Essen. . Essen setzt sich mit einem Messetand auf der „Reise und Camping“ in Szene. Auswärtige Gäste möchten gerne die „grüne Lunge“ erkunden.

Essen befindet sich in guter Gesellschaft. Auf der einen Seite das Münsterland, auf der anderen die Lüneburger Heide. Etwas weiter weg liegen Nordfriesland und Spanien und eine Halle weiter Ungarn. Mit industriecharmanter Lore, mit Grubenlampe und Bergarbeiterhelm ist aber nur der Essen-Stand in Halle 11 dekoriert: Hier geht es eindeutig um die Kohle. Essen Marketing Gesellschaft (EMG) und Stadt setzen auf der Messe „Reise und Camping“ (noch bis Sonntag, 25. Februar, in den Messehallen) voll auf den Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau als Lockmittel für Touristen in diesem Jahr.

Als Reiseziel hat sich Essen etabliert. Der Rekord des vergangenen Jahres mit 1,48 Millionen Übernachtungen lässt Richard Röhrhoff, Geschäftsführer der EMG, von höheren Zielen träumen. Er hofft für 2018 auf 1,5 Millionen. Seine Stadt lässt sich einiges einfallen, um sich in Szene zu setzen.

Touren auch bei offenem Dach

Es gibt so viel Prospekt- und Kartenmaterial über Dinge, die man in Essen erleben kann, dass man eine Schubkarre gebrauchen könnte, um alles von der Messe wegzuschaffen. Allein schon die Auswahl an Stadtrundfahrten und Touren zu Fuß oder auf dem Rad. „Nach einer mehrjährigen Pause haben wir beispielsweise die Stadtteilrundfahrten durch alle neun Bezirke wieder ins Programm aufgenommen“, sagt Ina Will von der EMG. Drei Termine stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Grubengold und Fördertürme“ – eben passend zum Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau. Aber auch andere Anbieter nehmen die Besucher mit auf eine Tour durch die Stadt. So wie das Unternehmen „Ruhrgebiet Stadtrundfahrten“, das sich mit einem neuen Angebot an Gäste richtet, die nicht zimperlich sein sollten: Die Cabriotouren mit dem offenen Bus werden neuerdings bei jedem Wetter durchgeführt. „Wir diskutieren nicht, ob wir das Dach öffnen, wir machen es“, heißt es in der Werbebroschüre.

Für Jutta und Gerd Kruchen kommt das nicht unbedingt in Frage. Das Ehepaar aus Neuss ist zum Essener Messestand gekommen, um Informationen für seine schon lange geplante Radtour durch das Ruhrgebiet zu sammeln. „Man düst durch die Welt, war in Sydney oder New York, aber in der näheren Umgebung kennt man sich nicht aus“, sagt der Ehemann. Gemeinsam mit einer Bekannten wollen sich die Neusser im Sommer auf ihre Elektro-Räder schwingen und ein paar Tage lang überprüfen, „ob sich Essen und das Ruhrgebiet tatsächlich von der Industrieregion zur grünen Lunge Nordrhein-Westfalens entwickelt haben“. Die Kruchens vermuten: ja.

Motto 2019: 100 Jahre Bauhaus

Gar nicht lange warten mit seinem Plan, das für ihn unbekannte Essen zu entdecken, möchte Hans Weiße aus Frankfurt. Er ist eigentlich nur wegen der vielen schönen Tipps für Camper in die Messehallen gekommen, dann aber doch auch am Stand der Gastgeber-Stadt hängen geblieben. Jetzt blättert er in dem Faltblatt „Der Baldeneysteig“ und will sich spontan morgen, kurz vor seiner Abreise zurück in die Heimat, die Gegend rund um den See einmal näher ansehen. „Sieht vielversprechend aus“, sagt der Frankfurter.

Die EMG plant unterdessen schon, mit welchen neuen Attraktionen sie im nächsten Jahr Besucher locken kann. „Nach dem Steinkohle-Ausstieg soll der Fokus dann auf dem Thema 100 Jahre Bauhaus liegen“, sagt Ina Will. Mit Ausstellungen und Touren. Gerne auch unter geschlossenem Dach.