Essen. Wie soll es weitergehen mit dem Grugabad? Dazu will die Stadt Essen auch die Bürger hören – und befragte jetzt Badegäste direkt am Beckenrand.

  • Essens Bürger sollen mit über die Zukunft des Grugabades entscheiden, dazu bietet die Stadt Workshops mit Experten an
  • Jetzt befragten städtische Mitarbeiter auch die Badegäste in Essens größtem Freibad, bauten einen Infostand direkt am Beckenrand auf
  • Die Resonanz war riesig: Liebeserklärungen ans Grugabad und kritische Anmerkungen sollen in die weiteren Planungen einfließen

Die Ansprüche von Freibadgästen sind im Grunde simpel: Sonne, Wasser, Sprungturm und Speiseeis. Doch das Team, das an diesem Montag einen Infostand zwischen Elefantenrutsche und Wellenbecken aufgebaut hat, will es genauer wissen: „Was fehlt im Grugabad, was ist unverzichtbar?“

Denn Essens größtes Freibad leidet mit seinen 53 Jahren an einem millionenschweren Sanierungsstau – und hartnäckigen Imageproblemen. Auch wenn Letzteres an diesem Bilderbuchtag kaum zu glauben ist. Darum hat die Stadt zusammen mit der Düsseldorfer Agentur Faltin und Sattler in diesem Sommer einen Beteiligungsprozess zur Zukunft des Grugabades gestartet, bei dem Bürger gemeinsam mit Experten in Workshops über praxistaugliche Vorschläge und sprühende Visionen diskutieren. Die Zwischenergebnisse werden jeweils am Abend der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Stellwand war schnell voll mit Zetteln

Der erste Termin ist schon gelaufen, bevor am 14. September der zweite ansteht, sollen vor allem Familien, Kinder und Jugendliche zu Wort kommen. Also jene jungen Badegäste, „die eher nicht zu einer Abendveranstaltung in die Messe kommen. Drum sind wir zu ihnen ins Grugabad gekommen“, wie Julia Gardemann vom Amt für Stadtplanung und Bauordnung erklärt. Schon bei der Premiere am Freitag war sie über das große Interesse der Badegäste erstaunt, war die Stellwand im Handumdrehen voll mit Zetteln. Ein Effekt, der sich am Montag wiederholt.

„Wegen dem Wellenbad“, steht da als Grund für den Besuch im Grugabad. „Viel Spaß mit Freunden“ oder einfach: „Hier ist es am besten“. Monika Hanisch von der Stadt-Agentur ist oft zu Bürgerbefragungen auf Marktplätzen unterwegs, aber die Liebeserklärungen ans Bad verblüffen sie doch: „Viele Leute kommen seit frühester Kindheit her, das Grugabad ist für sie ein Stück Heimat. Viele bedauern nur, dass es ein schlechtes Image hat.“

Security unterstützt das Badpersonal

Eine bisweilen schwierige Klientel, Pöbeleien und Belästigungen, dem begegnet man hier seit einiger Zeit mit Securitys, die das Badpersonal unterstützen. Auf den Karten der Badegäste findet das kaum Niederschlag. Bemängelt wird eher, dass nicht immer alles tiptop sauber sei, dass einzelne Becken unbeheizt sind und die Duschen ihre beste Zeit hinter sich haben.

„Das Grugabad muss renoviert werden“, sagt auch Katrin Brackmann (44), die mit ihren beiden Töchtern (7, 10) und zwei weiteren Kindern hergekommen ist. Ein Besuch, der auch als Statement gedacht ist: „Ich finde die Aktion super und möchte nicht, dass es am Ende heißt: Es gibt ja kein Interesse – wir machen dicht.“ Schon die Schließung des Hauptbades mit seiner tollen Glasfassade sei traurig gewesen, es dürfe sich nicht wiederholen, „dass man jahrelang nichts macht und dann sagt, eine Sanierung ist zu teuer“.

Ab Jahresende wird auf Stadtebene diskutiert

Essen ohne Grugabad? Für Matthias Nebel (31) ist das undenkbar: In den Sommerferien ist er mit seiner Frau und dem zweijährigen Sohn Dauergast. „Die Verkehrsanbindung ist toll, das Personal ist freundlich, die Größe des Bades ist super, der Spielplatz ist spitze. . .“ Nicht mal über den Preis könne man meckern, zumal der mit dem Ferienpass auf 2,50 Euro reduziert sei. Auch wenn das Wasser im Kinderbecken zu kalt sei, bleibe das Grugabad für ihn „erste Wahl“.

Wie es weitergeht, mit dem Bad, wird ab Jahresende auf Stadtebene diskutiert. Was diese Saison angeht, hofft Kurt Uhlendahl von den Sport- und Bäderbetrieben auf eine Öffnung bis Mitte September: „Es sei denn, die Wettervorhersagen für nächste Woche sind komplett schlecht.“ Fast 125 000 Besucher hatte das Grugabad im Jahr 2016, in diesem Jahr waren es bis Sonntag inklusive gut 101 000 – da geht noch was. Spätestens am 1. Oktober dürfen Zweibeiner dann nur als Begleitpersonal ins Grugabad: Da ist Hundeschwimmen angesagt.