Essen. . Patrick Spitzer aus Dellwig sah hilflosen Rentner in der Borbecker Bank und alarmierte – anders als die vier Kunden vor ihm – sofort die Polizei.
- Durch Zufall ging der 36-Jährige vor einem Jahr in die Bankfiliale in Borbeck
- Als Patrick Spitzer den Rentner am Boden sah, dachte er an einen Überfall
- Energieelektroniker ist seit einem Schlaganfall im Jahr 2001 arbeitslos
Der Fall der unterlassenen Hilfeleistung in der Borbecker Bank hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Letzten Montag verurteilte das Amtsgericht eine Frau und zwei Männer zu Geldstrafen zwischen 2400 und 3600 Euro, weil sie den sterbenden Rentner (83) einfach hatten liegen lassen. Der Dellwiger Patrick Spitzer hingegen ist der Mann, der sich an jenem 3. Oktober 2016 anständig verhalten und die Polizei alarmiert hat.
Es war Zufall, dass der 36-Jährige vor einem Jahr die Deutsche Bank-Filiale aufsuchte. „Ich bin Kunde der Postbank, aber weil der Geldautomat defekt war, musste ich zum Germaniaplatz fahren“, erinnert er sich. Vier Kunden hatten den auf dem Boden liegenden Rentner bis dahin ignoriert. Einige sagten jetzt im Gerichtssaal aus, sie hätten ihn für einen Obdachlosen gehalten. Patrick Spitzer war der fünfte, der den Vorraum betrat, aber der erste, der sofort reagierte. „Mein erster Gedanke war: Der ist überfallen worden.“
Notruf gewählt: „Habe nichts Besonderes getan.“
Nein, betont er, mit Zivilcourage habe sein Handeln überhaupt nichts zu tun. Erst recht vermag er darin nichts Heldenhaftes zu erkennen. „Ich sehe mich nicht als etwas Besonderes – das einzige, was ich getan habe, ist, die 110 gerufen zu haben“, sagt Patrick Spitzer.
Letzten Montag hat er im Gerichtssaal ausgesagt – und dort auf der Anklagebank zum ersten Mal jene gesehen, die die Hilfeleistung unterließen. „Das Urteil ist hart, aber gerecht“, findet der Dellwiger.
Patrick Spitzer greift schon zum zweiten Mal ein
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass er einer hilflosen Person geholfen hat. „Ich habe schon mal einen Krankenwagen gerufen, damals lag ein Obdachloser bei bitterer Kälte regungslos draußen auf der Bank. Ich hatte Angst, er könnte erfrieren.“
Weil Patrick Spitzer, Vater einer 16 -jährigen Tochter, die E-Jugend der Ballfreunde Bergeborbeck trainiert, hat er einen Erste-Hilfe-Lehrgang absolvieren müssen. Seine Schützlinge sind davon überzeugt, dass er etwas Großartiges getan hat und ein Vorbild ist. „Bei Facebook erfahre ich viel Lob“, sagt der gelernte Energieelektroniker, der selber nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stand. „2001 hatte ich einen Schlaganfall, seitdem bin ich arbeitslos.“