Essen. . Wenige Tage vor dem Schulstart lernen Kinder in Essen, wie sie mit ihrer Diabetes umgehen. Kurs gibt vor allem Eltern Sicherheit.

Das Ferien-Ende rückt näher, damit der Schulbeginn und für viele Sechsjährige der große Schritt aus dem Kindergarten in die Grundschule: Ein neuer Weg am Morgen, die Lehrer als neue Bezugspersonen und neue Fächer.

Alexandra Lauer-Göttert und Matthias Göttert sind dabei noch etwas gespannter als andere Eltern von neuen Schulkindern: Ihr siebenjähriger Sohn Jonathan hat Diabetes und muss im neuen Alltag mehr beachten als die künftigen Mitschüler in seiner ersten Klasse. Deshalb geht die Schulvorbereitung bei der Familie Göttert ein wenig weiter.

Vor Schulbeginn: Unterricht im Fach „Diabetes“

Es ist eine Schule vor der Schule: Zwei Tage lang wird am Elisabeth-Krankenhaus jeweils acht Stunden lang das Fach „Diabetes“ unterrichtet. Sieben Kinder, die nach den Sommerferien in die Grundschule kommen, sitzen im Schulungsraum der Kinderdiabetologie und hören den Diabetologinnen zu.

Die Theorie wird ganz praktisch vermittelt: Blutwerte werden gemessen, notiert und besprochen. Die Kinder sollen beim Essen Mengenverständnisse entwickeln. An einer Puppe wird ihnen gezeigt, wo es bei Unterzuckerung körperliche Beschwerden gibt. Und auf dem Tisch wartet ein Stofflöwe auf seine Behandlung.

Bammel vor der Einschulung

Die Kinder lernen, wie sie Insulin spritzen oder einen Katheter legen. Gelehrt wird in der Gruppe, geübt individuell. „Weil jedes Kind anders ist“, erklärt Dr. Katja Konrad, Kinder-Diabetologin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Alexandra Lauer-Göttert und Matthias Göttert schauen ihrem Sohn genau zu. Mit eineinhalb Jahren wurde bei Jonathan Diabetes diagnostiziert. Anfangs eine beschwerliche Zeit mit ständigen Mess-Kontrollen und vielen Insulin-Spritzen – bis zu zwölf Stück am Tag. „Nach drei Jahren sind wir erstmals wieder gemeinsam weggegangen“, erinnert sich Alexandra Lauer-Göttert. „Ein bisschen Bammel haben wir vor der Einschulung schon“, gesteht die Mutter: „Aber je mehr Jonathan selbst kann, desto weniger Angst haben wir.“

Diabetes-Kurs gibt Eltern Sicherheit

Ein Gerät misst bei dem siebenjährigen Jungen den Insulinwert. Eine Pumpe kommt bei Bedarf zum Einsatz, aktuell sind es vier Injektionen am Tag. Jonathans Selbstständigkeit hilft auch Lehrern, Berührungsängste abzubauen, haben die Eltern beobachtet. „Unser Sohn ist vorbereitet, wenn etwas passiert“, sagt Matthias Göttert.

Er bleibt in Rufbereitschaft. Andere Eltern geben für die Begleitung des Kindes den Beruf auf. „Wir wollen ein Stück weit loslassen“, betont Matthias Göttert. Die Diabetes-Stunden für ihren Sohn im Krankenhaus geben dafür zusätzliche Sicherheit.