Essen. . Aktuell werden noch hunderte zusätzliche Anträge bearbeitet. Die Erlaubnisse für PTB-Waffen sind auf Rekordhöhe. Die Polizei sieht das kritisch.

  • Um das Sicherheitsgefühl scheint es in Essen nicht allzu gut bestellt sein
  • Immer mehr Bürger sind offenbar der Überzeugung, sich selbst besser schützen zu müssen
  • Sie beantragen bei der Polizei eine Erlaubnis für sich Gas- und Schreckschusspistolen

Um das Sicherheitsgefühl scheint es in Essen nicht allzu gut bestellt sein. Immer mehr Bürger sind offenbar der Überzeugung, sich selbst besser schützen zu müssen und kaufen sich Gas- und Schreckschusspistolen. Ein Blick in die Bücher der Polizei zeigt: Die Essener rüsten weiter auf.

Die Zahl der Anträge auf den „kleinen Waffenschein“, der es jedem über 18-Jährigen mit weißer Weste und ohne Mitgliedschaft in einer radikalen Organisation erlaubt, eine so genannte PTB-Waffe zu besitzen, ist auf eine Rekordmarke geklettert. Rund 6000 dieser behördlichen Erlaubnisse sind allein in Essen mittlerweile im Umlauf.

Entwicklung brach sich nach Silvesternacht von Köln Bahn

Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es nach Auskunft der Polizei etwa 3500. Dazu kommt, dass „hunderte weitere Anträge aktuell noch bearbeitet werden“, sagt Peter Elke, Sprecher der Essener Polizei, die nach Prüfung der Zuverlässigkeit und bei Eignung der Antragsteller die Bescheinigungen gegen eine Gebühr von derzeit 55 Euro ausstellt.

Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die sich nach den Ereignissen der Kölner Silvesternacht Bahn gebrochen hat. Zuvor hatte die Essener Polizei als Genehmigungsstelle pro Jahr kaum mehr als 300 kleine Waffenscheine ausgegeben.

Die Behörde betrachtet diese Entwicklung in einer noch nicht dagewesenen Dimension mit deutlich gemischten Gefühlen, zumal sie der Spiegel einer zunehmenden Verunsicherung sein dürfte. Doch das vermeintliche Mehr an erkaufter Sicherheit ist ein trügerisches, warnt die Polizei. Wer den Umgang mit Waffen weder erlernt noch trainiert, gehe das Risiko ein, dass sich die Pistole schnell gegen ihn selbst richte, wenn sie einem Angreifer in die Hände fällt. Auch Schreckschusswaffen können schwere Verletzungen auslösen und Situationen eskalieren lassen, wenn sich der Gegenüber bedroht fühlt.

Kleiner Waffenschein Keine Erlaubnis zum Schießen

Besitzer solcher Waffen sollten wissen, dass der „kleine Waffenschein“ keine Erlaubnis zum Schießen ist – selbst an Silvester nicht – und seit wenigen Tagen ein neues Gesetz vorschreibt: Die Pistolen und die Munition sind einzuschließen. Zwar gelten für Gaswaffen nicht so strenge Vorgaben wie für scharfe Waffen, die neuerdings in Schränken mit höherer Sicherheitsstufe gelagert werden müssen. „Doch herum liegenlassen darf man auch sie nicht mehr“, sagt Elke.

Die Essener Polizei hat jetzt auf eine weitere Regelung aufmerksam gemacht, von der sich der Gesetzgeber mehr Sicherheit verspricht: Wer illegal eine Pistole, ein Gewehr samt Munition oder ein verbotenes Messer besitzt, kann die Gerätschaften, die oft aus Nachlässen stammen, ab sofort in allen Polizeidienststellen abgeben, ohne eine Anzeige fürchten zu müssen. Eine solche einjährige Amnestie hat es schon einmal gegeben, und die Polizei wunderte sich damals, was da alles in der Asservatenabteilung landete, erinnert sich Elke: „Unsere Waffenkammern waren voll.“