Essen. . Freiwillig zur Schule: Aus den Deutschkursen, die für die Flüchtlinge im Zeltdorf Karnap gedacht waren, hat sich ein Ferienangebot entwickelt.
- Der Verein „Zukunft Bildungswerk“ bietet 40 Kindern des ehemaligen Zeltdorfes in den Ferien Unterricht an
- Damit lebt das private Projekt in Karnap, das aus den Deutschkursen entstanden ist, fort
- Das Angebot für die Kinder umfasst aber auch Ausflüge und Lagerfeuer
Das Zeltdorf in Karnap ist Geschichte, seine Bewohner leben mittlerweile übers ganze Stadtgebiet verteilt. Doch für 40 Kinder aus der aufgelösten Flüchtlingsunterkunft gibt es in den Winterferien ein Wiedersehen: Rund um die Feiertage gehen sie zur Schule – freiwillig.
Organisiert wird der Unterricht vom Verein „Zukunft Bildungswerk“, das der Karnaper Turgay Tahtabas gegründet hat. Als das Zeltdorf im Stadtteil noch existierte und viele Bewohner auf einen Schulplatz für ihre Kinder warteten, zog er eine bemerkenswerte Privatinitiative auf: In Räumen, die die evangelische Kirche an der Hattramstraße zur Verfügung stellte, bot er Unterricht an. Da sein Verein bereits seit längerem Lernförderung an Schulen im Stadtteil anbot, hatte Tahtabas schon einen Pool an Lehramtsstudenten.
Studenten geben den Flüchtlingskindern Unterricht
Die Studenten waren flexibel einsetzbar und bereiteten ihre Schützlinge mit großem Engagement auf den Besuch der Regelschulen vor. In Hochzeiten hatten die Deutschkurse fast 200 Teilnehmer, und zahlreiche Kinder kamen auch während der Sommerferien, weil sie einen Bildungshunger verspürten, der einigen deutschen Altersgenossen wohl schon abhanden gekommen ist.
Und darum entschied sich Tahtabas, den Kindern auch in den Weihnachtsferien ein Angebot zu machen. Weil die Räume der Kirche in den Ferien geschlossen sind, findet der Unterricht nun in Zusammenarbeit mit der Jugendfarm Altenessen in deren Haus statt. Die 40 Schüler von 6 bis 18 Jahren reisen dafür aus Steele, Altendorf oder Karnap an, wo ihre Familien inzwischen Wohnungen gefunden haben. Zwei indische Kinder holt Tahtabas im Asylheim an der Papestraße in Holsterhausen ab, weil sie kein Schokoticket für Bus und Bahn haben.
Das Angebot umfasst auch Ausflüge und Lagerfeuer
„Alle Kinder gehen jetzt in Seiteneinsteiger-Klassen an Grundschulen oder Gymnasien, aber in dieser stillen Zeit ist für sie nicht viel los“, sagt Tahtabas. Darum bieten die 13 Studenten in der Weihnachts-Schule nicht nur bis 6. Januar jeweils von 11 bis 14 Uhr Unterricht, sondern auch Ausflüge oder Lagerfeuer mit Stockbrot. Am Freitag fährt die Gruppe nach Köln, besichtigt den Dom und besucht einen syrischen Musiker.
Zwei junge Leute, die auf der Jugendfarm in Altenessen ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren, stellen den Kindern die dort lebenden Tiere und ihre Eigenschaften vor. „So lernen die Kinder auch eine neue Institution kennen, die sie später aufsuchen können.“ Das Interesse an der Jugendfarm ist jedenfalls geweckt: Die Schüler machen gern Selfies mit Ziegen und Schafen.