Essen. . Hubert Vornholt ist neuer Chef des Franz Sales Hauses, eine der größten Einrichtungen in NRW für Behinderte. Neue Gesetze bringen viel Arbeit.

  • Hubert Vornholt leitete 18 Jahre ein Heim für Menschen mit Behinderungen im Sauerland
  • Der diplomierte Kaufmann stieg Anfang des Jahres in den Vorstand des Franz Sales Hauses ein
  • „Ich stehe uneingeschränkt hinter der Philosophie des Hauses“, versichert Vornholt

Auf das Franz Sales Haus, eins der landesweit größten Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, kommen einige große, interne Herausforderungen zu. Das kündigt Hubert Vornholt (56) an, der neue Leiter des Hauses. Er hat zum Monatsbeginn die Nachfolge von Günter Oelscher übernommen, der nach 25 Jahren in den Ruhestand verabschiedet worden war. Vornholt war zu Jahresbeginn in den Vorstand des Franz Sales Hauses gewechselt, um sich mit der Einrichtung vertraut zu machen. Vorher hatte Vornholt 18 Jahre lang eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen im sauerländischen Bigge-Olsberg geleitet.

Christlich, gesellschaftlich aktiv, nach außen gewandt

„Ich habe ein Haus übernommen“, sagt Vornholt, „hinter dessen Philosophie ich uneingeschränkt stehe. Wir sind christlich, in der Gesellschaft aktiv, und wir sind auch nach außen gewandt.“ Auch wenn ihm das Haus schon vorher „nicht unbekannt“ gewesen sei, „lerne ich derzeit jeden Tag etwas Neues hinzu, auch nach einem halben Jahr noch.“

Das Franz Sales Haus hat etwa 1500 Mitarbeiter an 40 Standorten; derzeit leben und arbeiten rund 2300 Menschen mit Behinderung im Franz Sales Haus. Vornholt, verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder, ist sozusagen in einer sozialen Einrichtung großgeworden: Er stammt aus dem münsterländischen Gescher, dort gibt es auch ein großes Haus für Menschen mit Behinderungen, „mein Vater war dort der Leiter der Haustechnik. Entsprechend bin ich dort ein- und ausgegangen, habe dort Schwimmen gelernt und Fußball gespielt.“ Später studierte er Betriebswirtschaft in Aachen, verlor eigenen Angaben zufolge die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen wieder aus den Augen, ehe er Anfang der neunziger Jahre kaufmännischer Leiter einer entsprechenden Werkstatt in Arnsberg wurde.

Es war die Zeit, in der Sozialbetriebe ihre Haushaltsführung umstellen und lernen mussten, die Finanzen betreffend wie Unternehmen zu denken. „Dadurch hat sich sehr viel verändert, und Veränderung kann auch beflügeln. Stillstand“, sagt der passionierte Handballspieler, „ist immer ein Rückschritt.“

Bundesteilhabegesetz soll bis Ende 2022 umgesetzt werden

Entsprechend zuversichtlich will Vornholt jetzt das neue, große Thema anpacken, das das gesamte bundesweite Sozialwesen umtreibt: Beschlossen wurde das „Bundesteilhabegesetz“, bis Ende 2022 muss es umgesetzt sein, für Vornholt und sein neues, großes Haus bedeutet das nicht weniger als, etwas salopp gesagt, eine riesige Inventur.

„Jeder Bedarf jedes einzelnen Menschen mit Behinderung muss neu ermittelt und festgeschrieben werden“, erklärt Vornholt. Dass künftig kaum noch Unterschiede gemacht würden zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, mache dabei einen Großteil der künftigen Verwaltungsarbeit aus. „Alle Leistungen müssen neu definiert und beantragt werden.“

Das „Bundesteilhabegesetz“ will so dafür sorgen, dass Menschen mit Behinderungen stärker in der Gesellschaft anerkannt werden. Weg von einer „einrichtungszentrierten“ Sicht hin zu „personenzentrierter Einzelbetrachtung“. Ob das Ganze letztendlich aufgeht, ist in den Augen Vornholts eine Frage, die nur die Gesellschaft beantworten kann: „Sind wir wirklich dazu bereit, Menschen mit Behinderungen stärker zu integrieren und diese Integration auch zu bezahlen?“, fragt sich Vornholt. Die Antwort „wird die Zeit bringen.“ Sicher ist Vornholt nur, dass das „Bundesteilhabegesetz“ das „Kind nicht mit dem Bade ausschütten wird“, so wie es häufig bei der Inklusion an Schulen passiert: „Wir haben Zeit für eine schrittweise Umsetzung und können regelmäßig die Verhältnisse anpassen.“

Gesetz geht nach Einschätzung Vornholts „in die richtige Richtung“

Trotz des großen Verwaltungsaufwandes, den das „Bundesteilhabegesetz“ mit sich bringt, ist Vornholt zuversichtlich: „Bei allen Herausforderungen geht das Gesetz in die richtige Richtung.“ Mit einer „Das haben wir immer schon so gemacht“-Haltung käme man nämlich nie weiter.