Essen-Heisingen. Der Karnevalsumzug und das beliebte Schiebekarrenrennen in Essen-Heisingen sind abgesagt. Denn: Die Organisatoren können die Kosten wegen verschärfter Auflagen nicht mehr stemmen.
Schlechte Nachrichten für die Heisinger Jecken: Der Karnevalsumzug und das Schiebekarrenrennen sind abgesagt. Zu hoch waren die Kosten für die Organisatoren von der Großen Karnevalsgesellschaft Gemütlichkeit Heisingen 1882 (GKG). Dabei hat das Schiebekarrenrennen lange Tradition. Seit 33 Jahren findet es nach dem Karnevalsumzug statt. Im Vorjahr jedoch bekam der GKG-Vorsitzende Uwe Wozignoy kurz nach Aschermittwoch den Bescheid der Stadt: Der Umzug mit anschließendem Schiebekarrenrennen dürfe nicht mehr in gewohnter Form stattfinden. Bislang hatte sich die GKG selbst um die Absperrungen und Beschilderungen gekümmert.
Nun sollte sie professionelle Verkehrssicherer engagieren. Kosten: rund 1800 Euro. Hinzu kommen jedes Jahr rund 300 Euro für Versicherungen und Gema-Gebühren. „Wenn es regnet, stehen da 200 Leute, und wir kriegen die Kosten nie raus“, sagt Wozignoy.
„Zum Schiebekarrenrennen ohne Umzug kommt keiner“
Nachdem klar war, dass der finanzielle Aufwand so nicht zu stemmen sein würde, stellte die GKG keinen Antrag für den Umzug und das Rennen. Stattdessen überlegten die Organisatoren, das Fest auf den Sportplatz zu verlagern. Dort hätten die Jecken allerdings wegen Lärmbelästigung keine Musik abspielen dürfen. Die Heisinger Werbegemeinschaft wiederum schlug vor, nur die Schubkarren ohne den Karnevalszug rollen zu lassen. Wozignoy winkt ab: „Zum Schiebekarrenrennen ohne Umzug kommt keiner.“
Hinzu kommt, dass im August das Wottelfest ausfallen könnte. „Das wäre katastrophal“, sagt Günter Kirsten. Der Vorsitzende der Bürgerschaft Heisingen organisiert das Stadtteilfest gemeinsam mit der Werbegemeinschaft. Auch für Kirsten haben die Sicherheitsauflagen und die damit einhergehenden Kosten aber ein Ausmaß angenommen, das nicht mehr zu tragen sei. „Wenn es so weiter geht, werden einige Stadtteile wieder veröden.“
Umzug auf einer Strecke von rund 750 Metern
Harald Meyer, Vorsitzender der Heisinger Werbegemeinschaft, sieht die Auflagen der Stadt ebenso kritisch. „Man kann auch päpstlicher sein als der Papst“, bemängelt er die Verschärfung für den Karneval. Der Umzug findet auf einer Strecke von rund 750 Metern statt und dauert rund zehn Minuten. Warum die Polizei dafür Absperrungen und Umleitungstrecken einrichten müsse, erschließe sich ihm nicht.
„Wir möchten einfach behandelt werden wie ein Martinszug“, wünscht sich Wozignoy. Für diesen müssen keine Straßen abgesperrt werden. Vor den laufenden Kindern fährt die Polizei, dahinter die Feuerwehr. Er hofft nun, dass durch den diesjährigen Ausfall den Verantwortlichen bei der Stadt und den Bürgern bewusst wird, wie wichtig diese Veranstaltung für den Stadtteil ist. „Wir wollen die Leute wach rütteln, wie es in der Politik so zugeht.“
Nach den närrischen Tagen wird sich Wozignoy noch einmal ans Rathaus wenden und die Auflagen besprechen. Die Bürgergemeinschaft hat er auf seiner Seite. „Wir werden versuchen, den Karneval wieder zu aktivieren“, sagt Kirsten.
Ein kleiner Trost: An Rosenmontag nehmen die Heisinger Narren wie immer am Kupferdreher Umzug teil. Und für 2017 ist Wozignoy optimistisch: „Ich bin guter Zuversicht, dass wir das wieder hinkriegen, zur Not auch ohne Wagen.“