Essen-Stoppenberg. . 600m2großes Trainingsareal an der Kokerei ist das größte im Ruhrgebiet. Betreut wird die Anlage durchs Jugendhilfe-Netzwerk der Awo Katernberg.

Le Parkour, diese einst aus dem Französischen herübergeschwappte und hier und da durchaus waghalsige „Kunst der effizienten Fortbewegung“, gewinnt immer mehr Anhänger. Die Idee, aufgrund der örtlichen Gegebenheiten etwa auf dem Zollverein-Gelände ein Parkour-Zentrum einzurichten, in dem man Hindernisse auf unorthodoxe Art überwinden kann, entstand bereits 2014 bei einem der dortigen Jugendforen. Nun, drei Jahre und allerlei bürokratische Hürden später, konnte im Schatten der Zollverein-Kokerei die bislang größte Parkour-Anlage des gesamten Ruhrgebiets eröffnet werden.

Bereits vor mehr als zehn Jahren trafen sich erste Traceure, also diejenigen, die dem Wortsinn nach „den Weg ebnen“, bei der Awo im Julius-Leber-Haus in Kray zum Indoor-Training, längst aber ist daraus eine eigene urbane Parkour-Szene geworden. Und die hat mit der etwa 600m2 großen Übungsfläche auf Zollverein jetzt einen nahezu perfekten Treffpunkt gefunden.

Körperbeherrschung und Selbstvertrauen

Hasardeure sind die Ausnahme: In erster Linie geht es den vielen Traceuren darum, bei ihrem Sport vernünftig auszuloten, was möglich ist.
Hasardeure sind die Ausnahme: In erster Linie geht es den vielen Traceuren darum, bei ihrem Sport vernünftig auszuloten, was möglich ist. © Ulrich von Born

Zahlreiche Traceure ließen sich dieser Tage bei der Eröffnung auch vom Dauerregen nicht davon abhalten und zeigten, was sie drauf haben, wie man ohne technische Hilfsmittel Hindernisse überwindet, die andere lieber links liegen lassen würden. Alles eine Frage von Körperbeherrschung und Selbstvertrauen.

Hasardeure, die von Häusern oder über Autos springen, die wie Spiderman Wände hochlaufen oder katzengleich durch Industriebrachen hecheln, um sich auf die nächste Ninja-Warrior-Veranstaltung vorzubereiten, gibt es sicherlich auch. In erster Linie aber gehen vernünftige Menschen einem spannenden Sport nach, bei dem sie vernünftig ausloten, was möglich ist. Selbstvertrauen und Sicherheit tanken für alle Lebenslagen, heißt es. Der Weg ist das Ziel.

Traceure sind voll des Lobes

Sehr beeindruckend, diese Anlage. Was auf den ersten Blick anmutet wie eine wahllose Ansammlung von Betonblöcken, die teils mit Metallrohren verbunden sind, ist letztlich ein bestens geeignetes Trainingsgelände. Für Fortgeschrittene, aber auch Anfänger der Bewegungsphilosophie Parkour. Betreut wird die Anlage von Awo-Projektleiterin Carina Hommel und den Mitgliedern des Jugendhilfe-Netzwerks der Awo in Katernberg, die schon seit Sommer ein regelmäßiges Training vor Ort organisieren.

Letztlich brauchte es aber auch die Unterstützung aus der Politik und von einigen Institutionen, bis aus der Idee jetzt diese von den Traceuren gelobte Anlage wurde. Neben den zuständigen Bezirksvertretern waren es wesentlich das Projekt „Zollverein mittendrin“ der Stiftung Zollverein und das Programm „Soziale Stadt“ der Stadt Essen, die durch ihre Beteiligung die Realisation dieses in der Region einmaligen Konzeptes möglich machten.

>>INFORMATIVES TREFFEN AM 18. OKTOBER

Wie es mit der für alle offenen Anlage weitergeht und wer sich wie am Betrieb beteiligen kann, steht im Mittelpunkt eines Treffens am Mittwoch, 18. Oktober, um 17.30 Uhr im Kokerei-Café nahe des Parkour-Geländes. Fest steht bisher: Wegen der Jahreszeit werden die offenen Trainingseinheitenfreitags von 18 auf 17 Uhr vorverlegt.