Essen. . Die Zahl der neuen Hotelbetten steigt demnächst rasant. Die Übernachtungen halten damit nicht Schritt. Gut für Gäste: Die Preise dürften sinken.

  • In den kommenden zwei Jahren kommen 800 Betten neu auf den Markt
  • Die Übernachtungszahlen halten damit allerdings nicht Schritt.
  • Die Konkurrenz ist gut für Gäste: Preise dürften sinken

Auf dem Hotelmarkt in Essen wird die Lage angespannter. Das Angebot an Betten wächst stärker als die Gästebuchungen. Der Wettbewerb unter den Häusern nimmt zu. Zu dieser Einschätzung kommt der aktuelle Hotelmarktreport NRW, den das Wuppertaler Beratungsunternehmen Schollen Hotelentwicklung jetzt vorgelegt hat. Für weitere Hotelinvestoren werde Essen „ein anspruchsvolles Pflaster“, heißt es darin.

Nach einigen Neu- und Wiedereröffnungen werden in den kommenden zwei Jahren weitere 800 Hotelzimmer hinzukommen. Damit überspringt Essen die 10 000-Bettenmarke. Das ist ein neuer Rekord. Das größte Hotel-Projekt ist das neue Premier Inn am Hauptbahnhof, das an Stelle des DB-Hochhauses gebaut wird. Allein dort soll ein Haus mit 190 Zimmern entstehen.

Eine der schlechtesten Betten-Auslastungen in NRW

Gäste der Stadt könnten von dieser Entwicklung durch niedrigere Zimmerpreise profitieren. „Zumindest kurzfristig dürfte das Preisniveau sinken und vor allem kleineren Betrieben zu schaffen machen“, sagte Christian Kopp von der Schollen-Unternehmensberatung.

Schon heute ist die Auslastung der Hotelbetten in Essen eine der schlechtesten im Land. Aktuell liegt sie laut Studie bei 41 Prozent. Das ist der zweitniedrigste Wert in NRW vor Duisburg. Durchschnittlich sind die Hotels in NRW in den größeren Städten zu 45 Prozent ausgelastet.

Doch nicht nur die explodierende Zahl der Hotelbetten erwähnen die Experten in der Studie, sondern auch die Entwicklung der Übernachtungszahlen, die längst nicht mehr in gleichem Maße Schritt halten. Mit 1,4 Millionen Übernachtungen im Jahr ist Essen dennoch der viertgrößte Hotelmarkt in NRW. Im vergangenen Jahr sanken die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr jedoch leicht.

EMG will festes Zimmerkontingent von den Hotels

Touristen nach Essen zu ziehen, ist Dieter Groppes Aufgabe. Der Chef der Städtischen Essen Marketing (EMG) sorgt sich nicht um den Hotelstandort. Zum einen sei der Essener Hotelmarkt stark von Geschäftsreisenden geprägt. Und hier sei ausschlaggebend, wie das Messejahr läuft. Zum anderen ziehe die Grüne Hauptstadt mehr Gäste an. Das zeigten die Übernachtungszahlen in den ersten drei Monaten. „Das wird auch einen nachhaltigen Effekt haben“, glaubt Groppe.

Ein Selbstläufer ist der Tourismus dennoch nicht. Die EMG will vor allem mehr Kongresse nach Essen ziehen und hat vor einiger Zeit deshalb ein „Convention Büro“ gegründet. Das organisiert für Interessenten ein Rund-um-Sorglos-Paket, wenn sie einen Kongress in der Stadt veranstalten wollen. Dafür braucht Groppe die Unterstützung der Hoteliers. Sie sollen auch in Spitzenzeiten ein bestimmtes Zimmerkontingent zur Verfügung stellen. Wenn nun viele neue Zimmer auf den Markt kommen und der Druck auf die Hotels steigt, könnte das Groppe in die Karten spielen.

Christian Kopp von Schollen glaubt indes, dass der Hotelboom in Essen noch nicht zu Ende ist. Gerade in guten Lagen könnte es weiteren Zuwachs geben.