Essen. . Unternehmen rücken in den Fokus von Internet-Kriminellen. Die IHK Essen warnt vor Cyber-Attacken. Spionage, Datendiebstahl, Erpressung nehmen zu.

  • Auch Essener Unternehmen rücken in den Fokus von Internet-Kriminellen
  • Spionage, Datendiebstahl, Erpressung nehmen zu
  • IHK veranstaltet deshalb im Dezember IT-Sicherheitstag aus

Internet-Kriminelle haben es immer öfter auf hiesige Unternehmen abgesehen. Die Zahl der digitalen Angriffe sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, bestätigt Jan Borkenstein, IT-Fachmann der Industrie- und Handelskammer Essen. Weil die Methoden der Angreifer zudem immer perfider werden, werde es für Betroffene immer schwieriger, sich angemessen zu schützen.

Das zeigen mehrere Beispiele aus Essen: Ein Dienstleister hat vor einiger Zeit eine Stelle ausgeschrieben und daraufhin mehrere Bewerbungen per E-Mail erhalten. Eine Nachricht hatte es aber in sich: Im Anhang war eine Schad-Software versteckt, die mit dem Öffnen des Dokuments aktiviert wurde.

Wie Essener Unternehmen attackiert wurden

Das Problem: Die E-Mail sah vertrauenswürdig aus, im Betreff war „Bewerbung“ angegeben, der Anhang sah aus wie ein Text-Dokument mit dem Namen „Lebenslauf“. Doch einmal aktiviert, verschlüsselte das schädliche Programm sämtliche Daten des Unternehmens. Für die Entschlüsselung sollte der Betrieb dann viel Geld bezahlen – so stand es in einem Erpresserbrief, der einige Tage nach dem virtuellen Angriff kam.

Von dieser Attacke war eine Wirtschaftsorganisation in Essen vor zwei Monaten betroffen: Jemand hatte unter deren Adresse hunderte Phishing-E-Mails versendet. Da der Internetprovider die Adresse der Organisation sperren musste, konnte sie einige Zeit keine E-Mails empfangen oder schreiben. Die Auswirkungen sind bis heute zu spüren, weil täglich noch zahlreiche Spam-E-Mails ankommen, die zwar von einem Programm herausgefiltert werden. Allerdings ist eine Mitarbeiterin jetzt täglich damit beschäftigt, zu kontrollieren, ob darunter „normale Mails“ sind.

Konkrete Zahlen sind schwierig zu ermitteln

Beispiel 3: Beim Geschäftsführer eines großen Mittelständlers aus dem Energiesektor versuchten Trick-Gauner mit der „Chef-Masche“ zu landen. In E-Mails gaben sie sich als dessen Management-Kollege aus und wollten den Chef zu einer hohen Überweisung vom Geschäftskonto veranlassen. Der Plan schlug zum Glück fehl.

Mit ihren Namen wollen die Unternehmen nicht gern in die Öffentlichkeit. Auch konkrete Zahlen für die Region seien nur schwer zu ermitteln, sagt IT-Fachmann Borkenstein. Die Beratungsgesellschaft PwC hatte Anfang des Jahres eine bundesweite Studie über den Mittelstand veröffentlicht, nach der 2016 jedes fünfte Unternehmen deutschlandweit Opfer eines Hacker-Angriffs wurde. Tendenz steigend: Laut bundesweiter Polizeistatistik sind die Fälle im Bereich Cyber-Kriminalität von knapp 46 000 im Jahr 2015 auf weit mehr als 82 000 im Folgejahr gestiegen.

Mittelstand besonders bedroht

Die Zahlen umfassen sämtliche Straftaten, nicht nur den Wirtschaftsbereich. Experten sind sich einig, dass die Dunkelziffer höher liegt. Sie gehen davon aus, dass die Zahlen weiter steigen werden, denn die Digitalisierung in den Betrieben schreitet voran.

Davor warnt auch das zuständige Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik: Die IT-Abhängigkeit von Unternehmen, aber auch von Bürgern, nehme stetig zu – und damit auch das Schadenpotenzial. Deshalb bleibe das Thema IT-Sicherheit auf der Agenda der IHK auch weiterhin ganz oben, sagt Jan Borkenstein. Er rät zur Wachsamkeit. „Viele denken, sie seien nicht im Visier der Angreifer, aber es kann jeden treffen.“ Vor allem Mittelständler und kleinere Betriebe sind bevorzugte Ziele von Wirtschaftsspionage und Cyber-Attacken. Schutz bieten spezielle Software-Programme. „Wir setzen zusätzlich aber auch auf Sensibilisierung und Aufklärung“, sagt Borkenstein. Er könne sich nur wundern, wie beliebt das Passwort „Passwort“ immer noch sei.

Sicherheitstag im Colosseum

Am 5. Dezember veranstalten alle Industrie- und Handelskammern in NRW wieder den IT-Sicherheitstag im Colosseum in Essen. Nähere Informationen bei der IHK erteilt Jan Borkenstein, 0201/1892198.
Internet: www.essen.ihk24.de