Essen. Die Uniklinik Essen hat sich gegen Vorwürfe aus einem Prüfungsbericht gewehrt, der in ihrem Lebertransplantationsprogramm „schwerwiegende Rechtsverstöße“ kritisiert.
- Im Streit um das Lebertransplantationsprogramm hat die Uniklinik Essen am Dienstag zur Stellung genommen
- Demnach weist die Uniklinik die Vorwürfe des Prüfungsberichts zurück
- Fachanwalt für Medizinrecht fordert die zuständige Bundesärztekammer auf, „den Bericht sofort zu entfernen“
Die Uniklinik Essen hat sich bei einer ausführlichen Pressekonferenz – und unterstützt von externen Rechtsexperten – gegen Inhalte eines Prüfungsberichts zu ihrem Lebertransplantationsprogramm gewehrt. In dem sind für den Zeitraum von 2012 bis 2015 Richtlinien-Verstöße und schwerwiegende Rechtsverstöße notiert.
„Dort wird unterstellt, wir hätten willentlich und systematisch gegen geltendes Recht verstoßen. Das weisen wir entschieden zurück“, betonte Prof. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums. „Es gab keine Datenfälschung, es gab keine Bevorzugung, es gab keine finanzielle Vorteilnahme.“ Zudem habe die Kommission in keinem Fall nachweisen können, dass ein Empfänger ein Organ zu Unrecht bekommen habe.
Uniklinikum erwägt, juristisch gegen den Bericht der Kommission vorzugehen
Zweieinhalb Stunden legten Mitarbeiter des Uniklinikums sowie externe Rechtsexperten ausführlich dar, wo die Prüfungs- und Überwachungskommission, die im Auftrag von Bundesärztekammer, Krankenhausgesellschaft und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen, die deutschen Transplantationszentren routinemäßig überprüft, nicht richtig gearbeitet habe und falsche Vorwürfe aufgestellt habe.
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Das Uniklinikum erwägt, juristisch gegen den Bericht der Kommission vorzugehen. Prof. Martin Rehborn, von der Uniklinik ins Verfahren hinzugezogener Fachanwalt für Medizinrecht aus Dortmund, forderte die zuständige Bundesärztekammer auf, „den Bericht sofort zu entfernen“.
Organspendesystem soll in staatliche Hände
Der ebenfalls hinzugezogene Prof. Wolfram Höfling, Direktor des Instituts für Staatsrecht in Köln, forderte darüberhinaus, das Organspendesystem in Deutschland zu refomieren und in staatliche Hände zu geben.
Prof. Dieter Bitter-Sürmann, Aufsichtsratsvorsitzender des Uniklinikums, kritisierte scharf den Transplantationsexperten Prof. Eckhard Nagel, Vorgänger des jetzigen Ärztlichen Direktors Prof. Jochen A. Werner. Nagel war bis August 2015 an der Uniklinik, Werner ist dort seit Oktober 2015. So habe die Prüfungs- und Überwachungskommission laut Unterlagen schon 2012 und 2013 Verfehlungen und eine Vielzahl von Richtlinienverstöße im Leber-Transplantationsprogramm am Uniklinikum Essen dokumentiert. „Darüber wurden wir als Aufsichtsrat von Prof. Nagel nicht informiert. Das wurde unter den Teppich gekehrt“, sagte Prof. Dieter Bitter-Sürmann.
Dem Aufsichtsrat sei gesagt worden, die Prüfungen hätten keine gravierenden Verfehlungen zum Ergebnis gehabt, es sei alles gut. „Bei uns ist nie etwas Negatives zum Leberttransplantationsprogramm angekommen“, betonte Prof. Dieter Bitter-Sürmann.