Essen. . Das Essener Grugabad und das Freibad „Hesse“ am Kanal in Dellwig öffneten erstmals ihre Pforten. Über 100 Badegäste in den ersten Stunden

Das kann man wohl einen Traumstart nennen: Bei strahlendem Sonnenschein ist am Samstag in Essen die Freibadsaison 2018 eröffnet worden. Das erste Wochenende hat dabei alle Erwartungen gesprengt: „Wir hatten schon am Samstag 800 Badegäste – heute dürften es locker doppelt so viele gewesen sein“, meldete am Sonntagabend Schwimmmeister Dominik Waap aus dem Grugabad. „So etwas habe ich hier noch nicht erlebt.“ Auch aus dem Hesse in Dellwig kamen Rekordzahlen: „Heute kamen vielleicht 1000 Besucher – wir haben noch keinen Überblick“, sagte Betriebsleiter Sven Prochnow. „Aber es ist wirklich ein sehr, sehr guter Start in die Saison.“

Ein üppiges „Anschwimm-Frühstück“ gab es erstmals auch im Grugabad, das der neu gegründete Verein „Grugabad-Freunde“ am Rande des Schwimmer-Beckens organisiert hatte. „Wir wollen das Grugabad wieder stärker ins Bewußtsein der Essener rücken“, betonte die Vereinsvorsitzende Heide Koch. Aus dem Beteiligungsprozeß zur Zukunft des Grugabades haben sich rund 30 engagierte Bürger zusammengeschlossen, im Winter den Verein gegründet: „Wir wollen mit kurzfristigen Aktionen für das Grugabad werben und das Image des Bades verbessern.“ Der Erhalt der Anlage, vor allem des architektonischen 60er-Jahre-Bildes, sei erklärtes Ziel: „Dafür werden wir kämpfen.“

U-Bahn-Haltestelle umbenennen

Auf Facebook und im Internet ist der Verein bereits aktiv, ein Flyer wird reichlich verteilt, zur Eröffnung hatte der Verein zur „Verkleidungsaktion“ aufgerufen, viele Besucher kamen kostümiert mit phantasievollen Bademützen, Perücken oder Sonnenbrillen.

Es gibt natürlich auch ernstere Anliegen: Aktuell werben die Grugabad-Freunde für eine Umbenennung der U-Bahn-Haltestelle in „Messe/Grugabad“. Eine entsprechende Initiative sei bereits an Politik, Stadt und Ruhrbahn herangetragen. Erste Reaktionen seien positiv ausgefallen, nur von der Ruhrbahn gebe es noch keine Antwort.

So ein Bad gibt’s nicht in Berlin

Immerhin, das Alleinstellungsmerkmal des Grugabades hat sich sogar bis nach Berlin herumgesprochen: „So ein Bad gibt es nirgendwo in Berlin“, sagt Simone Elsing, die extra zum Start der Freibad-Saison aus Berlin angereist ist. „Ich habe als Kind im Grugabad meine Sommerferien verbracht“, erzählt sie, und deshalb komme sie schon seit vielen Jahren zum Saisonstart, davon lasse sie sich nicht abhalten: „Einmal hat es sogar geschneit.“

Davon kann dieses Jahr nun wirklich keine Rede sein: „Das ist ein Traumstart“, schwärmt Betriebsleiter Thomas Schulte, der sonst nicht selten im Regen eröffnet. Eine lange Schlange hat sich am Morgen vor dem Tor gebildet, ganz vorne stehen Andrea und Heinz: „Wir sind jedes Jahr die ersten.“ An so einem schönen Tag morgens 1000 Meter zu schwimmen, „in die aufgehende Sonne“, das habe schon was. Später sitzen beide beim Frühstück: „Das war wieder ein wunderbares Erlebnis.“ Das teilen sie mit einer bunten Besucherschar: Vom Kleinkind bis zum Rentner, vom Studenten bis zum Anwalt, der vor der Arbeit in der Kanzlei den Kreislauf auf Schwung bringen will: „ Das ist das Schöne an diesem Bad, hier treffen sich alle Menschen und hier funktioniert das Zusammensein, das ist alles sehr familiär“, sagt Thomas Schulte.

Nur noch eine Welle pro Stunde

In der Tat: einige Kinder tummeln sich sogar im unbeheiztem 18 Grad kalten Nichtschwimmerbecken, nebenan warten die ersten Badegäste auf die erste Welle des Jahres. Um 9 Uhr rauscht sie durch das Becken – und in diesem Jahr erstmals nur noch einmal zur vollen Stunde. Die alte Technik spielt nicht mehr mit. Rund 15 Millionen Euro müsste die Stadt investieren, um den Bestand zu sichern. Für die meisten Besucher beim Saisonstart im Grugabad steht die Antwort da schon fest: „Das wäre gut angelegtes Geld.“