Essen. . Im Mai beginnt die Gesundheitsaktion von AOK und „Essen forscht und heilt“. 400 Unternehmen aus der Stadt werden eingeladen mitzumachen.
Was oft schleichend und unbemerkt beginnt, kann böse enden: Diabetes – eine Volkskrankheit und trotzdem für viele die große Unbekannte. Etliche Menschen sind von der Stoffwechselstörung oder einer Vorstufe betroffen, ohne es zu ahnen. Das soll sich zumindest in Essen ändern. In wenigen Wochen startet eine Früherkennung, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft „Essen forscht und heilt“ zusammen mit der AOK Essen/Mülheim. Ähnlich wie bei der Darmkrebsprävention vor einigen Jahren, bei der sich bis heute über 100 000 Menschen testen ließen und die weite Kreise über Essen hinaus zog, sollen auch bei der Aktion „Versteckten Diabetes frühzeitig erkennen“ wieder die Arbeitgeber mit ins Boot geholt werden.
Vorbild ist der große Darmkrebstest
„Beim Darmkrebstest haben wir die Ein-Mann-Trinkhalle ebenso erreicht wie große Unternehmen“, sagt Winfried Book von der EWG-Gesundheitswirtschaft und Leiter der Geschäftsstelle „1000 Leben retten Ruhr“, die sich um die Darmkrebsvorsorge kümmert. Die Diabetes-Erkennung soll ähnlich groß werden. In diesen Tagen gehen rund 400 Einladungen an Unternehmen in Essen und Mülheim heraus. Das Prinzip läuft so: Der Arbeitgeber entscheidet, ob er sich beteiligen möchte. Dann gibt er die Einladung an seine Mitarbeiter weiter und übernimmt die Kosten für den Test, die sich auf rund neun Euro pro Person belaufen sollen. Jeder Mitarbeiter, der mitmacht, bekommt den Test nach Hause. Alles anonym. Der Chef wird also nicht erfahren, wer sich testen lässt und schon gar nicht, wer krank ist.
„Im Gegensatz zu den Blutzuckertests, die man in der Apotheke machen kann, zeigt der Test, mit dem wir bei der Aktion arbeiten, einen verlässlichen Langzeitwert an“, sagt Rainer Voss, Regionaldirektor der AOK. Bestimmt werde hier der so genannte HbA1-C-Wert. Hierzu wird ein winziger Blutstropfen in ein mitgeliefertes Röhrchen gegeben und zum Labor geschickt. Innerhalb einer Woche stehe das Ergebnis fest. Der Patient bekomme dann einen Brief, in dem entweder steht, dass alles in Ordnung ist oder aber, dass er sich zu einer genaueren Abklärung bei seinem Hausarzt melden soll.
Ziel sei, dass man sich auch privat an der Aktion beteiligen kann. Das dürfte dann besonders für Rentner, Hausfrauen und Menschen, deren Arbeitgeber nicht mitmachen will, interessant sein. Dann müssen die neun Euro für den Test allerdings selbst gezahlt werden. Rainer Voss geht fest von einem Erfolg der Aktion aus und von einer großen Mitmach-Bereitschaft der Unternehmen: „Arbeitgeber sind an einer gesunden Belegschaft interessiert. Die hohen Krankenstände sind in vielen Firmen ein Problem.“
Essen schneidet schlecht ab
Die beiden Partner „Essen forscht und heilt“ und AOK haben das Thema Diabetes nicht zufällig für ihre nächste Großaktion ausgewählt. „Bei der Zahl der bereits diagnostizierten Diabetes-Fälle sehen wir in Essen sehr schlecht aus“, sagt AOK-Sprecher Helmut Kiedrowicz. Im Städtevergleich des AOK-Gesundheitsreports lag Essen zuletzt auf dem letzten Platz von 28 Städten und Kreisen. Nirgendwo sonst gab es so viele Fälle, fast 13 Prozent der Versicherten waren betroffen. Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Veranlagungen gelten als Auslöser für Diabetes.
Auftaktveranstaltung am 3. Mai im Rathaus Essen
Die Auftaktveranstaltung zu der Aktion „V
ersteckten Diabetes frühzeitig erkennen“ ist für Donnerstag, 3. Mai, geplant. Initiatoren und Vertreter der interessierten Arbeitgeber treffen sich um 16.30 Uhr im Essener Rathaus.
Bei einer Podiumsdiskussion sprechen u.a. Prof. Dagmar Führer (Uniklinik Essen), Dr. Ralph Bierwirth (Contilia Diabetes Zentrum Essen) und Dr. Tobias Ohde (Ambulantes Diabetes Zentrum Essen-Nord).