Essen. . Das Fest „Paradiese und Utopien“ der Grünen Hauptstadt lockte am Wochenende Tausende in den Stadtgarten. Viele hielten es für ein Highlight.

Zwei Tage und zwei Abende lang hat die Grüne Hauptstadt am Wochenende den Stadtgarten in einen einzigen großen Spielplatz verwandelt, und Tausende kamen, um bei „Paradiese & Utopien“ – so der schöne Titel der Veranstaltung – mitzuspielen.

Es ist ein großes buntes Happening, das die Besucher in einem der schönsten Essener Parks erwartet: Während verstreut auf den Wiesen Yogagruppen im Schneidersitz oder Kopfstand entspannen, wird an den zahlreichen Mitmachständen, die über den ganzen Stadtgarten verteilt sind, losgebastelt: Hier entstehen „Blumenpralinen“, werden aus einfachen Fliesen bunte Schmuckstücke, aus alten Eierkartons handgeschöpfte Papierkunstwerke und aus Plastikflaschen Treibhäuser.

Es ging um Wiederverwertung und Neuverwendung

Nicole und Anja am Stand von „Lightform Art“.
Nicole und Anja am Stand von „Lightform Art“.


Foto: Stefan Arend

„Alle 36 Stände beschäftigen sich auf ganz individuelle Weise mit der Wiederverwertung und Neuverwendung“, erklärt Carola Bühn, die als künstlerische Leitung das Projekt entworfen und verwirklicht hat. Und zwar mit viel Gespür für das grüne Thema, aber auch mit einer guten Portion Humor: So können Besucher in einem kleinen Glashaus sprichwörtlich das Gras wachsen hören, bei der „Silent Disco“ lauthals und schräg mitsingen oder den Poetry Slammern, die auf den im Park verstreuten kleinen Bühnen auftreten, bei ihrer Wortakrobatik auf den Mund schauen. Kräftig genutzt werden auch die zu Brettspielen umfunktionierten alten Kabeltrommeln, um mit Freunden oder Fremden Mensch-ärgere-dich-nicht, Backgammon und Mühle zu spielen. Derweil wiegen sich am Teich eng umschlungene Paare in Zeitlupe zu leiser brasilianischer Musik. „Gehört das auch noch zum Programm?“, will eine ältere Dame wissen und wippt mit den Füßen, als warte sie nur darauf, selber zum Tanz aufgefordert zu werden.

Isabelle Denzer bastelt einen Schlüsselanhänger.
Isabelle Denzer bastelt einen Schlüsselanhänger.


Foto: Stefan Arend

Musik gibt es sowieso an beiden Tagen der Veranstaltung – vielstimmig und farbenfroh mit der punkigen Swingband Botticelli Baby, aber auch zum Mitsingen aus der guten alten Mundorgel und mit kleinen und großen Auftritten der Folkwang Musikschule, den Orchestern des Leibniz-Gymnasiums und der Holsterhauser Gesamtschule. Dazwischen immer wieder kleine Soli, wie etwa vom Klassik-Ensemble Unterwegs oder den trommelnden Bike Beatern, die gekonnt Fahrräder zu Schlagzeugen umfunktionieren.

Besucher finden: Das sollte jedes Jahr stattfinden

„Einfach großartig, was hier passiert“, sagt Sybille Tiemann dazu, „ich bin einfach nur begeistert.“ Die Essenerin ist mit Kind und Kegel in „ihren“ Stadtgarten gekommen, wo sie selbst schon als Kind gespielt hat. Während ihr Mann Heiner aus einem alten Grüne-Hauptstadt-Banner einen Liegestuhl für den Garten baut, erschafft Tochter Eva (6) am nächsten Stand ein Paradies im Glas: Aus Moos und Ästen bastelt sie sich im alten Marmeladenglas ihren kleinen eigenen Kosmos.

Selbstgebastelte Spiele - auch eine Möglichkeit.
Selbstgebastelte Spiele - auch eine Möglichkeit. © Stefan Arend

Gegen Abend wird es noch ein wenig voller im Stadtgarten, beim „Picknick-Gottesdienst“ auf der großen Bühne vor dem Aalto Theater, einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Darauf hat das Ehepaar Gerd und Ilse Meierhoff, ausgerüstet mit Klappstühlen und Kühltasche, schon den halben Nachmittag gewartet. „Für uns gehört diese ganze Veranstaltung schon jetzt zu den schönsten Projekten des Grüne-Hauptstadt-Jahres“, sagen sie unisono, „vielleicht kann man das im nächsten Jahr wiederholen. Auch wenn wir dann keinen Titel mehr haben.“