Essen. . Die freie Essener Szene macht gemeinsame Sache und gewährt dem Krayer Theater während der Umbauzeit Obdach. Solidaritätsaktion setzt ein Zeichen.

Wer schon mal die Umzugskisten gepackt hat, der weiß: Es ist schön, an solchen Tagen gute Freunde zu haben. In der Studio-Bühne Kray, die ab Ende März grundsaniert wird, braucht man derzeit aber nicht nur viele helfende Hände, um 800 Quadratmeter vollgepackten Stauraum leerzuräumen. Es braucht auch noch Partner, um das Programm des ambitionierten Amateur-Theaters während der Umbaupause weiter zeigen zu können. Und so wird die Studio-Bühne ab April bis voraussichtlich zum Ende der Spielzeit 2017/18 ein Gastspiel-Theater auf Zeit, das bei befreundeten Häusern wie dem Theater Freudenhaus, der Zeche Carl oder dem Kleinen Theater Obdach findet.

Eine Solidaraktion wie diese hat es in der freien Essener Theaterszene bislang noch nicht gegeben. Für Kerstin Plewa-Brodam von der Studio-Bühne ist sie auch das Ergebnis von „Hartnäckigkeit, Ausdauer und Geduld“. Die langjährige Netzwerkarbeit, auch unter der Moderation von Peter Cristofolini, zeige nun Auswirkung und habe Kooperationen ermöglicht, die man sich vor ein paar Jahren noch nicht habe vorstellen können. Vom neuen Korpsgeist ist auch Rainer Besel vom Theater Freudenhaus begeistert: „Schon beeindruckend, das mitzubekommen.“

Der Fundus wird ausgelagert

So ziehen sie nun alle an einem Strang und stehen auf einem Plakat, das für die diversen Auswärtsspiele der Studio-Bühne wirbt. Kein leichtes Unterfangen für ein Amateur-Theater, das an jedem Gastspiel-Ort neue Bedingungen, Bühnengrößen und unterschiedliche technische Voraussetzungen vorfinden wird. Zumal der gesamte Fundus, die Kostüme und alle Requisiten bis zum Ende der Bauarbeiten ausgelagert sind. Auch hier haben sich mehrere „Gastgeber“ gefunden, Lager, Büro- und Proberäume hat man schon zu Anfang des Jahres im ehemaligen Gemeindehaus bezogen, der Fundus wird in einem alten Schul-Pavillon untergebracht. „Wir dürfen einfach nichts vergessen, was wir brauchen“, seufzt Plewa-Brodam mit Blick auf die vollgestellten Regale und Räume, die in den nächsten Wochen noch leergezogen werden müssen. 15 Kubikmeter Schrott und die gleiche Menge Sperrmüll haben sie schon entsorgt, 200 Kisten voller Kostüme und Requisiten gepackt, die Ende des Jahres wieder gebraucht werden.

Übersicht über die Gastspiel-Orte

Am 7./8. April gastiert die Studio-Bühne mit Alan Ayckbourns Komödie „Konfusionen“ im Theater Freudenhaus, Westfalenstr.

Der Christie-Krimi „Tod auf dem Nil“ spielt am 14./15. April in der Rü-Bühne, Girardetstr.2-38

Das Kinderstück „Die Kartoffelsuppe“ wird am 22. April im Kleinen Theater Essen, Gänsemark 42, angerührt. Zu sehen ist es auch am 6. Mai im Theater Courage, Goethestraße, und am 10. Juni im Theater Essen-Süd, Susannastr. 19a.

Brechts „Kleinbürgerhochzeit“ wird am 19. April sowie am 10. Juni in der Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee gefeiert.

Die Polterkrays gehen am 5. Mai im Bürgertreff Ruhrhalbinsel „Auf Tour in Überruhr“.

Noch sprechen sie von „vorsichtigen Schätzungen“, wenn über die Wiedereröffnung im Spätherbst 2018 gesprochen wird. Das ehemalige Schulgebäude an der Korumhöhe hat hohen Sanierungsbedarf. Die Erneuerung von Fenstern und Versorgungsleitungen, Bodenbelägen und Brandschutz, Aufgängen und Sanitäranlagen braucht seine Zeit.

Aber „ein Jahr nicht spielen, das geht doch nicht“, fand nicht nur Petra Broszeit vom Kleinen Theater. Also hat man Lücken in den eigenen Spielplänen gesucht und gemeinschaftlich alle Dispo- und Logistik-Hürden genommen. Am Ende vielleicht sogar mit dem schönen Nebeneffekt, „dass wir ein neues Publikum auftun oder unser Publikum für neue Orte gewinnen“, hofft Plewa-Brodam.