Essen. . Am Dienstag hat Verdi den öffentlichen Dienst auch in Essen zum Warnstreik aufgerufen. Die EBE sind aus einem kuriosen Grund nicht dabei.
Die orangefarbenen Truppen, sie gehören zu Streiks im öffentlichen Dienst wie das Transparent zur Demo. Kommenden Dienstag aber üben die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) ungewohnte Zurückhaltung: Anders als etwa die Beschäftigten bei Ruhrbahn, Kitas oder Job-Centern werden sie im Dienst sein, die bezirkliche Arbeitskampf-Leitung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will es so, sagt EBE-Betriebsratschef Michael Kellermann. Grund dafür: Man wolle angesichts der für Dienstag und Mittwoch anstehenden Betriebsratswahlen im Hause keinen Anlass für eine mögliche Anfechtung auf dem Rechtsweg geben.
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Kellermann räumt ein, dass diese Zurückhaltung vielen Kollegen missfällt, zumal angesichts eines gewerkschaftlichen Organisationsgrades von gut 80 Prozent bei der EBE: „Klar gibt es da Ärger bei Kollegen, die ihrer Lohnforderung besonders Nachdruck verleihen wollen.“
EBE-Mitarbeiter würden rüde beschimpft
Und dies, obwohl die Müllwerker sich nach erfolgten Streiks auf ihren Nachhol-Touren einiges anhören müssen: „Die Kollegen werden nicht selten beschimpft und bespuckt – so schlimm, wie ich es noch nie erlebt habe“, sagt Kellermann, der selbst 22 Jahre auf dem Müllwagen mitgefahren ist. Der Umgang sei um einiges ruppiger als früher, vor allem bei ärmeren Leuten und bei den besonders gut gestellten: „Die große Masse bringt Verständnis auf“, auch wenn die Streiktage nicht komplett in der gleichen Woche, sondern Zug um Zug aufgeholt werden: „Wenn Bus und Bahn nicht fahren, sind die Leute nach ein paar Minuten von der Haltestelle verschwunden. Unser Müll bleibt aber stehen.“ Vor allem Zuwanderer brächten dafür oft kein Verständnis auf. Sie werden sich dran gewöhnen müssen: Sollten die Tarifverhandlungen scheitern, liegt der Plan für einen vierwöchigen Erzwingungsstreik fertig in der Schublade.
Kitas: Hotline für betroffene Eltern
Die Busse und Bahnen der Ruhrbahn bleiben indes am kommenden Dienstag sehr wohl im Depot. Und auch weite Teile der Stadtverwaltung, Kitas, die Volkshochschule oder Sporteinrichtungen sind von dem ganztägigen Ausstand betroffen. Möglicherweise bleibt das Rathaus ganz geschlossen. Die Gewerkschaft rechnet in Essen mit 3500 bis 4000 Teilnehmern, wie Henrike Eickholt von Verdi Essen betont. Sie werden an diesem Tag zur zentralen Kundgebung nach Dortmund fahren.
Dass der Warnstreik erneut auf einen Dienstag fällt und damit wieder die gleichen Kurse etc. betroffen sind wie beim letzten Streiktag vor drei Wochen, hat derweil bei so manchem Bürger für besonderen Unmut gesorgt. „Das tut uns leid. Aber die Planungen wurden diesmal bundesweit koordiniert. Wir als Bezirk Essen haben da keinen Einfluss“, sagte Eickholt. Zumindest dürften betroffene Bürger aufatmen, dass wenigstens der Müll am Dienstag abgeholt wird und nicht wieder vor den selben Haustüren stehen bleibt.
Wie schon beim letzten Streik rechnet die Stadtverwaltung aber wieder mit „erheblichen Auswirkungen auf das Betreuungsangebot der 49 städtischen Kitas und hat deshalb ein Infotelefon eingerichtet. Mitarbeiter des Jugendamtes beantworten Fragen unter 0201/88 51205. Die Hotline ist Montag, 9. April, ab 7 Uhr besetzt. Zudem gibt es aktuelle Infos auch auf der Internetseite.
Kurse an der Volkshochschule fallen aus
Ausfälle sind auch in der schulischen Betreuung möglich, so die Stadt weiter. Deshalb sind für den Fachbereich Schule: Gunther Paas (Telefon: 88 40311) erreichbar, und für den Offenen Ganztag und die Betreuung „Schule von acht bis eins“ Annette Tischler ( Telefon: 88 54478).
An der Volkshochschule fallen am Dienstag alle Kurse aus. Über Nachholtermine werde informiert. Des Weiteren sind auch Mitarbeiter des Jobcenters, der Arbeitsagentur, städtischer Krankenhäuser, der Stadtwerke und der Sparkasse zur Streikteilnahme aufgerufen.