Essen. . Nicht Berlin oder München: Atze Schröder hat seine Tour mit einem Heimspiel Grugahalle gestartet – und verraten, was er von Dating-Apps hält.

Woran es auch immer liegen mag, aber Atze Schröder sorgt auch an diesem Abend für große Begeisterung. Schon wenige Minuten, bevor er überhaupt auf der Bühne steht, ist er als Marke präsent: Erst wird auf den großen Bildschirmen in der Gruga-Halle noch für seine neuesten Fan-Artikel geworben, etwa für Tassen mit dem Slogan „Ja ne, is klar“.

Dann geht der Countdown los: „Whatever you want“ von Status Quo dröhnt fett aus den Boxen, Mitklatschen im Publikum, Stroboskop-Licht blitzt auf. Und als Atze-Rufe aus den ersten Reihen erklingen, brettert ihr Liebling mit einem Shopper-Fahrrad auf eine Bühne, die in den bunten Lichtkegeln, mit den aufgebauten Turbinen oder dem Schlagzeug mit den eigenen Initialen ziemlich bombastisch wirkt. Ein Auftritt wie ein Rockstar.

Prollig-prototypische Männlichkeit und markige Sprüche

Dabei ist diese Kunstfigur ein Komiker. Oder wie es neudeutsch heißt: Ein Comedian. Mit diesem Neumodischen hat es dieser Lokalmatador jedoch nicht. Prollig-prototypische Männlichkeit und markige Sprüche sind eher seine Markenzeichen.

Die lässt der Ruhrpott-Proll mit der Lockenhaube schon bei der Begrüßung heraushängen: „Hallo, Essen!“ Der Saal bebt, und was folgt, ist das bewährte, derbe Repertoire, mit dem der Essener in der vollen Gruga-Halle für Begeisterung sorgt.

Essen ist der Startschuss für die aktuelle Tournee

Hier in seiner „Heimatstadt“ wollte er auch mit seiner Tournee loslegen. Nicht in Berlin oder München. „Turbo“ heißt das neue Programm. Die Stoßrichtung: Phänomene eines beschleunigten Lebens mit Turbo-Pointen kontern. „Wir leben in einer Turbogesellschaft“, sagt Atze Schröder. „Alle sind nur noch unterwegs.“

Atze Schröder spricht in der Grugahalle über Turboabitur, Turbosex und Torbokapitalismus.
Atze Schröder spricht in der Grugahalle über Turboabitur, Turbosex und Torbokapitalismus. © Olaf Fuhrmann

Turbokapitalismus, Turboabitur, Turbosex. Und alles werde nur noch im Internet abgehakt. Etwa auf Dating-Apps, so Schröder: „Es sind heute Paare hier, die hätten sich ohne Filter gar nicht gefunden.“

Vielleicht ist es das, was seine treue Fan-Gemeinde so sehr begeistert: Die Bodenständigkeit wie in der Kult-Serie „Alles Atze“, mit welcher der Sprücheklopfer einst so richtig populär wurde: Eine Krayer Idylle, die noch von echten Ruhrpott-Originalen bespielt wird. Als solches Original darf Schröder auf der Bühne verkünden, einfach mal langsamer zu machen.

Die Fan-Gemeinde ist begeistert

Etwa auf dem Weg mit dem Auto morgens zur Arbeit einfach mal zehn Minuten vor der grünen Ampel stehen bleiben: „Was meinst du, wie viele Leute du dann kennenlernst?“ Oder eine andere Empfehlung des Comedians: sich einfach mal asozial gehen lassen: Laut in Konferenzen furzen oder morgens im Bademantel in den Supermarkt schlendern, das Pfand in den Automaten befördern – um neuen Jägermeister zu kaufen.

Ein zweistündiges Comedy-Event, bei dem auf der Bühne nicht nur mit dem Fingern entlang der Gürtellinie gearbeitet wird. Atze Schröders Fan-Gemeinde begeistert das, sie erwartet genau das von ihm.