Essen. . Vor allem bei Kindern über drei Jahren bleibt in Essen weiter eine Lücke – ob die angepeilte Versorgungsquote von 96,1 % erreicht wird, ist offen.

  • Anfang August hat das neue Kindergartenjahr begonnen
  • Von 16450 Kindern zwischen drei und sechs haben 2200 noch keinen Platz
  • Stadt versichert: Vieles ist aber noch in Arbeit, Zahl der Plätze wächst weiter

Weil die Zahl der Kinder im Essener Stadtgebiet weiter steigt, bleiben zum Beginn des neuen Kindergartenjahres, das Anfang August begann, viele junge Bürger unversorgt mit einem Betreuungsplatz. Das geht aus aktuellen Zahlen des Jugendamts hervor. Bei den Kindern über drei Jahren war eine Versorgungsquote von 96,1 Prozent angepeilt worden – ob die erreicht werden kann, ist derzeit offen.

Von 16.450 Kindern zwischen drei und sechs Jahren haben derzeit knapp 2200 Kinder keinen Platz in einer Betreuungseinrichtung oder bei einer Tagesmutter erhalten. „Wir arbeiten die Fälle aber noch ab, und es werden im Laufe des Jahres mehr als 200 Plätze hinzukommen“, berichtet Peter Herzogenrath, Sprecher des Jugendsamts. Darüber hinaus ist die Stadt derzeit damit beschäftigt, noch etwa 750 Vorgänge zu bearbeiten, in denen Eltern ihren Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz angemeldet haben. Weitere Angebote für einen Kita-Platz seien ausgesprochen worden; in etwa 60 Fällen stünde die Antwort der Eltern noch aus.

91,4 Prozent – Tiefstand in 2016

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Versorgungsquote bei Kindern über drei Jahren einen neuen Tiefststand erreicht – für gerade mal 91,4 Prozent der Kinder gab es einen Betreuungsplatz, trotz Rechtsanspruchs der Eltern. Der Wert war in den letzten Jahren stetig gesunken – obwohl die Stadt die Zahl der Betreuungsplätze im Stadtgebiet regelmäßig erhöht hat.

„Diese paradoxe Situation liegt an der Tatsache, dass die Zunahme der Zahl von Kindern so niemand voraussagen konnte“, erklärt Herzogenrath. Es seien bei weitem nicht nur Flüchtlinge, die für den neuen Zuwachs gesorgt hätten, sondern dieser liege auch am Zuzug junger Familien und einer allgemein erhöhten Geburtenrate.

Zuletzt wurde in den U3-Ausbau investiert

Ein weiterer Faktor, der sich besonders auf die Versorgungsquote der Kinder ab drei Jahren ausgewirkt hat: Im letzten Jahrzehnt hat die Stadt massiv in den Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder zwischen einem und drei Jahren investiert. Dafür wurden Gruppen umgewandelt. Entsprechend hoch ist die „U3“-Versorgungsquote geworden, sie lag in den vergangenen Jahren immer deutlich über 30 Prozent. Hier sind 35 Prozent als kontinuierlicher Wert angepeilt; man geht davon aus, dass damit der größte Bedarf gedeckt ist – längst nicht alle Eltern wollen ihre Kinder unter drei Jahren in eine Betreuungseinrichtung geben.

Die Verteilung der Kita-Plätze für das jetzt angelaufene Jahr war ausgesprochen schwierig verlaufen: Wie ausführlich berichtet, stellte das neue Vormerk-System „Little Bird“ zahlreiche Eltern vor Schwierigkeiten. Die Stadt stellte sich in mehreren Info-Veranstaltungen den drängendsten Fragen der Eltern; diese Veranstaltungen waren aber zur Überraschung von vielen ausgesprochen schwach besucht.

Bis zum Jahr 2020 will die Stadt rund 3800 neue Kita-Plätze geschaffen haben – dann wäre, nach derzeitigem Stand der Prognosen, eine Versorgungsquote von annähernd 100 Prozent erreicht. Ob dieser Plan aber so eingehalten werden kann, ist aber offen.

>>> TAGESMÜTTER IMMER WICHTIGER

Tagesmütter und -väter spielen bei der Kinderbetreuung im Stadtgebiet eine immer wichtigere Rolle. Sie sind vor allem beliebt bei Eltern mit jüngeren Kindern bis drei Jahren.

Die Zahl der „Kindertagespflegepersonen“ stieg von 405 im Jahr 2011 auf 627 im vergangenen Jahr. Die Zahl der Plätze stieg von 1332 vor sechs Jahren auf 2093 Plätze.