Essen-Heisingen. . Heinz-Willi Serowy gehört zum Traditionsverein GKG Gemütlichkeit Heisingen 1882. Zum Frohsinn gesellen sich Sorgen um Zuschauer und Nachwuchs .
Während Ingrid Serowy von klein auf Karneval feierte wie ihre Eltern auch, war ihr Mann Heinz-Willi die ersten 30 Jahre seines Lebens wenig jeck. Dabei hatte er in eine Heisinger Familie eingeheiratet, in der die Mitgliedschaft bei der GKG Gemütlichkeit einfach dazugehörte. Heute ist Heinz-Willi Serowy Präsident des 135 Jahre alten Traditionsvereins, in den er viel Herzblut steckt und für den er gleichzeitig sehr hofft, dass er den Pfarrsaal bei der nächsten Galasitzung gerappelt voll und für die Zukunft auch Nachwuchs bekommt.
Elferrat, Geschäftsführer, Präsident
1975 zog Heinz-Willi Serowy nach der Hochzeit aus Mülheim auf die Ruhrhalbinsel. Dann dauert es noch sieben Jahre, bis er seine Mitgliedschaft beim Heisinger Karnevalsverein auf einem Bierdeckel besiegelte. Vorausgegangen war sein Sieg beim Schiebekarrenrennen, das der Verein seit Jahrzehnten organisiert. „Voraussetzung war eine passive Mitgliedschaft“, erinnert sich der 63-Jährige lächelnd. Doch daraus wurde nichts. Nur wenig später trug er die blaue Jacke, war lange Zeit im Elferrat und schließlich Geschäftsführer. „Plötzlich war ich für das Programm zuständig“, fasst der Heisinger, der beruflich im EDV-Bereich tätig war, seine Karnevals-Karriere zusammen.
Er holte Künstler auf die Bühne, die später sogar im Fernsehen auftraten: „Wir waren in Heisingen für unser gutes Programm auch bei anderen Vereinen bekannt.“ Zu diesem zählten stets drei Programmpunkte aus den eigenen Reihen, so dass alles bezahlbar blieb, erzählt er aus den 1990ern, als sie zunächst noch mit 180 Gästen in der inzwischen abgerissenen Gaststätte Türmchen feierten. 1994 zogen sie dann ins katholische Pfarrzentrum, verkauften für die Galasitzungen 240 Karten. „Im vergangenen Jahr hatten wir bis eine Woche vor der Sitzung gerade einmal 140 Karten verkauft“, berichtet er von dem Abwärtstrend, der ihn genauso bekümmert wie der fehlende Nachwuchs.
Knapp 30 Mitglieder hat der Verein
Hatte der Verein einst rund 90 Mitglieder, so sind es nur noch knapp 30 – darunter neun aktive. Da werde es mitunter eng beim Aufbau für die Sitzung oder das Rennen, wenn es anzupacken gilt, spricht er auch die Altersstruktur im Verein an. Viele ältere Mitglieder seien kürzlich verstorben, Jugendliche dauerhaft zu werben, das sei kaum möglich.
„Mit diesen Problemen stehen wir nicht allein da“, sagt Heinz-Willi Serowy, der sich an Zeiten erinnert, als jeder Verein auf der Ruhrhalbinsel zu seiner Sitzung einlud. Im Laufe der Jahre hätten den Karnevalisten verschärfte Auflagen bei Zügen oder ihrem Rennen das Leben schwer gemacht, denn verbunden damit sind extrem gestiegene Kosten. Dazu kämen neben Saal-Mieten und steigenden Gema-Gebühren jetzt auch teure Agenturen, die die Künstler vermarkten. Und das Publikum, so ist der Heisinger überzeugt, bekommt man nur über gutes Programm. Doch viele fahren heute nach Düsseldorf oder Köln, statt dem Karneval vor der Haustür eine Chance zu geben, bedauert er.
Präsident möchte Kinderrennen anbieten
Dabei wird in Heisingen auch im kommenden Jahr wieder das Schiebekarrenrennen stattfinden, das 2016 ausfiel. Die vorgeschriebenen professionelle Verkehrssicherer konnten sie einfach nicht bezahlen. „Wir nehmen ja nichts ein“, sagt der Präsident. Mit Hilfe der Werbegemeinschaft fand es in diesem Jahr wieder statt. Und beim nächsten Mal würde Heinz-Willi Serowy gern ein Kinderrennen anbieten, um so möglichst viele junge Familien anzulocken.
„Vielleicht sollten alle Vereine mal etwas Historisches zu Papier bringen, um mit der Dorfgeschichte die Verbundenheit auch bei Zugezogenen zu wecken“, hat der gebürtige Mülheimer sich überlegt, der inzwischen ernsthaft besorgt auf die Zukunft seines Vereins blickt. Immerhin sei auch das Vereinsleben selbst ein wenig eingeschlafen. Ausflüge oder Sommerpartys fänden derzeit gar nicht mehr statt. Es bleibe oftmals einfach kein Geld, um den Mitgliedern auch zwischen den Sessionen etwas zurückzugeben, bedauert er und resigniert keinesfalls. „So schnell gebe ich nicht auf, dafür liegt mir der Verein zu sehr am Herzen“, sagt Heinz-Willi Serowy, der nun seit sieben Jahren Präsident ist und längst weiß, wie viel Freude der Karneval macht, wenn man ihn einfach unter Gleichgesinnten genießt. „Wir sind immer offen für junge Leute mit neuen Ideen“, lädt er ein.
Die Vorbereitungen für die Session laufen
Die Vorbereitungen für die Session laufen längst. Er selbst wird wieder Wochen vor der Sitzung die Begrüßungsrede schreiben. Er wird erneut in den ersten zehn Minuten das Lampenfieber spüren, wenn er mit dem Mikro vor dem Publikum stehen wird. Es sind diese Auftritte, die er leidenschaftlich gern macht. Gleichzeitig begeistert er sich für den Karneval und seinen Verein, weil seine Freunde dabei sind und sie Spaß wie Stress teilen, gemeinsam etwas auf die Beine stellen und nicht zuletzt eine Tradition aufrechthalten. Während sein Schwiegersohn all das nun im Amt des Vorsitzenden tut, ist seine Frau Ingrid allerdings inzwischen ausgestiegen. Heinz-Willi Serowy aber denkt überhaupt nicht ans Aufhören: „Ich mache weiter, so lange es geht.“