Essen. Zwei Mädchen haben den grünen Knollenblätterpilz gegessen und eine lebensgefährliche Vergiftung erlitten. Essener Experten halfen den Kindern.

  • Zwei kleine syrische Mädchen haben hochgiftige Knollenblätterpilze gegessen
  • Essener Ärzte behandelten die Mädchen, der Fünfjährigen wurde eine Leber transplantiert
  • Beide Mädchen sind nun auf dem Wege der Besserung

Nach Wochen des Bangens können die Eltern von zwei kleinen Mädchen, die eine lebensbedrohliche Pilzvergiftung erlitten hatten, nun aufatmen. Die fünf und sieben Jahre alten Kinder, die Ende August ins Essener Universitätsklinikum eingeliefert wurden, sind auf dem Weg der Besserung. Wie die Uniklinik an diesem Mittwoch mitteilte, konnte das ältere Mädchen konnte bereits entlassen werden.

Die betroffene Familie lebt in Frankfurt, stammt aber ursprünglich aus Syrien. Der Vater und seine Kinder hatten vom hochgiftigen grünen Knollenblätterpilz gegessen, der in ihrer Heimat nicht bekannt ist. Wie die Deutsche Presse-Agentur jüngst berichtete, verwechseln zahlreiche Flüchtlinge den Knollenblätterpilz mit essbaren Arten aus ihren Heimatländern. Daher werde inzwischen in vielen Asylunterkünften sowie in Behörden mit einem siebensprachigen Plakat auf die Gefahren der Pilzsuche hingewiesen.

Schon bei der Aufnahme in Essen war die Leber der Fünfjährigen zerstört

Beim Verzehr des Knollenblätterpilzes ist eine Rettung nur möglich, wenn die Betroffenen möglichst rasch behandelt werden. Die beiden Mädchen waren zwei Tage, nachdem sie die Pilze gegessen hatten, von Frankfurt nach Essen verlegt worden. „Das Pilz-Gift hatte in kurzer Zeit die Leber der beiden Kinder massiv geschädigt“, erklärte der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende der Universitätsklinik Essen Professor Jochen A. Werner.

Es sei den Leber-Experten der Kinderklinik gelungen, die Leber des älteren Mädchens zu erhalten. Bei der kleinen Schwester habe das Pilz-Gift die Leber jedoch so stark angegriffen gewesen, dass das Kind ein neues Organ benötigte. Schon bei der Aufnahme der Fünfjährigen sei ihre Leber zerstört gewesen.

Zustand des Mädchens habe sich seit Transplantation verbessert

„Die nicht mehr funktionsfähige Leber wurde auf der Intensivstation über ein Leberersatzverfahren für ein paar Tage ersetzt, bis ein gespendetes Organ zur Verfügung stand“, erklärt Jochen A. Werner. Der Zustand des kleinen Mädchens habe sich seit der Transplantation so verbessert, dass auch sie in einigen Tagen entlassen werden könne.

Während der Behandlung der Kinder habe man sich auch intensiv um deren Eltern gekümmert, betont Kliniksprecher Burkhard Büscher: „Für sie war die Vergiftung der Mädchen natürlich ein Schock.“ In der schweren Situation der vergangenen Wochen habe man ihnen eine psychosoziale Betreuung angeboten.

Bei Verdacht den Giftnotruf wählen

Die Essener Universitätsmedizin ist auf die Behandlung von Lebererkrankungen spezialisiert. Das Transplantationszentrum der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie ist nach eigenen Angaben das größte deutschlandweit. Das Chirurgen-Team transplantierte im vergangenen Jahr 118 Lebern, davon 23 bei Kindern. Die Eltern der zwei Mädchen sind den Experten grenzenlos dankbar: „Die Ärzte haben alles unternommen, um das Leben unserer Töchter zu retten.“

Der grüne Knollenblätterpilz ist sehr giftig. Es kam bereits zu Todesfällen durch Leberversagen. Die Informationszentrale gegen Vergiftungen in Bonn rät bei Verdacht oder Symptomen einer Vergiftung dazu, sofort einen Arzt oder den Giftnotruf unter 0228/19240 zu kontaktieren. (pg)