Essen. Die Initiative „Joblinge“ begleitet Jugendliche bei der Suche nach einer Lehrstelle. Mit Erfolg: Sieben von zehn finden einen Job.

Was helfen Filmchen, gedreht mit dem Handy, wenn es um benachteiligte Jugendliche geht, die eine reguläre Beschäftigung aufnehmen sollen?

Ganz viel: Die Initiative „Joblinge“ setzt auch auf Maßnahmen in Sachen Medienkompetenz, um junge Bürger zwischen 15 und 25 in ein Ausbildungs-Verhältnis zu bekommen. „Es geht um Offenheit“, sagt Raphael Karrasch, Chef des Essener „Joblinge“-Büros. „Dass man sich mal überwindet und einlässt auf etwas Neues.“

Seit fünf Jahrengibt es an der Huyssenallee das Büro der „Joblinge“, einer Initiative, die maßgeblich von Unternehmen, vor allem Mitgliedern des Initiativkreises Ruhr, getragen wird. Das Konzept: Das Job-Center vermittelt junge Hartz-IV-Kandidaten zu den „Joblingen“. Dort erfahren sie ein halbes Jahr lang intensive Begleitung durch ehrenamtliche Mentoren: „Erwachsene, die mitten im Leben stehen“, sagt Karrasch. Das sind oft Beschäftigte oder Ehemalige aus Personal-Abteilungen oder frühere Lehrer – Menschen jedenfalls, denen es am Herzen liegt, junge Leute zu orientieren. Mit Bewerbungs-Trainings, intensiven Gesprächen über die eigenen Stärken und Schwächen und vielem mehr. „Unsere Vermittlungs-Quote liegt bei 72 Prozent“, sagt Karrasch.

„Die meisten Kandidaten kennen höchstens zehn Berufe“

Heißt: Sieben von zehn „Joblingen“ haben am Ende der Maßnahme einen Ausbildungsvertrag. Keinen bei einer geförderten Maßnahme, sondern eine richtige Lehrstelle. „Die meisten kennen maximal zehn Berufe und hier lernen sie, dass es noch viel mehr gibt“, sagt Karrasch. „Schließlich haben wir rund 300 Ausbildungsberufe, nicht zuletzt im Handwerk. Doch um das an sich heranzulassen, dazu muss man erst mal offen sein. Jeder muss hier seine Komfort-Zone verlassen.“

Initiative sucht stets neue Ehrenamtliche

Wer will Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren dabei helfen, neue Perspektiven zu entwickeln? Sie bei Bewerbungen unterstützen und dabei ermuntern, ihre eigenen Stärken besser zu erkennen?

Die Initiative „Joblinge“ sucht stets Erwachsene, die ehrenamtlich als Mentoren arbeiten. Infos und Kontakt: 9999 59 60; E-Mail: ruhr@joblinge.de

Medien-Trainings gehören jetzt mit dazu: Der Verein „Medienmonster“ ist in diesen Tagen bei den „Joblingen“ zu Gast und bittet die Jugendlichen vor die Kamera. „Sie sollen mal Nachrichtensprecher spielen, sich richtig fotografieren lassen, und das Erstellen von Filmen an Handy und Tablet gehört auch dazu“, sagt Marc Velten vom Verein „Medienmonster“. „So bringen wir den Teilnehmern bei, jene Medien sinnvoll zu nutzen, die sie ohnehin immer dabei haben.“ Dazu müsse man auch mal seinen inneren Schweinehund überwinden: „Wenn was nicht richtig geklappt hat, einfach nochmal machen. Oder auf Genauigkeit achten“, sagt Velten.

Die Begleitung geht über den Job-Einstieg hinaus

In tagelanger Arbeit wurden so zuletzt Erklär-Videos erstellt, die das Prinzip „Joblinge“ veranschaulichen: „Die setzen wir demnächst intern für neue Kandidaten ein“, kündigt Karrasch an. Bei den „Joblingen“ werden jährlich vier Gruppen mit jeweils 20 Teilnehmern begleitet. Wer einen Ausbildungsvertrag hat, der wird nicht fallengelassen: „Die enge Betreuung, vor allem während der Probezeit der Ausbildung, ist eins unserer Markenzeichen“, sagt Karrasch.