Essen. . Beim Beteilgungsprozess zum Grugabad ist jetzt von einem Hotelbau am Bad die Rede. Einige Workshop-Teilnehmer irritiert diese Idee der Planer.
- Beim Beteiligungsprozess zur Zukunft des Grugabades hat es zur Halbzeit vernehmlich geknirscht
- Einige Bürger fühlten sich von den Profi-Planern überrumpelt, weil diese plötzlich einen Hotelbau am Freibad ins Spiel brachten
- Die Teilnehmer hatten sich erhofft, vor allem über die Gestaltung des Bades und einen möglichen Ganzjahresbetrieb zu sprechen
Offiziell läuft es unter dem spröden Titel Beteiligungsprozess, viele Fans des Grugabades sehen es als Riesenchance, über die Zukunft von Essens größtem Freibad mitzureden. Zur Halbzeit fühlten sich nun einige von den Veranstaltern stark beeinflusst bis instrumentalisiert. Beim zweiten von drei Workshop-Blöcken knirschte es vernehmlich.
Viele der Hobby-Badplaner nehmen sich Urlaub, um an den jeweils zweitägigen Workshops teilzunehmen und die Ergebnisse abends öffentlich vorzustellen. Dabei gab es diesmal bei allen drei Gruppen viel Konsens, über das, was das Bad ausmacht: Rutsche, Wellenbecken, Tribüne, Sprungturm gelten als unantastbar. So sieht es auch der Denkmalschutz, so sagten es auch die Badegäste, die an zwei Augusttagen am Beckenrand befragt wurden.
Rutsche, Wellenbecken, Sprungturm sind unantastbar
Auch über mögliche Verbesserungen ist man sich einig: Das Bad solle auf Ganzjahresbetrieb umgerüstet und besser an den Grugapark angebunden werden. Ein neuer Eingang soll helfen, es sichtbarer zu machen.
Gleichzeitig träumt Landschaftsarchitekt Andreas Kipar, der die Gruppe 1 leitete, nun von einer Allee, die am Bad entlang zum Parkeingang führt und da auf ein „Boardinghouse“ zuläuft. Architekt Pablo Molestina (Gruppe 3) will ebendort einen „Fun Palace mit Hotel“ errichten. Sein Kollege Matthias Pfeifer (Gruppe 2) will das Gelände hinter der Tribüne und den Verkehrsübungsplatz im Grugapark einkassieren und mit kleineren Flächen zu einem 14 000 qm-Grundstück vereinen. Das könne man mit Klettergarten, Ballsport etc. bespielen. 6000 qm reserviert er für ein Hotel.
Bürger fühlen sich durch Planer überrumpelt
Pfeifer sagt unumwunden, er wolle das Grundstück „in Wert setzen“. Ein Freibad macht keine Gewinne, Flächenvermarktung und Hotelbau sollen offenbar Geld in die Stadtkasse spülen. Die Teilnehmer stünden guten stadtplanerischen Ideen offen gegenüber, betont Michael Rodenbach als Sprecher der Gruppe 3. Er formuliert aber das Unbehagen, „dass wir von dem, was wir von dem Bad wollen, weggelenkt worden sind zum Umfeld“. Eine Teilnehmerin ergänzt: „Es war erstaunlich, wie in allen drei Gruppen plötzlich das Thema Hotel auftauchte.“ Ein Dritter formuliert schärfer: „Ich kritisiere, dass wir Bürger hier genutzt werden, um Legitimität für Nutzgebäude oder Hotels zu schaffen.“
Es sei ein Problem von Beteiligungsprozessen, dass sie einladen, unbezahlbare Wunschlisten zu erstellen, sagt Stadtdirektor Hans-Jürgen Best am Rande der Veranstaltung. Es ist indes auch ein Problem, wenn die Teilnehmer das Gefühl bekommen, die Stadt habe längst einen fixen Plan in der Tasche.