Essen. . Im Frühjahr wollten die Essener Waldbienen ihren Naturkindergarten im Stadtwald eröffnen. Doch noch kämpfen die Eltern mit der Bürokratie.

Sie wollten, dass ihre Kinder im Wald betreut werden und dort Natur hautnah erleben. Stattdessen kämpfen sich die Mütter und Väter nun seit mehr als einem Jahr durch den Behördendschungel. Die Ende 2016 gegründete Elterninitiative „Waldbienen Naturkindergarten“ hat Anträge gestellt, ist vor Gericht gezogen und hat gewonnen. Und doch verzögert sich der Start der geplanten Wald-Kita weiter.

Das Jugendamt gab frühzeitig sein Okay

Ursprünglich wollte die im August 2017 ihr Quartier an der Schillerwiese im Stadtwald beziehen. Zwei Bauwagen sollten dort aufgestellt werden, als Schutz bei garstigem Wetter. Ansonsten sollten sich die 20 Jungen und Mädchen möglichst immer draußen aufhalten. Das Jugendamt konnte sich für das Konzept erwärmen und versicherte, die Eltern hätten als Träger der neuen Kita „alle Standards erfüllt“.

Doch dann mussten die Eltern erst bis vor das Oberlandesgericht ziehen, um im April 2017 endlich als Verein eingetragen zu werden (Kasten). Nun war der Weg für die offizielle Kita-Gründung frei, doch es zeigte sich bald, dass ein Start zum Kita-Jahr 2017/18 nicht mehr zu erreichen war. Als neuen Termin setzte sich der Verein den April 2018. „Auch das schaffen wir nun nicht“, bedauert der Waldbienen-Vorsitzende Lukas Schmülling.

Fördermittel für die Bauwagen sind noch nicht bewilligt

Denn erst Ende Januar sollen sie erfahren, ob ihr Antrag auf Investitionskostenförderung bewilligt wird: Der Verein hat Mittel aus dem Bundesprogramm zur Schaffung von Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren beantragt. „Wenn wir die erhalten, sind die zwei Bauwagen finanziert“, sagt Schmülling. Die laufenden Kita-Kosten könnten wie bei anderen Trägern weitgehend aus den gesetzlichen Pauschalen bestritten werden.

Daneben sind die Waldbienen bereit, Eigenmittel und Spenden einzubringen. Sie müssten aber abwägen, wie sinnvoll das jeweils sei. So fordert Grün und Gruga von dem Verein ein Gutachten über die Verkehrstüchtigkeit der Flächen, die dieser an der Schillerwiese nutzen will. Was den Wald angehe, sei ein solches Gutachten wohl angezeigt, er wundere sich aber, dass auch der Spielplatz begutachtet werden solle, so Schmülling.

Eltern müssen ein Gutachten für den Wald erstellen

Diese Auskunft sei auch falsch, sagt Grün und Gruga-Sprecher Eckhard Spengler: „Für den Spielplatz muss kein Gutachten vorgelegt werden. Zur Wahrung der Verkehrssicherungspflicht werden der Spielplatz und der dort vorhandene Baumbestand durch die Stadt kontrolliert.“ Dagegen würden für das Waldstück „umfassendere Verkehrssicherungspflichten“ gelten, da die Kita den Wald nicht zu bloßen Erholungszwecken betrete.

Das Gutachten müsse bestätigen, dass das ausgeguckte Gelände als Bauwagen-Standort geeignet ist und wie die „Spielorte“ im Wald zu sichern sind. Entsprechende Maßnahmen müsse der Verein in Abstimmung mit Grün und Gruga durchführen. Für den Pachtvertrag sei dann aber die städtische Immobilienwirtschaft zuständig. Damit nicht genug: Auch die Untere Naturschutzbehörde müsse ihr Okay geben, und für die Bauwagen bedürfe es einer Baugenehmigung.

Noch hat die Kita nicht einmal einen Pachtvertrag

Für die Eltern, die die Kita neben Arbeit und Kinderbetreuung planen, wäre es sicher hilfreich, wenn es eine Koordinationsstelle gäbe, die sie durch das Verfahren begleitete. So zögern sie im Moment, die geschätzt rund 3000 Euro für das Gutachten auszugeben – bevor sie überhaupt wissen, ob die beantragten Fördermittel fließen. „Wenn wir die Bauwagen nicht kaufen können, hilft uns das Gutachten ja nichts“, sagt Schmülling. Und ohne Pachtvertrag lohne es sich nicht, die Bauwagen zu kaufen „Darum stagniert die Sache gerade.“

Gleichzeitig laufe für die 21 Mütter und Väter die Zeit: Wer für das neue Kita-Jahr einen anderen Platz erhalte, werde den gewiss nehmen, so Schmülling. Auch seine Kinder (2,5 und 3,5 Jahre) besuchen schon eine andere Kita; ebenfalls eine Elterninitiative, in der sich Lukas und Mareen Schmülling engagieren. Trotzdem mag der Familienvater den Naturkindergarten nicht aufgeben: „Ich möchte die Waldbienen nicht brachliegen lassen.“

>>>ELTERN ERKÄMPFTEN EINTRAGUNG ALS E.V.

Die Elterninitiative Waldbienen Naturkindergarten wurde Ende 2016 gegründet. Das Amtsgericht Essen weigerte sich aber, sie als Verein einzutragen: Es sei nicht auszuschließen, dass die Eltern wirtschaftliche Zwecke verfolgten; sie stellten ja Personal ein.

Die Eltern legten Beschwerde ein, und erhielten im April 2017 vor dem Oberlandesgericht Hamm recht: Den Waldbienen gehe es in erster Linie um die Erziehung ihrer Kinder nach einem bestimmten pädagogischen Konzept – soetwas sei ideeller Natur.