Essen. In der Kita St. Augustinus in Essen-Frohnhausen herrscht Unruhe: Das Gebäude wird offenbar zum Verkauf angeboten – ausgerechnet vom Pfarrer.

  • Die Pfarrei St. Antonius möchte sich von einem weitgehend ungenutzten Standort in Frohnhausen trennen
  • Einen Kaufinteressenten gibt es bereits: Die Verhandlungen mit der LVR-Klinik laufen, die Gebäude werden ausgemessen
  • Auf dem Grundstück liegt allerdings eine kirchliche Kita, die gar nicht weichen möchte. Die Eltern sind alarmiert

Das Ruhrbistum muss sparen und hat die Pfarreien aufgefordert, sich neu aufzustellen, überflüssige Angebote und Immobilien abzugeben. Zu welchen Verwerfungen dieser Pfarreientwicklungsprozess führen kann, lässt sich jetzt in Frohnhausen beobachten: Dort möchte der Pfarrer einen weitgehend ungenutzten Standort verkaufen, einen Kaufinteressenten gibt es auch schon. Bloß wäre vom Verkauf wohl auch die in dem Ensemble gelegene Kita betroffen – die Eltern sind alarmiert.

Es geht um ein Areal zwischen Adelkampstraße und Wickenburgstraße, auf dem sich neben der Kita das Pfarrheim, das Pfarrhaus, die St. Augustinus-Kirche und ein Wohnhaus befinden. Das alles gehört zur Pfarrei St. Antonius, deren Pfarrer Ludger Blasius sagt: „Es ist ein Standort, den wir kirchengemeindlich nicht mehr nutzen; daher wollen wir uns von dem Ganzen trennen.“ Die vier Parteien im Mietshaus seien informiert, gleiches gelte für die afrikanische Gemeinde, die seit fünf Jahren Kirche und Pfarrheim nutzt.

Die LVR-Klinik möchte gern das gesamte Areal kaufen

Für Blasius ist ein Verkauf nur folgerichtig; „Ein ungenutztes Areal können wir uns nicht leisten, das verursacht nur Kosten.“ Er hat den Standort darum der benachbarten LVR-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie angeboten, die akuten Raumbedarf hat. „Wir können uns vorstellen, in der Kirche eine Turnhalle für die Jugendlichen zu schaffen“, sagt Jane Splett, kaufmännische Direktorin der LVR-Klinik. Auch für den Forschungsbereich suche man Räume.

Als die Kirche Anfang des Jahres auf den LVR zuging, habe man darum Interesse signalisiert. Nun müsse man berechnen, ob der Standort genug Platz biete und wie hoch die Umbaukosten sein werden. Eine Entscheidung falle frühestens nach den Sommerferien; und die Kita habe man bisher noch nicht in die Pläne einbezogen. „Aber wir würden schon gern das gesamte Gelände kaufen“,sagt Splett. Derzeit messe eine Architektin die Gebäude aus.

Der Kita-Zweckverband möchte die Kita erhalten

Und das sorgt jetzt für Unruhe in der Kita St. Augustinus, denn auch deren Räume wurden vermessen, berichtet Nicole Steinbach vom Elternbeirat, deren dreijähriger Sohn die Kita besucht. „Dabei hieß es Anfang des Jahres noch, der LVR lege sich nur um die Kita herum.“ Die neue Entwicklung hat die Eltern aufgeschreckt. Schließlich fehlen in Essen Hunderte Kita-Plätze, und in Frohnhausen wird 2018 schon St.Elisabeth aufgegeben. Die Kita wird wie St. Augustinus vom katholischen Kita-Zweckverband betrieben.

„St. Augustinus ist eine große Kita mit vier Gruppen. Die Plätze werden benötigt, wir haben keinerlei Schließungsabsicht“, betont Mirja Wolfs, die beim Kita-Zweckverband für Immobilien zuständig ist. Die Kita habe einen eigenen Zugang und könne weiterlaufen, wenn der LVR in die Nachbargebäude ziehe.

Am Ende entscheidet das Bistum über den Verkauf

„Die Kita liegt in zweiter Reihe“. sagt dagegen Pfarrer Blasius. Sinnvoller sei es daher, sie mit zu verkaufen. „Ich verstehe die Sorgen der Eltern , aber die Kita bliebe ja mindestens noch zwei bis drei Jahre dort.“

Beim Bistum, zu dem auch der Kita-Zweckverband gehört, ist bisher nicht bekannt, dass die Kita verkauft werden könnte. Auf Anfrage heißt es: „In jedem Fall wäre für einen Verkauf eine aufsichtsrechtliche Genehmigung des Bistums erforderlich.“ Man wäre also quasi Schiedsrichter in der pikanten Sache katholische Pfarrei gegen katholische Kita.

>>> UMBRUCH IM BISTUM UND IM KITA-VERBAND

Angesichts der sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder und geringerer finanzieller Mittel sollen die Pfarreien im Ruhrbistum ihre Angebote und Strukturen anpassen. Beim Pfarreientwicklungsprozess geht es auch darum, das Gemeindeleben für die Zeit um 2020/2030 neu zu gestalten.

Der katholische Kita-Zweckverband wurde 2006 von 41 Kirchengemeinden gebildet, um die Pfarreien von der Trägerschaft der Kitas zu entlasten. 2016 beschloss der Verband, zehn seiner 269 Kitas im Bistum auslaufen zu lassen. Eine der Einrichtungen ist St. Elisabeth in Frohnhausen.