Essen. . Ehemalige RWE-ler treten für die Sanierung des Hochhauses ein. Essener Architekten dagegen setzen auf eine ausdrucksvolle Neubebauung.

  • Der geplante Abriss des Ypsilon-Hochhauses an der Huyssenallee führt zu Kontroversen
  • Ehemalige, am Bau Beteiligte, sagen: Ein Abriss wäre wirtschaftlich unvernünftig
  • Architekten sagen: Ein Abriss wäre kein Verlust

Der Abriss des ypsilonförmigen RWE-Hochhauses an der Huyssen-allee rückt näher. Und spätestens seit der Eigentümer Kölbl Kruse vor kurzem die Pläne für die Neubebauung vorgestellt hat, reißen die Diskussionen um die Frage nicht ab: Muss das markante Haus wirklich weg? Was passiert dann mit der Hochhaus-Silhouette? Und wäre eine Sanierung nicht nachhaltiger als der Abriss eines noch nicht einmal 40 Jahre alten Gebäudes?

Die pensionierten Mitarbeiter der RWE-Bauabteilung Rainer Ringhoff (l.) und Diemar Schuster.
Die pensionierten Mitarbeiter der RWE-Bauabteilung Rainer Ringhoff (l.) und Diemar Schuster. © Ulrich von Born

Dietmar Schuster und Rainer Ringhoff kennen das Hochhaus in- und auswendig. Schuster hat als Projektleiter von RWE beim Bau des Gebäudes in verantwortlicher Stellung mitgewirkt. Zusammen mit seinem Kollegen, dem Architekten Rainer Ringhoff leitete er zudem vor etwa 20 Jahren die Fassadensanierung. Und beide kommen aus ihrem Wissen um den Zustand des Hochhauses zu dem Schluss: „Eine Sanierung wirtschaftlich in Frage zu stellen, ist falsch. Dieses Gebäude ist nicht abrisswürdig“.

Hochwertige Fassaden-Sanierung und flexible Räume

Die ehemaligen RWE-ler verweisen dabei unter anderem auf die hochwertige Sanierung der gesamten Fassade Mitte der 1990er Jahre, bei der nicht nur der gesamte Naturstein ausgetauscht wurde, sondern die auch energetisch „vorzüglich ausgeführt“ worden sei. Auch lasse das Gebäude im Inneren völlig flexible Raumkonzepte zu – vom Einzel- bis zum modernen Großraum. „RWE hatte dies schon beim Bau des Hochhauses so vorgesehen“, erzählt Schuster.

Nach Meinung von Ringhoff würde sich ein saniertes Ypsilon-Hochhaus außerdem vorzüglich in die benachbarten Neubauten einfügen lassen. Schließlich hätten auch die Architekten des neuen Campus am anderen Ende der Huyssenallee eine offene „C“-Form als Abschluss gewählt. Genauso präsentiere sich das Ypsilon-Hochhaus aus der Sicht des Betrachters von der Freiheit aus. Das vom Architekten Hanns Dustmann Mitte der 1970er Jahre entworfene Y-Hochhaus „ist ein Unikat und städtebauliches Highlight“, meint Ringhoff.

„Architektonisch kein Verlust“

 Architekt Peter Brdenk.
Architekt Peter Brdenk. © Kerstin Kokoska

Andere Architekten teilen diese Meinung indes nicht. „Architektonisch wäre das kein großer Verlust“, sagt Peter Brdenk, der sich mit der Hochhausgeschichte der Stadt beschäftigt hat. Die 1970er Jahre hätten nicht zu den architektonisch bedeutungsvollen Jahren gehört. Außerdem lebten Städte davon, dass sie sich verändern. Auch sein Berufskollege Arndt Brüning meint: „Das Hochhaus ist keine Ikone der Hochhaus-Architektur“ – wie beispielsweise das Postscheckamt, der RWE-Tower oder das Thyssen-Krupp-Quartier.

Die entscheidende Frage sei deshalb eher: Was kommt an diese städtebaulich prägnante Stelle Neues? Brdenk hofft auf ein architektonisches Zeichen, einen Fingerzeig. Während er dort nicht zwingend wieder ein Hochhaus sieht, ist Brüning anderer Ansicht: „Eine höhere Bebauung halte ich schon für sinnvoll, um die großstädtische Silhouette zu bewahren.“

Bislang kursieren nur interne Pläne, wie sich Eigentümer Kölbl Kruse die Ausgestaltung vorstellt. Brüning kritisiert die fehlende Transparenz. Er hätte sich einen offenen Architekten-Wettbewerb gewünscht, wie diese Fläche ausgestaltet werden soll. „Es ist die Schwäche einer Stadt, das nicht zu fordern“, sagt er klar. Der Anspruch, Großstadt zu sein, hänge schließlich nicht zuletzt von der Bauqualität ab.