Essen. . In keinem anderen Beruf fallen in Essen so viele Mitarbeiter aus wie in der Pflege. Oft geht es um Rückenschmerzen und psychische Probleme.
Viele Pfleger arbeiten an ihrer Belastungsgrenze. Diese Nachricht schlägt sich auch in Zahlen nieder. In keiner anderen der untersuchten Berufsgruppen fallen in Essen so viele Mitarbeiter erkrankt aus wie bei den Altenpflegern. Das hat die AOK ausgewertet. Demnach lag der Krankenstand bei Menschen, die in der stationären oder ambulanten Altenpflege beschäftigt sind, im vergangenen Jahr bei 7,85 Prozent – und war damit wie schon in den Vorjahren überdurchschnittlich hoch.
Woran die Pflegerinnen und Pfleger leiden? Vor allem an Rückenschmerzen und Schulterproblemen oder an psychischen Erkrankungen. Auch das zeigt die Statistik der AOK.
Durchschnittlicher Krankenstand liegt bei 6,12 Prozent
Auf alle Berufsgruppen geblickt, lag der durchschnittliche Krankenstand im vergangenen Jahr bei 6,12 Prozent in Essen. Ein Jahr zuvor betrug er 6,18 Prozent. Rund 53 Prozent der Arbeitnehmer, also etwas mehr als die Hälfte, waren mindestens einen Arbeitstag lang krank, 47 Prozent fielen nicht aus.
Wie kommt es aber zu den vielen Fehltagen bei den Altenpflegern? AOK-Sprecher Helmut Kiedrowicz sieht vor allem zwei Ursachen: „Die hohe physische Belastung, die Beschäftigten müssen die Patienten häufig heben und tragen. Das verursacht Rücken- und Bandscheibenprobleme.“ Ein zweiter Punkt sind die psychischen Belastungen in diesem Beruf, hier seien häufig Belastungsstörungen und Depressionen die Folge. Potenziert werde dieses durch einen hohen Altersdurchschnitt in der Belegschaft der Pflegeeinrichtungen sowie durch einen hohen Frauenanteil, „Depressionen kommen bei Frauen zumindest statistisch deutlich häufiger vor“.
Bei den Pflegediensten und in den Einrichtungen sind solche Probleme seit langer Zeit bekannt. „Die Belastungen nehmen zu“, sagt Christoph Treiß, Geschäftsführer des Landesverbandes freie Ambulante Krankenpflege (LfK). Auf der einen Seite steige die Zahl der Patienten und der zu betreuenden Kunden, das sei auch eine Folge des demografischen Wandels – oder anders gesagt: Die Menschen werden immer älter und sind zunehmend auf Pflege angewiesen. „Aber wir haben auch zu wenige Fachkräfte“, sagt Treiß. Zusammen führe dieses zu steigenden körperlichen und seelischen Belastungen. Und dann komme noch die Bürokratie dazu. „Alles und jedes muss dokumentiert werden. Hier sollten wir dringend zu einem gesünderen Maß zurückfinden“, sagt Treiß.
Gesundheitsgerechte Arbeitsplätze
Von den vielen Fehlzeiten bei den Altenpflegern einmal abgesehen – Experten appellieren an die Arbeitgeber, etwas dafür zu tun, dass die Belegschaft gesund und arbeitsfähig bleibt. „Die betriebliche Gesundheitsförderung spielt eine immer wichtigere Rolle, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und Erkrankungen vorzubeugen.“ Darauf weist Rainer Voss, Regionaldirektor der AOK Essen-Mülheim hin. Das gehe vom gesundheitsgerechten Arbeitsplatz über Seminare für Stressmanagement bis hin zu Gesundheitstagen.