Essen. . Hans Wohland war lange Betriebsratsvorsitzender an der Ruhrlandklinik. An seinem letzten Arbeitstag ließ sich kein Chef sehen. „Ein Affront!“
- Langjähriger Betriebsratsvorsitzender der Ruhrlandklinik verabschiedet
- Von der Klinikleitung jedoch kommt keine Reaktion
- Betriebsrat und Verdi sprechen von Missachtung und schlechtem Stil
Am 31. Mai war Hans Wohlands letzter Arbeitstag in der Ruhrlandklinik. Ein strahlend schöner Tag. Die Gewerkschaft Verdi hatte für den langjährigen Betriebsratsvorsitzenden extra den Grill angeworfen und die Mitarbeiter zur aktiven Mittagspause eingeladen. „Ich habe mich gefreut, dass so viele Kollegen da waren, um sich bei mir zu verabschieden“, sagt der 65-Jährige. Auch die Geschäftsleitung sei per Wurfpost über die kleine Feier informiert und eingeladen gewesen, heißt es. Doch aus der Führung ließ sich an Wohlands letztem Arbeitstag niemand blicken.
38 Jahre hat Hans Wohland in der Ruhrlandklinik gearbeitet, 36 Jahre war er im Personal- bzw. Betriebsrat und seit 31 Jahren auch dessen Vorsitzender. Mitarbeiter beschreiben ihn als einen, der den Mund aufmachte, wenn etwas gegen die Interessen der Belegschaft lief. „Hans war für die Geschäftsleitung unbequem“, sagt seine Nachfolgerin Elke Regber.
2009, als die Ruhrlandklinik zum Uniklinikum kam, kämpfte der Betriebsrat um Wohland unter anderem dafür, dass die Mitarbeiter in der Tarifbindung blieben. Ein Jahr später versuchte die damalige Geschäftsführung, Wohland mit einer Abmahnung mundtot zu machen. Zumindest in Arbeitnehmerkreisen kam das als Zeichen damals so an.
Jahrelang stritt er zudem mit der Geschäftsführung über den Einsatz von DRK-Schwestern in der Pflege, die in Wohlands Augen schon immer reine Leiharbeiter waren. Anfang des Jahres errang der Betriebsrat dazu einen weit über Essen hinaus beachteten Sieg vor dem Bundesarbeitsgericht. „Das alles ging nicht immer reibungslos und ohne Stress mit der Geschäftsführung“, zieht Wohland Bilanz.
Vorwurf an die Klinikleitung: „Affront gegen den Betriebsrat“
Umso gespannter stand offenbar schon im Vorfeld seiner Verabschiedung die Frage im Raum, wie sich die Leitung verhalten würde. „Langjährige Beschäftigte wurden bislang immer entsprechend verabschiedet“, sagt Verdi-Sekretär Gereon Falck. Verdi werde daher „sehr genau beobachten, ob sich diese Missachtung eines engagierten Betriebsrates auch auf die aktiven Mitglieder überträgt“.
Hans Wohland geht es gar nicht um persönliche Eitelkeiten. Nicht darum, warme Worte zu hören und einen Händedruck zu bekommen. Sondern: „Mir macht das große Sorge, weil ich mich frage, ob das Verhältnis der Geschäftsführung zum Betriebsrat noch schwieriger wird.“ In seinem Abschiedsschreiben an die Belegschaft ist Hans Wohland deutlicher geworden: „Das ist ein Affront gegen den Betriebsrat. Das ist Missachtung des Betriebsrates.“
Auch die neue Betriebsratsvorsitzende Elke Regber spricht von einem Signal an die Belegschaft, das nicht anders gedeutet werden könne als: „Was interessiert uns der Betriebsrat.“
Klinikführung bedankt sich doch noch
Auf Nachfrage gibt sich die Klinikleitung eher überrascht über die Reaktionen. „Selbstverständlich danken wir Herrn Wohland für seine langjährige Arbeit für die Ruhrlandklinik und sind froh, dass unsere Klinik einen starken Betriebsrat hat, der sich für unsere Mitarbeiter einsetzt. Wir blicken ebenso auf eine gute Zusammenarbeit zurück“, ließ sie über eine Sprecherin mitteilen. Als Zeichen der Anerkennung sei mit Hans Wohland sowie weiteren ehemaligen Mitarbeitern ein gemeinsames Essen geplant, „statt eines bloßen Handschlags am letzten Arbeitstag“. Einen Termin gebe es dafür noch nicht.
Von der beabsichtigten Einladung wusste Hans Wohland bisher allerdings noch nichts.