Essen. . Die bevorstehende Belegung des früheren Klosters in Essen-Schuir mit Flüchtlingen wirft bei einer Versammlung kritische Fragen auf.
- Essens Sozialdezernent Peter Renzel stellt bei Infoabend das neue Asylheim im Kloster Schuir vor
- Ob die Betreuung eine Privatfirma oder einen Wohlfahrtsverband übernimmt, steht noch nicht fest
- Am Ende der Informationsveranstaltung gab es Lob und Applaus für den Sozialdezernenten
Nach 40 Bürgerversammlungen zum Thema Flüchtlingsunterkünfte hat sich Essens Sozialdezernent Peter Renzel eine gewisse Routine erworben: Er hat Aufruhr erlebt und Willkommenskultur, Nachbarn, Neugierige und Nörgler. In der Kirche Christus König in Haarzopf überwogen am Mittwochabend die Wohlmeinenden, als Renzel das neue Asylheim im Kloster Schuir vorstellte – am Ende gab es sogar Applaus.
Für bis zu 514 Menschen soll das frühere Kloster Platz bieten, das die Stadt von Eigentümer Peter Jänsch mietet. Die Stadt hat es bereits möbliert, ob die Betreuung eine Privatfirma oder einen Wohlfahrtsverband übernimmt, steht noch nicht fest. Man werte bei der Ausschreibung einen günstigen Preis nur mit 30 Prozent, die Qualität der Betreuung dagegen mit 70 Prozent, sagt Renzel. „Wir wollen nicht die Billiganbieter anziehen, sondern suchen einen Betreiber, der hier verankert ist und mit den Nachbarn kommuniziert.“
Erste Bewohner könnten in der zweiten Junihälfte einziehen
Den Einwand, dass die Unterkunft so überdimensioniert wie überteuert sei, weist Renzel zurück. Die Stadt erhalte für jeden Flüchtling jährlich rund 10 000 Euro vom Land und schaue darauf, da nicht noch viel Geld draufzulegen. Die Kosten in Schuir lägen mit allem Drum und Dran bei 1000 Euro pro Flüchtling und Monat; wie auch in anderen Heimen.
Was schließlich die Belegung angehe, rechne man trotz des abgeflauten Flüchtlingszuzugs damit, dass die ersten Bewohner in der zweiten Junihälfte einziehen.
Grundschüler werden von der Stadt mit Schulbussen gefahren
Die Sorge, dass sich halbwüchsige Jungs dort langweilen oder Kinder zu weite Schulwege haben, zerstreut der Dezernent. Der Betreiber sei gehalten, für ein Sport- und Freizeitangebot, für Tagesstruktur also zu sorgen, Kinderbetreuung und Brückenprojekte zu organisieren. Um auch Kleiderkammer oder Fahrradwerkstatt auf die Beine zu stellen, könne man Ehrenamtliche einbeziehen.
Natürlich werde es in dem Kloster eine Asylverfahrensberatung geben. Was schließlich den Schulbesuch angeht, weist Renzel darauf hin, dass Grundschüler von der Stadt mit Schulbussen gefahren werden.
„Sollen die zu Fuß zum Supermarkt in Werden laufen?“
Ältere Schüler können an der Meisenburgstraße in den Evag-Bus steigen, Kloster-Eigentümer Jänsch hat einen Weg zur Haltestelle bauen lassen. Als echte Anbindung lassen viele der Bürger in der Christus-König-Kirche den neuen Weg und die alte Bushaltestelle allerdings nicht gelten.
Wo die Leute, die für sich selbst kochen werden, denn einkaufen sollten, wird gefragt: „Sollen die zu Fuß zum Supermarkt in Werden laufen?“ Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Flüchtlinge die Wege finden, hält Renzel dagegen.
In Schuir gebe es nicht viele Menschen, die im Flüchtlingsheim helfen könnten
Dass der Standort entlegen sei, lasse sich nicht abstreiten, man müsse viel tun, damit das Kloster nicht zum „Ghetto im Grünen“ wird, mahnt ein Anwohner, der selbst erst vor nicht allzu langer Zeit zugezogen ist.
Ja, kontert Renzel, in Schuir gebe es nicht viele Menschen, die im Flüchtlingsheim helfen könnten, aber 1004 Bewohner habe der Stadtteil doch. 180 von ihnen seien Doppelstaatler oder Nichtdeutsche – ein Indiz dafür, dass Integration hier gelinge.
Hoffen auf ein gutes Miteinander
Ein Herr hat daran offenbar Zweifel: „Beschützt der Sicherheitsdienst auch die Spaziergänger in der Nähe des Klosters?“ Für seinen Schutz sei die Polizei zuständig, sagt Renzel. Spaziergänger dürften aber weiter sicher sein: „Ich erlebe, dass es in und um unsere Einrichtungen ziemlich friedfertig ist.“
Bernd Brack von Pro Asyl bietet – wie andere Ehrenamtliche auch – Hilfe an, damit es mit den zukünftigen Bewohnern des Klosters Schuir ein gutes Miteinander gibt.
Lob für den Dezernenten
Als er nach einer guten Stunde ansonsten fast alle Fragen beantwortet hat, dankt ihm ein Zuhörer für seinen großen Einsatz in den vergangenen Jahren: „Sie sind ein Glücksfall für die Stadt.“
Da gibt es dann den Applaus für den Dezernenten, der das Lob artig weiterreicht an die vielen, die ihm geholfen hätten: „Ich bin nur der, der den Kopf `raushängen lässt.“