Essen-Steele. . Elfriede Olejnik aus Steele wurde am 14. Mai 1910 geboren. Ihren Geburtstag feiert sie im Kreis ihrer Familie, zuvor aber geht sie zur Wahl.

Dass sie einmal ein so hohes Alter erreichen würde, darüber hat Elfriede Olejnik nie nachgedacht. Es lief einfach immer so weiter, sagt sie lächelnd: Am Sonntag, 14. Mai, feiert sie nun ihren 107. Geburtstag. Sie ist aber nicht nur die zweitälteste Essenerin, Elfriede Olejnik ist vor allem bis heute ein fröhlicher und zufriedener Mensch.

Gäbe es ein Geheimnis, um so alt zu werden und so munter zu bleiben, sie würde es verraten. Statt eines Geheimnisses aber hat die 106-Jährige eine Lebensweisheit: „Freude ist die beste Medizin und durch nichts zu ersetzen.“ Dabei hat Elfriede Olejnik durchaus manchen traurigen Moment in ihrem Jahrhundert erlebt. Als sie gerade einmal vier Jahre alt war, brach der Erste Weltkrieg aus. Ihr Vater und die beiden älteren Brüder starben im Krieg.

Sehr gute Schülerin und Sängerin

Sie ist immer ein fröhlicher Mensch geblieben: Elfriede Olejnik feiert am 14. Mai ihren 107. Geburtstag im Kreis ihrer Familie.
Sie ist immer ein fröhlicher Mensch geblieben: Elfriede Olejnik feiert am 14. Mai ihren 107. Geburtstag im Kreis ihrer Familie. © Kerstin Kokoska

„Ich war noch nicht in der Schule, da hatte ich schon Pflichten und habe auf meinen kleinen Bruder aufgepasst, während meine Mutter auf der Kokerei gearbeitet hat“, erinnert sie sich an einen braven Jungen, den alle Fritz nannten und der ihr Liebling war. In Erinnerung hält sie auch ihre Großmutter, die sie sehr lieb hatte und deren Verlust schwer wog.

Später in der Schule war Elfriede Olejnik eine sehr gute Schülerin, als Erwachsene blieb sie bescheiden und zurückhaltend. Sie hat gern Sport gemacht, ihr Leben lang stets alles ausprobiert und am liebsten gesungen: im Gesangsverein und auf vielen Hochzeiten. „Es waren so viele, eine schöne als die andere.“ Und wenn heute ihre einst wunderbare Stimme etwas heiser wird, greift sie zur Mundharmonika und macht Musik, die dann im Martineum bis auf den Flur dringt.

Gymnastikstunde gehört jede Woche zum Programm

In das Steeler Seniorenzentrum zog sie vor sieben Jahren, nimmt hier am Singkreis, der wöchentlichen Gymnastikstunde („Ich habe immer gern geturnt“) und den Konzerten teil. Zuvor hat sie rund 20 Jahre bei ihrer Tochter in Freisenbruch gelebt und sich dort in der Kirchengemeinde engagiert. Geboren wurde sie aber im Kreis Königsberg, nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie dann nach Gelsenkirchen-Buer. Elfriede Olejnik heiratete, bekam 1932 eine Tochter und ein Jahr später ihren Sohn.

77 Essener sind älter als 100 Jahre

In Essen leben 77 Menschen, die älter als 100 Jahre sind, nennt Stadtsprecherin Hannah Hettinger den Stand vom 31. März 2017.

71 der über 100-jährigen Bürger sind Frauen.

23 Essener sind 101 Jahre alt. Unter den 102- bis 104-Jährigen sind ausschließlich Frauen: 19 sind 102 Jahre alt; 15 sind 103 Jahre alt und fünf sind 104 Jahre alt.

105 Jahre alt sind sieben Bürger und acht sind zwischen 106 und 108 Jahre alt. Eine 108-Jährige ist die älteste Essenerin.

Während ihr Mann auf der Zeche arbeitete und bei der Feuerwehr half, nähte die gelernte Schneiderin zu Hause für die Nachbarn und für ihre Kinder, die damals in Kleidern aus Fallschirmseide zur Konfirmation gingen. „So wurde die Feier trotz Armut sehr schön“, sagt Elfriede Olejnik, die damals viel gearbeitet hat und heute scherzt: „Geschadet hat das nicht, aber schöner wird man auch nicht.“ Es kam sogar etwas Erspartes zusammen, von dem das Ehepaar ausgehen konnte.

„Man bekommt ja nicht immer das, was man möchte.“

„Man muss nicht alles haben“, sagt sie, „aber wenn man sich etwas erlauben kann, dann ist es umso schöner.“ Dazu gehörten die Reisen mit ihrem Mann in den Harz. Nach seinem Tod vor 46 Jahren hat sie ihr Leben allein gemeistert. Vielleicht hätte sie noch ein zweites Mal geheiratet, wenn sie den Richtigen gefunden hätte. „Aber man bekommt ja nicht immer das, was man möchte.“

Fragt man Elfriede Olejnik heute nach ihren Wünschen, hofft sie auf Gesundheit und noch ein bisschen Zeit mit ihrer Familie, mit den vielen „bildhübschen“ Enkeln und Urenkeln. Mit ihnen wird sie am morgigen Sonntag ausgehen, um ihren Geburtstag in der Gaststätte ihrer Nichte zu feiern.

Zuvor geht sie wählen, so wie sie es immer tat: „Die Partei, die mir am nächsten steht.“ Über das politische Geschehen informiert sie sich nach wie vor in der Zeitung. Sie liest aber auch sonst sehr gern, verzichtet dafür auf ihren Mittagschlaf. Und wenn sie jemand fragt, warum sie oftmals mehr weiß als manch anderer, dann antwortet Elfriede Olejnik: „Ich bin ja länger auf der Welt.“