Essen / Mülheim. . Nach 40 Jahren in der Sparkasse zog es Angela Leser in die Natur. Heute erklärt sie gestressten Menschen, wie sie an Stamm und Rinde Ruhe findet.

Angela Leser hat einige Zeit gebraucht, um mit der Esskastanie vor ihrer Tür warm zu werden. Aber jetzt läuft es zwischen den beiden. Täglich zieht es die Frau hin zu dem womöglich hunderte Jahre alten Baum-Greis. Sie lehnt sich an seine Rinde, verweilt an seinem Stamm oder schaut durch die Fenster des klassischen Fachwerkhauses, in dem sie lebt, hinüber und freut sich über den Anblick der mächtigen Kastanie. Angela Leser mag Bäume wie diesen nicht nur, sie nutzt sie auch als Energiequelle. Zur Ruhe kommen, auftanken, abschalten.

Eine Technik, die sie zunächst für sich selbst entdeckt hat, bringt sie neuerdings auch anderen Menschen nahe. Beispielsweise gestressten Großstädtern oder Büromenschen, die irgendwo auf dem Weg vom Schreibtisch zum nächsten Termin den Kontakt zur Natur verloren haben.

„Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe 40 Jahre bei der Sparkasse gearbeitet und bin krank geworden, als ich nur noch die Arbeit im Kopf hatte. Mit einem Burn-out und Bandscheibenproblemen bin ich in der Reha gelandet“, sagt die 56-Jährige. Eher zufällig habe sie dann entdeckt, wie gut ihr die Nähe zu Bäumen tue – „als ich in den Reha-Pausen allein im Wald spazieren war“.

Rinde, Wurzeln und Wipfel ziehen sie an

Immer und immer wieder hat sie sich selbst dabei beobachtet, wie sie von einzelnen Bäumen geradezu angezogen wurde. Das Moos, die Rinden, die Wurzeln und Wipfel – zusammen wie eine Vitamindusche für Angela Leser. „Ich konnte total abschalten, und dann ging es mir auch körperlich besser.“

Der plötzlichen Zuneigung zur Natur folgte, als sie wieder zu Hause war, die Neugier, was dahinter stecken könnte. Zunächst machte sich die ehemalige Bankerin im Internet schlau und lernte dort etwas über die Energie, die in der Erde schlummert, und deren Wirkung auf den menschlichen Körper. Sie landete bei der Geomantie, der Lehre von der Wahrnehmung der Erde, und ließ sich von Architekt und Autor Guntram Stoehr („Vom Wesen der Bäume“) in Süddeutschland zur Geomantin ausbilden. Mit einem Augenzwinkern könnte man fast sagen: Angela Leser hat einen Abschluss bei der Baumschule nachgeholt.

Heute hilft sie in Seminaren und Workshops anderen Menschen, zunächst den Zugang zur Natur zu finden und dann zu lernen, wie sie im Alltag Stress abbauen können. Dazu muss man nicht wie sie bei der Bank gleich den Job an den Nagel hängen, „manchmal reichen schon zehn Minuten an einem Baum in der Mittagspause“. Muss man den Baum umarmen? Angela Leser lacht. „Nein, das muss man nicht. Aber es wäre gut, in die Nähe der Rinde zu kommen, denn dort lassen sich Botenstoffe, die der Baum verströmt, am besten einatmen.“ Und, ja, es gehöre schon dazu, sich darauf einzulassen.

Starke Eiche, behagliche Buche

Die Baumfachfrau, die an einem grünen Fleckchen Erde in der Nähe des Flughafens Essen/Mülheim lebt, geht so weit, dass sie sagt, für jeden Menschen den persönlichen Idealbaum bestimmen zu können. Die Buche wirke mütterlich-behaglich, die Eiche biete Stärke, die Birke Leichtigkeit. Ihr Lieblingsbaum ist eine alte Buche in einem Waldstücke nahe ihres Wohnhauses. Dorthin zieht sie sich zurück, wenn sie eine Extraportion Energie benötigt. Aber für das kurze Krafttanken zwischendurch genügt ihr auch eine Stippvisite bei der alten Esskastanie, ihrer neuen Freundin, vor der Haustür.

>> Hier gibt es Infos zu Workshops und Seminaren

Ruhig werden, meditieren, die Gedanken ausschalten – diese Dinge vermittelt Angela Leser in den Essener Wäldern. Sie bietet Einzelcoaching, Gruppenseminare und Workshops an – auch für Firmen und auf Mallorca. Einzelheiten über das Internet:
www.kraftquelle-engelshof.de

Auf der Facebook-Seite „Kraftquelle Engelshof finden sich zudem aktuelle Termine und Fotos. Mit ihrer Liebe zum Baum steht Angela Leser nicht allein da. „Das geheime Leben der Bäume“ heißt einer von mehreren Bestsellern zum Thema.