Essen. OB Kufen betont, es gebe „keine konkreten Hinweise“, dass der Weihnachtsmarkt Ziel von Attentätern sei. Schausteller-Chef setzt auf Wachsamkeit.
Die Nachricht von der Festnahme des mutmaßlichen IS-Terroristen in Freisenbruch platzt mitten in die letzten Vorbereitungen für den Essener Weihnachtsmarkt. Am Donnerstag soll es dort um Punkt 17 Uhr losgehen. Allein schon deshalb sind die vagen Mutmaßungen, der 20 Jahre alte Syrer könnte möglicherweise einen Anschlag am Kennedyplatz geplant haben, Gift für den Budenzauber.
Als sich die Zweifel an der Essener Anschlagsversion mehren, lässt das Presseamt eine Verlautbarung von OB verbreiten, die beruhigend wirken soll. Kufen sagt: „Sowohl die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt als auch der Staatsschutz bestätigen, dass es nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen keine konkreten Hinweise auf ein Anschlagsszenario auf dem Essener Weihnachtsmarkt gibt.“
OB versucht, das Vertrauen in die Behörden demonstrativ zu stärken
Sodann fügt der OB Sätze an, die das Vertrauen der Menschen in die Arbeit der Behörden demonstrativ stärken sollen. „Die Sicherheit der Essenerinnen und Essener hat oberste Priorität.“
Genau dies war auch die Maxime bei einem Terroralarm, der Essen am 11. März dieses Jahres aufschreckt: Das Einkaufszentrum Limbecker Platz musste an jenem Samstag schließen, weil die Behörden Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag hatten. So schlimm war es dann zwar nicht, dennoch ist Center-Managerin Alexandra Wagner bis heute froh über das Handeln der Sicherheitskräfte. „Ich hätte eher Angst, dass man Warnungen nicht ernst genug nimmt, und so sehend das auch unsere Mieter.“
Limbecker Platz-Management weiß nichts von möglichen Gefährdungen
An eine aktuelle Gefahrenlage glaube sie aber nicht. „Wir arbeiten eng und kontinuierlich mit der Polizei zusammen, wenn es eine Drohung gegen uns geben würde, wären wir sehr wahrscheinlich informiert worden.“
Auch Schausteller-Chef Albert Ritter beschäftigt sich unentwegt mit dem Thema Sicherheit, erst recht seit dem fürchterlichen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016. Für ihn ein hochkomplexes Thema, das Bagatellisieren genauso verbiete wie heillose Panikmache. „Die Schausteller sind dankbar, dass die Sicherheitsorgane des Staates eine gute Arbeit geleistet und mögliche Terrorverdächtige dingfest gemacht haben“, sagt Ritter.
Im vergangenen überschattete der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt alles
In der Essener Innenstadt haben sie eigens für den Weihnachtsmarkt 17 Terrorsperren aufgestellt – Barrieren aus grauem Beton, die mörderische Lkw-Attentate in den Budengassen unterbinden sollen. Auch Kufen nennt die Zusammenarbeit von Stadt, Polizei und dem Weihnachtsmarkt-Veranstalter Essen Marketing GmbH (EMG) in seiner Erklärung „vorbildlich“. Ein Satz, der so beruhigend wirken soll wie Baldriantropfen.
Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt patrouillierten auch in der Essener Innenstadt schwerbewaffnete Polizisten mit Maschinenpistolen. Die Lust der Menschen auf Budenzauber, Glühwein und Lebkuchen war schlagartig dahin, die Besucherzahlen gingen in den Keller. Deshalb ist EMG-Geschäftsführer Dieter Groppe dankbar dafür, dass die Polizei verdächtige Personen gefasst hat – und „froh“, weil es keine konkreten Anschlagspläne gebe.
Schausteller-Chef sieht sich durch optimistische Aussagen von Besuchern bestätigt
Auch Groppe versucht, den Terror-Schreck zu verjagen und schnell Normalität aufkommen zu lassen: „Ich wünsche mir, dass der Essener Weihnachtsmarkt ohne Regen beginnt.“
Auch Schausteller-Chef Ritter verbreitet Zuversicht. Die Menschen, die auf die Weihnachtsmärkte strömten, setzten allein durch ihre Anwesenheit ein klares Signal. Ermutigt fühlt er sich durch Sätze wie: „Wir kommen weiterhin gerne zum Weihnachtsmarkt – trotzdem.“ Schausteller und Budenbetreiber seien zudem auch „die Augen der Sicherheitskräfte“. Jeder von ihnen beobachte „seine Besucher“. In diesem Jahr werden sie vielleicht noch etwas genauer hinschauen.