gelsenkirchen-Buer. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als Elfriede Olejnik Ehefrau und zweifache Mutter ist, beweist sie ihr Talent beim Tauschen, Handeln und Feilschen. In ihrem erlernten Beruf als Schneiderin arbeitet sie unermüdlich und näht Kleider für die Nachbarschaft, während ihr Mann auf der Zeche beschäftigt ist. Sie erinnert sich an ein Jahr, als die Jungen und Mädchen in Fallschirmseide zur Kommunion gingen, weil keine anderen Stoffe da waren. Statt die Not zu beklagen, „habe ich immer das gemacht, was getan werden musste“, sagt die 108-Jährige und ist fest davon überzeugt, dass das nicht falsch gewesen sei.

„Freude ist die beste Medizin“

Die schönste Zeit erlebte Elfriede Olejnik im Alter zwischen 40 und 50, beschreibt ihre Familie. Sie reist gern mit ihrem Mann, wenn das Ersparte es zulässt, wird zum ersten Mal Oma und genießt das Familienleben, das ihr so wichtig ist. Nach dem Tod ihres Mannes vor 47 Jahren bleibt sie jedoch allein. Eine zweite Heirat hat sie nicht ausgeschlossen, und sie kommt auch mit allen Menschen gut aus, nur sei eben nicht noch einmal der Richtige gekommen, hat sie zu ihrem 107. Geburtstag erzählt.

Wenn Elfriede Olejnik ihren 108. Geburtstag im Kreise ihrer Familie feiert, dann sind ihre Wünsche so bescheiden wie sie selbst es immer gewesen ist. Statt Geschenke zu erhalten, möchte sie vielmehr ihren Lieben eine Freude machen und bleibt damit ihrem Lebensmotto treu: „Freude ist die beste Medizin.“

„Ich bin ein froher Mensch, der gern unterhält und der sich freut, von netten Menschen umgeben zu sein“, sagt Elfriede Olejnik, die den Lebensmut und Optimismus in ihrem persönlichen Jahrhundert erhalten hat. Sie sei niemand, der aufgebe, knurre oder mürrisch sei, sagt sie und lächelt: „Das wird so bleiben, auch wenn ich noch älter werde. Daran ändere ich nichts mehr.“

>>63 ESSENER SIND ÄLTER ALS 100 JAHRE

In Essen leben insgesamt 63 Menschen, die 101 Jahre alt oder älter sind. „Darunter sind 56 Frauen und sieben Männer“, nennt Stadtsprecherin Isabel Razanica den Stand vom 31. März 2018.

Zwischen 101 und 103 Jahre alt sind 42 Essener, es sind 39 Frauen und drei Männer.

21 Bürger sind 104 bis 107 Jahre alt, darunter 17 Frauen und vier Männer.