Essen. Zwei Männer sollen einen Bekannten erschlagen und die Leiche in einem Essener Keller unter Planen versteckt haben. Nun hat der Prozess begonnen.

Sie wirken nicht wie 26-jährige Männer, eher jünger. „Weicheier“, entfährt es einem Journalisten spontan, als Alexander H. aus Schonnebeck und Wolfgang N. aus dem Südostviertel den Gerichtssaal betreten. Mord wirft Staatsanwältin Birgit Jürgens den beiden Essenern vor. Heimtückisch und aus Habgier sollen sie am 7. September 2017 den 60 Jahre alten Peter S. brutal getötet haben, um an sein Geld zu kommen. Seine Leiche versteckten sie im Keller des Hauses, in dem Alexander H. lebte. Sechs Wochen später entdeckten Polizisten den Toten, neben ihm lag dessen Hund Woody, ebenfalls erschlagen.

Weinen ist zu hören, als am Freitag vor dem Schwurgericht die Mordanklage verlesen wird. Peter S. galt im Tierheim, wo er gearbeitet hatte, als beliebter Mitarbeiter. Auch viele Schonnebecker sprachen gut über ihn. Sie kannten ihn, weil er seinen Hund dort ausführte.

Geldsorgen plagten Alexander H. seit längerer Zeit

Es ist ein harter Kontrast im Saal: Auf der einen Seite diese harmlos wirkenden Angeklagten, beide bislang ohne Vorstrafen, auf der anderen die brutale, kaltblütig erscheinende Tat. Wolfgang N. ging zumindest einer Arbeit nach, Alexander H. lebte dagegen in den Tag hinein, verfolgte unrealistische Pläne der Selbstständigkeit. Mit seinen Eltern lebte er im Eigenheim, laut Anklage in einer „völlig verwahrlosten Dachgeschosswohnung“.

Und Geldsorgen plagten Alexander H. seit längerer Zeit. Vom späteren Opfer hatte er sich 5000 Euro geliehen, sagt die Anklage. Von Wolfgang N. sogar 12.500 Euro. Beide drängten im Sommer 2017 auf Rückzahlung. Gerade Wolfgang N. hatte ein Problem. Denn die verliehenen 12.500 Euro hatte er für eine Kollegin seiner Mutter nur aufbewahrt, die das Geld vor Ansprüchen des Job-Centers verbergen wollte. Jetzt brauchte sie es, weil sie ein Auto kaufen wollte.

Im Keller soll er mit einem Gummihammer zugeschlagen haben

Alexander H. soll einen perfiden Plan ersonnen haben, folgt man der Anklage: Am 7. September soll er Peter S. mit der Lüge in den Keller seines elterlichen Hauses gelockt haben, dass dort ein Tresor stehe und S. sein Geld bekomme. Der 60-Jährige ging mit, doch im Keller soll der mit einer Sturmhaube maskierte Wolfgang N. gestanden und mit einem Gummihammer auf den Älteren eingeschlagen haben. Weil das am Boden liegende Opfer „noch röchelte“, habe schließlich Alexander H. mit einem Messer auf den Mann eingestochen.

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Anschließend sollen die beiden den Leichnam in eine Ecke des Kellers gerollt und mit Plastikplanen bedeckt haben. Es dauerte sechs Wochen, bis der Tote gefunden wurde. Angeblich hatte in dieser Zeit niemand etwas gerochen.

Die 26-Jährigen legten laut Anklage noch eine Spur zur Ablenkung, fuhren den Wagen ihres Opfers zum Baldeneysee, ließen ihn dort stehen. Das sollte vortäuschen, dass Peter S. aus Verzweiflung über die Krankheit seines Hundes Selbstmord begangen habe.

Polizei suchte lange nach dem 60-Jährigen

Mehrere Wochen lang suchte die Polizei nach dem vermissten 60-Jährigen. Dann erfuhren die Beamten, dass dieser Alexander H. Geld geliehen habe. Sechs Wochen nach der Tat fuhren sie zu ihm, nahmen sofort den Leichengeruch aus dem Keller wahr. Der 26-Jährige soll die Tat nicht abgestritten haben, er sei von Peter S. aber angegriffen worden. Seit dem 13. Oktober sitzt er in Untersuchungshaft.

Weitere Ermittlungen führten die Polizei zu Wolfgang H., der seit dem 20. Dezember inhaftiert ist. Er bestritt zunächst, räumte aber später eine Tatbeteiligung ein. „Von einer Tötung des Mannes hat er aber nichts gewusst und sie auch nie gewollt“, erklärte sein Verteidiger Timo Scharrmann.

Zum Prozessauftakt des auf zehn Tage terminierten Verfahrens schwiegen die Angeklagten. Später wollen sie sich einlassen, sagten ihre Verteidiger. Erst müssten noch fünf Aktenordner geprüft werden, die erst vor wenigen Tagen von der Staatsanwaltschaft eingereicht wurden.