Die Stadt hat in zehn Jahren viele Schulen geschlossen. Nun fehlen die Plätze. Die Flüchtlingskrise war nicht absehbar – anderes schon.
Die Stadt hat in den letzten zehn Jahren rund 20 Grundschulen abgewickelt, zehn Hauptschulen geschlossen, eine Gesamtschule und zwei Realschulen zugemacht (von denen eine im Sommer wieder neu öffnet). Immer, bis ins Jahr 2013, hieß es: Die Zahl der Schüler sinkt und wird weiter sinken. Essen, die schrumpfende Stadt.
Dann kam die Wende bei der Geburtenrate – ein neuer Anstieg, den so niemand erwartet hat. Und es kam die Flüchtlingskrise. Seitdem haben Essener Schulen rund 6000 zusätzliche Kinder und Jugendliche aufgenommen, die meisten von ihnen aus Kriegs- und Krisengebieten. Und immer noch, obwohl die Stadt derzeit keine neuen Flüchtlinge zugewiesen bekommt, stehen rund 30 neue Kinder pro Woche (!) vor Essens Schulen, wollen unterrichtet werden.
Schulentwicklungsplan kam 2015 zu spät
Es ist ziemlich billig, die Stadt dafür zu verurteilen, dass ihr heute Schulplätze fehlen. Denn man kann Schulen nicht bestehen lassen, wenn über Jahre keine Kinder da sind. Das geht rechtlich nicht, und es funktioniert auch nicht im pädagogischen Sinne: Stabilität plus Angebotsvielfalt (Kurse! AGs!) gibt es erst ab einer gewissen Größe, wenn auch ausreichend Lehrer da sind. Und wie viele Lehrer an einer Schule arbeiten, misst sich an der Schülerzahl.
Andererseits: Immer wieder wurde – zu Recht! – bemängelt, dass die Stadt einen Schulentwicklungsplan erst 2015 aufgelegt hat. Das war, als die Wende bei den Geburtenzahlen längst vollzogen war, als die ersten Flüchtlings-Jahrgänge eingeschult waren. Natürlich kann ein Schulentwicklungsplan keine Schulen erhalten. Doch manche Trends – siehe Geburten – hätten womöglich früher gesehen, berechnet und eingeplant werden können.