Essen. . Nach vielen Filialschließungen bundesweit setzt die Deutsche Bank auf regionale Beratungscenter. Eines davon hat jetzt in Essen eröffnet.

An der Eingangstür des ehemaligen Thyssenhauses an der Kruppstraße weist nicht einmal ein Schild auf den neuen Mieter hin. Das Erdgeschoss des achtstöckigen Nebenbaus ist noch Baustelle, das Unkraut vor dem Haus steht kniehoch. Kaum zu ahnen also, dass sich die Deutsche Bank in der dritten bis fünften Etage bereits mit ihrem neuen regionalen Beratungscenter eingerichtet hat, das am Dienstag offiziell eröffnet wurde.

Dort erprobt das Kreditinstitut schon seit Mai, wie die Zukunft der Bankgeschäfte aussehen könnte. Neben der klassischen Beratung am Telefon geht das von hier aus per Videokonferenz und bald auch per Internet mit Chat und Co-Browsing.

Vor allem aber: Kunden erreichen einen Bank-Berater auch außerhalb üblicher Filial-Öffnungszeiten. Das Center ist montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr zu erreichen, und sogar samstags von 8 bis 15 Uhr. Der Samstag gilt als Novum in der Bankenbranche. „Schon in den ersten Wochen haben wir deutlich gemerkt, dass gerade Privatkunden die späten Öffnungszeiten und den Samstag gerne nutzen“, sagt die Leiterin des Beratungscenters, Sonja Plum.

Öffnungszeiten 8 bis 20 Uhr und auch samstags

In diesem Nebenbau des Thyssenhochhauses, das derzeit saniert wird, sitzt das Beratungscenter der Deutschen Bank.
In diesem Nebenbau des Thyssenhochhauses, das derzeit saniert wird, sitzt das Beratungscenter der Deutschen Bank. © Christof Köpsel

Das Essener Beratungscenter ist eines von acht in ganz Deutschland, die die Deutsche Bank Zug um Zug eröffnet hat. Sie will damit eine Antwort geben auf ein verändertes Kundenverhalten. „Die Hälfte unserer Kunden kommt schon heute nur noch maximal einmal im Jahr in unsere Filialen“, sagt Stefanie Heberling, Sprecherin der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Essen.

Das trifft alle Banken. Als Folge dünnen sie ihre Filialnetze aus. Auch die Deutsche Bank will im Laufe dieses Jahres bundesweit 188 Zweigstellen schließen, davon 51 Standorte in NRW. In Essen war die Filiale in Kettwig betroffen.

Die regionalen Beratungscenter sollen den Rückzug aus der Fläche abfedern. „Auch wenn wir Filialen schließen, bieten wir mit den Beratungscentern eine Alternative“, so Stefanie Heberling. Eine Konkurrenz zu bestehenden Filialen solle das Center aber keineswegs sein, eher eine Ergänzung.

Von Essen aus deckt die Bank damit ein Gebiet mit einer Million Kunden ab. Es reicht vom Niederrhein übers Ruhrgebiet bis nach Bielefeld. Und nicht nur Privatkunden werden von hier aus beraten, auch Selbstständige und gewerbliche Kunden, heißt es.

Deutsche Bank bietet flexible Arbeitszeitgestaltung

Über 100 Mitarbeiter beschäftigt die Deutsche Bank im Beratungscenter. Es sind allesamt ausgebildete Bankkaufleute. Viele kommen aus den aufgegebenen Filialen, pendeln jetzt täglich nach Essen. Deshalb sei die Adresse an der Krupp-straße mit der Nähe zum Bahnhof perfekt gewesen, so Stefanie Heberling.

Bei der Gestaltung der Büros hat die Deutsche Bank auf neue Einrichtungskonzepte gesetzt. Offene helle Büros, Lounges mit bequemen Sofas und Stühlen, Besprechungsinseln mit Hochtischen. Geschwungene, helle Holz-Verkleidungen brechen die kühle Büro-Atmosphäre auf. Vieles erinnert hier an ein Start-up und eigentlich ist es auch das. „Unsere Mitarbeiter bringen Pioniergeist mit und haben Lust, etwas Neues auszuprobieren“, sagt Sonja Plum. Innovativ ist auch die Arbeitszeitgestaltung. Feste Schichten gibt es nicht. Die Mitarbeiter schreiben ihre Dienstpläne selbst. Der Arbeitgeber gibt lediglich vor, wie viele Mitarbeiter zu welchen Zeiten anwesend sein müssen. „Das klappt sehr gut“, so Plum.