Essen. . Szene kennt Opfer und Tatverdächtigen gut. 25-Jähriger soll mit Mischling Woody spazieren gegangen sein, als Herrchen längst tot im Keller lag.
- Die Hundefreunde im Hallopark sind wie eine große Familie, die Trauer über den Tod von Peter S. ist groß
- Zeugen: Der Tatverdächtige ging mit Mischling Woody spazieren, als Herrchen schon tot im Keller lag
- Andere berichten, dass der 25-Jährige aus Schonnebeck unbedingt reich werden wollte
Die Hunde tollen ausgelassen auf der weitläufigen Wiese im Hallopark, und die Männer und Frauen auf der Bank schütteln fassungslos den Kopf. Fassungslos, weil sie seit Sonntag die traurige Gewissheit haben, dass ihr guter Freund Peter S. umgebracht wurde. Der 60-Jährige war wochenlang ein rätselhafter Vermisstenfall, jetzt ist er ein Fall für die Mordkommission.
Alex H. (25) aus Schonnebeck steht unter dem dringenden Verdacht, seinen Bekannten getötet zu haben. Der Kriminalfall wühlt die große Hundefreunde-Szene im Hallopark auf. „Ich bin geschockt, damit hat keiner von uns gerechnet“, sagt eine Frau, die – wie viele andere auch – von sich behauptet, beide gut zu kennen: das Opfer und den mutmaßlichen Täter. Das Tatmotiv? Die Tatwaffe? „Kein Kommentar“, wehrt Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens Anfragen dieser Zeitung ab.
In den Gesprächen im Hallopark mischen sich derweil Gewissheit, Halbwahrheit und pure Spekulation. Peter sei erschlagen und im Keller in einer Plastikfolie eingewickelt worden, will jemand aus Polizeikreisen erfahren haben. Um zu verhindern, dass Gestank nach draußen drang, soll der Täter eigens eine desinfizierende Flüssigkeit versprüht haben.
Alex H. soll sich im Hallopark nach Neuigkeiten im Vermisstenfall erkundigt haben
Fest steht, dass Alex H. seinem Opfer massive Verletzungen an Kopf und Hals zugefügt hat. Die Tatwaffe ist sichergestellt. Neben dem getöteten Herrchen entdeckten die Ermittler auch seinen toten Hund „Woody“. Doch damit ist nicht gesagt, dass Hund und Herrchen zum selben Zeitpunkt getötet wurden. Verschiedene Zeugen versichern, dass sie den Tatverdächtigen im September gesehen haben, wie er mit Schäferhund-Mischling Woody durch die Siedlung lief. Zu einem Zeitpunkt, als die Polizei schon fieberhaft nach dem Vermissten sucht. Die Vorstellung, dass Peter da schon tot im Keller liegt, finden die Hundefreunde „entsetzlich“. Und fragen: „Haben die Eltern nix gemerkt?“.
Eine Zeugin erinnert sich gut daran, dass Alex mehrmals im Hallopark auftauchte, um sich nach Neuigkeiten zu erkundigen. Ob Peter schon gefunden sei? Ob die Polizei was gesagt habe? Mal habe der 25-Jährige öffentlich die Vermutung geäußert, Peter S. sei wohl freiwillig aus dem Leben geschieden.
Quartier mit gepflegte Gärten – bis auf eine Ausnahme
Makaber: Zu diesem Zeitpunkt muss der Vermisste längst tot im Keller des Reihenhauses gelegen haben. Ein Eigenheim, in dem der Tatverdächtige mit seinen Eltern lebt. Früher soll es der Großmutter gehört haben.
Der Doppelbock von Schacht XII überragt die Dächer der Reihenhäuser, einst wohnten hier nur Zollvereiner: auf der einen Seite die Steiger, auf der anderen Angestellte und Kumpel. Königsblaue Fahnen in den Gärten verraten, dass Gelsenkirchen und der S04 auch emotional sehr nahe sind. Die Gärten picobello gepflegt, die Vorgärten liebevoll dekoriert – ein intaktes Quartier, offenbar ohne große soziale Verwerfungen. Nur das Tatort-Haus fällt aus der Reihe: vorne wuchert Unkraut im vermoosten Pflanzbeet, der Garten hinten raus wirkt ebenfalls vernachlässigt. „Das sieht schon seit Jahren so aus“, sagt eine Anwohnerin.
„Der hat immer nett gegrüßt“
Bis Dienstag sollen Kripoleute dort mit der Spurensicherung beschäftigt gewesen sein. Die Rollläden sind heruntergelassen, ein Fenster im Treppenhaus steht auf kipp. Der Stadtanzeiger, der auf der Treppe liegt, meldet heute auf der Titelseite: „Leiche im Keller entdeckt“.
Alex H. soll sich bei Peter S., der vier Wochen vor seinem Verschwinden einen Hausmeisterjob im Tierheim übernommen hatte, Geld geliehen haben. Von 5000 Euro ist die Rede. Diese Schulden könnten das Tatmotiv sein. „Uns hat Alex erzählt, dass er eine Schlüsseldienstfirma verkauft hat und mit zwei Kollegen eine Immobilienagentur gegründet hat“, sagt eine Frau im Hallopark. Mehrfach habe er in der Szene getönt, unbedingt reich werden zu wollen. Aber jemand sagt: „In Wirklichkeit hat er nichts auf die Kette gekriegt.“
Nachbarn in der Siedlung beschreiben Alex H. als einen unauffälligen jungen Mann. Einer sagt: „Der hat immer nett gegrüßt.“