Essen-Rüttenscheid. Rüttenscheid könnte Essener Modellstadtteil für umweltfreundliche Mobilität werden. Bürger sollen an der Entwicklung eines Konzepts mitarbeiten.
Mehr Menschen im Stadtteil, aber weniger Autos – so stellen sich die Grünen die Entwicklung in Rüttenscheid vor. Das soll mit einem „nachhaltigen Verkehrskonzept“ gelingen. Die Forderung danach wurde am Mittwoch vom Rat der Stadt in den Fachausschuss und die Bezirksvertretung II gegeben. Bei der Planung soll die Bevölkerung einbezogen werden, die Grünen haben aber auch selbst schon konkrete Vorschläge.
„Ideen gibt es, wir wollen sie aber nicht von oben nach unten durchdrücken“, sagt Christoph Kerscht, planungspolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion. Die Bürger sollen mitgenommen werden, auch bei der wiederkehrenden Diskussion um eine Einbahnstraßenregelung auf der Rüttenscheider Straße. „Wenn sie nicht wollen, müssen wir da zuhören.“
Fahrradunterstand am Rüttenscheider Stern
Die Grünen haben allerdings noch andere Pläne. „Wir müssen alternativen Verkehrsträgern Vorteile verschaffen. Am Stern haben wir einen Knotenpunkt des Nahverkehrs, dort muss eine Möglichkeit geschaffen werden, um Fahrräder sicher und trocken abzustellen“, fordert Kerscht. Bei der Nutzung einzelner Autos durch mehrere Personen sei man im Stadtteil schon auf einem guten Weg. „Rüttenscheid hat das größte Carsharing-Angebot in der Stadt“, sagt Kerscht. „Die Anbieter kommen nicht, weil sie die Rüttenscheider von diesem Modell überzeugen wollen, sondern weil sie schon überzeugt sind.“ Solchen Angeboten müsse man zusätzlichen Raum geben, damit noch mehr Menschen auf eigene Autos verzichten können. „Viele wohnen hier, weil sie im Alltag kein Auto brauchen.“ Die Kraftfahrzeugdichte Rüttenscheids sei jetzt schon die niedrigste im Stadtbezirk II.
Bereits in anderen Städten habe man eine Reduzierung des Individualverkehrs bei einer Zunahme der Bevölkerung erreicht. „Wir können nach Frankfurt und München gucken, dort wurden schon Konzepte verwirklicht, und Rüttenscheid hat ähnliche Strukturdaten“, erklärt Kerscht. Deshalb wolle man das Thema nun wissenschaftlich angehen, kündigt er an. Die Stadt solle Daten zur Verkehrsmittelwahl erheben und die Bürger nach ihrer Bereitschaft befragen, auf Fahrrad, Bus und Bahn umzusteigen. „Wir unterstellen jetzt schon, dass die Bereitschaft in Rüttenscheid – und da könnte man das Südviertel noch mitnehmen – vorhanden ist, noch mehr auf das Auto zu verzichten.“
Einen wichtigen Beitrag dazu könne eine Verbesserung der Situation für Radfahrer leisten. Im Stadtteil gebe es derzeit keine vernünftige Nord-Süd-Verbindung zur Innenstadt. „Über die Rüttenscheider Straße kann man nur nachts vernünftig mit dem Fahrrad fahren, erst ab der Huyssenallee ist die Situation gut. Und die Alfredstraße kann man Radfahrern wirklich nicht empfehlen.“
>>> Niedrige Zahl an Autos im Stadtteil
In Rüttenscheid kommen auf 1000 Einwohner derzeit 413 Fahrzeuge, erklären die Grünen. In Rellinghausen und Bergerhausen seien es rund 100 mehr.
Durch die Neubauprojekte wird die Einwohnerzahl weiter steigen, die Sozialstruktur ließe aber vermuten, dass es eine erhöhte Bereitschaft zur Nutzung alternativer Verkehrsträger gibt, so die Grünen.