Essen. . Ob Thomas Kufen macht sich nach der Halloween-Randale Sorgen um den Ruf des Hauptbahnhofs Essen. Treffen mit der Bundespolizei am Samstag.

  • Essens Oberbürgermeister hat Sorge, dass der Hauptbahnhof in Verruf gerät
  • Am Samstag trifft sich Kufen mit der Bundespolizei zu einer Lagebesprechung
  • Hauptbahnhof wird auch in Zukunft bei Großveranstaltungen nicht gesperrt

Die Nachricht über die Vorkommnisse am Hauptbahnhof in der Halloween-Nacht erreichte Oberbürgermeister Thomas Kufen in China, wo er sich derzeit der Pflege der 2015 geschlossenen Städtepartnerschaft mit Changzhou widmet. „Wir können nach einem solchen Vorfall nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagte Kufen im Gespräch mit dieser Zeitung.

Rund 200 Männer mit Migrationshintergrund waren laut Bundespolizei mit Passanten aneinandergeraten, die Polizei sprach 1230 Platzverweise aus und sperrte zeitweise den Bahnhof. Kufen will aus erster Hand wissen, was passiert ist und hat sich für kommenden Samstag mit der Bundespolizei im Bahnhof verabredet.

OB macht sich Sorgen um Hauptbahnhof Essen

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Alarmiert haben den OB Nachrichten, die ihm Essener Bürgerinnen und Bürger in den letzten Tagen schickten mit der Ankündigung, den Hauptbahnhof zu meiden. „Der Bahnhof gerät in Verruf, da verfestigt sich was“, so Kufens Eindruck. Auch darüber wolle er mit der Bundespolizei reden.

Der OB erklärte, ihm sei es allerdings auch wichtig, sich bei den Beamten zu bedanken. „Die Bundespolizei hat die Situation richtig eingeschätzt, Verstärkung angefordert und damit Unbeteiligte vor weiteren Übergriffen geschützt“.

Aufklärung nach Halloween-Randale schwierig

Zudem sei die Randale keine Essener Spezialität, auch andere Städte hätten gewaltsame Vorfälle erlebt. In Schutz nahm Kufen den eigentlichen „Zombie-Walk“ durch die Innenstadt. „Der hatte mit den Ausschreitungen nichts zu tun.“

Trotz des martialischen Aussehens der Teilnehmer sei der Marsch eine friedliche Veranstaltung, an der auch viele Familien mit Kindern teilnehmen. „Aber offenbar gibt es Personengruppen, die solche Veranstaltungen nutzen, um massiv zu stören oder sogar Straftaten zu begehen.“

OB Kufen erfuhr in China von der Halloween-Randale.
OB Kufen erfuhr in China von der Halloween-Randale. © Kerstin Kokoska

Alle Vergehen der Halloween-Randale im Hauptbahnhof aufzuklären, dürfte im Nachhinein schlechterdings unmöglich sein. Denn es hat keine „Massenidentitätsfeststellung“ durch die eingesetzten Beamten gegeben, sagte Bundespolizeisprecher Volker Stall am Donnerstag auf Nachfrage.

Pyrotechnik im Hauptbahnhof gezündet

Dafür waren zwei Gründe ausschlaggebend: Zum einen seien das „personelle Engpässe“ gewesen, zum anderen habe es bei dem Gedränge im Hauptbahnhof „keinen Ort gegeben, um so ein Verfahren durchzuführen“.

So bleiben nach einem „anstrengenden Einsatz“ unterm Strich nicht mehr als ein Dutzend Ermittlungsverfahren übrig: sieben wegen Körperverletzungsdelikten, zwei nach Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, da Pyrotechnik im Bahnhof gezündet worden war.

Zudem wurden drei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Wegen Körperverletzung ermittelt werde gegen einen Marokkaner, einen Ghanaer, einen Deutschen, einen Syrer und Verdächtige aus Bosnien-Herzegowina.

Männer gelangten über Nebeneingänge zurück in den Bahnhof

„Es haben nur einige Wenige Straftaten begangen“, sagt Stall. Aber viele hätten sich provozierend nah an der Grenze zu einer strafbaren Handlung bewegt. Nach wie vor sei keine einzige Anzeige wegen eines sexuellen Vergehens eingegangen, und auch die Zahl der nach den Zwischenfällen angezeigten Taschendiebstähle habe das für Essen übliche Niveau nicht überschritten, sagte der Bundespolizeisprecher.

Die hohe Zahl von über 1200 Platzverweisen angesichts von rund 200 Randalierern erklärt Stall durch den Umstand, dass die jungen Männer im Alter von 15 bis 25 Jahren nach der Räumung des Hauptbahnhofs immer wieder über Nebeneingänge ins Gebäude gelangten und wiederholt vor die Tür gesetzt werden mussten.

Die Bundespolizei wertet ihren konsequenten Einsatz insgesamt als Erfolg „dahingehend, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, ist Volker Stall überzeugt. Durch das frühzeitige Einschreiten sei vermutlich eine Massenschlägerei verhindert worden, bei der es dann zu mehr Straftaten gekommen wäre. Medienberichte, wonach die Bundespolizei angeblich darüber nachdenke, den Hauptbahnhof vor zukünftigen Großveranstaltungen vorsorglich abzuriegeln, kommentierte Stall mit den Worten: „Da ist nichts dran.“