Essen. . Das DRK startet in Essen sein neues Projekt: „Besser leben – schuldenfrei!“. Ehrenamtliche sollen Bedürftige zu den Hilfsangeboten lotsen.

  • Das DRK startet in Essen sein neues Projekt: „Besser leben – schuldenfrei!“
  • Ehrenamtliche gesucht, die Bedürftige zu den Hilfsangeboten in der Stadt lotsen
  • Am 12. September wird das Projekt offiziell vorgestellt

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) startet in Essen ein neues Armutsprojekt. Ehrenamtliche Lotsen sollen sich um bedürftige Kinder, Familien, Senioren kümmern und ihnen den Weg zu den verschiedenen Hilfseinrichtungen in der Stadt weisen. „Wir wollen keine Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen und Beratungsstellen sein“, betonte der Projektverantwortliche Norbert Drüke. Das DRK wolle bereits einen Schritt vorher aktiv werden und diejenigen erreichen, „die den Weg nicht finden oder sich nicht trauen“. Diese Lotsen- oder Patenfunktion fehle oftmals.

Die Arbeit der Paten soll dabei sehr niederschwellig sein. Das könne bedeuten, dass sie einer Familie zeigen, wie sie ein Haushaltsbuch führt, um die Kontrolle über die Ausgaben zu haben. Das könne aber auch eine Begleitung zur Schuldnerhilfe oder zu einer Behörde sein. „Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass bedürftige Menschen gar nicht wissen, was ihnen zusteht und wie sie an diese Leistungen kommen“, sagt Drüke. Das DRK habe über seine Angebote in der Stadt vor allem Kontakt zu älteren Menschen. Und da gebe es einige, die sich aus Scham nicht trauen, beispielsweise Grundsicherung im Alter zu beantragen, meint Drüke. Mit der staatlichen Leistung kann eine karge Rente aufgebessert werden.

Zahl der Bedürftigen in Essen wächst

Sein neues Projekt hat das Deutsche Rote Kreuz „Besser leben – schuldenfrei!“ genannt und damit bewusst das Wort Armut vermieden. Drüke begründet das damit: Das Stigma, das mit dem Wort Armut verbunden ist, könnte Menschen abschrecken, die Hilfe anzunehmen. „Kaum einer würde von sich aus sagen, dass er arm ist“, meint er. Aber die Zahlen sprechen für sich: In Essen steigt die Zahl derer, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind. Vergangenes Jahr waren es 6700 Betroffene und somit rund 1000 mehr als vier Jahre zuvor. Auch die Zahl der Haushalte, die von Hartz IV leben, ist zuletzt auf fast 47 000 geklettert. Damit nimmt auch die Zahl der Kinder zu, die in Hartz-IV-Familien aufwachsen.

Die Lotsen, die das DRK einsetzen will, sollen für die Betroffenen eine Art Hilfe zur Selbsthilfe sein. Passende Helfer werden jetzt gesucht. Dafür veranstaltet das DRK am 12. September eine Infoveranstaltung.

Was müssen sie mitbringen? „Vor allem Einfühlungsvermögen und auch eine gewisse Portion Lebenserfahrung“, meint Drüke. Spezielle Kenntnisse seien von Vorteil aber nicht notwendig. Für die Beratung, die sie geben sollen, werden sie vorab geschult. Die Arbeit ist ehrenamtlich organisiert, nur für Auslagen, die damit verbunden sind, zahlt das DRK.

Awo skeptisch wegen Einsatz von Ehrenamtlern

Bei der Schuldnerhilfe Essen, die zur Arbeiterwohlfahrt gehört, stößt das neue Angebot generell auf Wohlwollen. Die Schuldnerhilfe selbst habe kaum die Möglichkeit, Menschen außerhalb zu erreichen, sagte deren Geschäftsführer Philipp Hennen. „Wir sind häufig darauf angewiesen, dass die Betroffenen zu uns finden.“

Dennoch ist Awo-Geschäftsführer Oliver Kern skeptisch, ob man eine solche Lotsenfunktion wie sie das DRK plant, in ehrenamtliche Hände legen sollte. Es gehe schließlich um sensible, personenbezogene Daten.

Infoveranstaltung am 12. September

Das Projekt „Besser leben – schuldenfrei!“ wird am Dienstag, 12. September 2017 ab 18 Uhr im den Räumen des DRK-Kreisverbandes Essen e.V., Hachestraße 32, vorgestellt. Interessenten, die mitarbeiten wollen, seien eingeladen. Das Ziel ist es, 10 bis 15 ehrenamtliche Berater für das Projekt zu finden. Alle Berater werden vor ihrem Einsatz durch das DRK Essen geschult.

Fragen zum Projekt beantwortet Projektleiter Norbert Drüke unter der Rufnummer 8474250 oder per E-Mail an norbert.drueke@drk-essen.de.