Essen. . Das Grugabad ist beliebt, über 5000 Badegäste kamen allein Samstag. Aber lohnt sich eine millionenschwere Sanierung? Die Stadt fragt die Bürger.

  • Die Essener sollen über die Zukunft des Grugabades diskutieren: Die Stadt lädt sie zu drei Workshops ein
  • Eine Rundum-Sanierung des größten Freibades der Stadt würde 15 Millionen Euro kosten
  • Darum war in der Vergangenheit schon über Abriss und Verkleinerung diskutiert worden, nun soll es keine Denkverbote geben

Gerade erst hat das Grugabad seine Magnetwirkung wieder bewiesen: Von Christi Himmelfahrt bis Sonntag lockte es 9087 Besucher, allein Samstag kamen 5242 Badegäste. Dennoch ist ungewiss, ob und wenn ja in welchem Format Essens größtes Freibad erhalten bleibt: Der Sanierungsstau ist groß, eine Rundum-Erneuerung würde gut 15 Millionen Euro kosten. Nun ruft die Stadt die Bürger auf, sich Gedanken zur Zukunft des Grugabades zu machen.

Beschlossen wurde der aufwendige Beteiligungsprozess vor anderthalb Jahren: Wie kann man das Bad verschönern, verändern, erhalten – diese Fragen wollten Politik und Verwaltung nicht allein entscheiden, erklärt der Vorsitzende des Sportausschusses, Klaus Diekmann (CDU). „Das Grugabad ist eine so große Essener Attraktion, das dürfen wir nicht kaputtmachen“.

Eine Schließung des Bades wurde schon diskutiert

Da hatten die ersten eine Schließung des Bades angedacht, da sinnierte der damalige CDU-Fraktionschef Thomas Kufen zumindest über eine Verkleinerung. Inzwischen ist Kufen Oberbürgermeister und verspricht: „Unser Grugabad bleibt erhalten.“ Doch die Besucherzahlen von einst mehr als 300 000 pro Saison hätten sich längst halbiert, entsprächen nicht mehr der Größe des Bades. „Es ist einerseits ein beliebtes und aktuell das meist diskutierte Freibad in Essen. Deshalb sollten wir quer denken und bereit sein, neue Wege zu gehen“, sagt Kufen.

Er schlage daher einen Ideenwettbewerb vor, um neue Möglichkeiten zu erarbeiten, um das Bad noch attraktiver zu gestalten. „Dabei wollen wir aktiv die Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam wertvolle Hinweise und neue Ideen erarbeiten, die die Zukunft unseres Grugabads maßgeblich prägen werden.“

Ob Spaß- oder Sportbad: Denkverbote gibt es nicht

Los geht es in einem Monat: Bei einem Workshop am Donnerstag, 29. Juni, können Fans, Nutzer, Anwohner oder Kritiker sich Gedanken machen, ob sie sich ein Spaßbad mit spektakulären Rutschen wünschen, ein Wellness-Paradies mit Ganzjahresbetrieb, ein teilüberdachtes Kombibad oder ein Sportbad. Denkverbote gebe es nicht, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz: „Die Diskussion ist ergebnisoffen.“

Und sie ist mit dem 29. Juni nicht beendet: Zwei Workshop-Termine folgen im September; 90 Bürger dürfen daran teilnehmen. Melden sich zu viele Interessenten, werden die Plätze verlost. Auch all jene, die leer ausgehen, können mitdiskutieren: An drei Abenden gibt es öffentliche Foren. Beim Auftakt sind nicht nur der OB, Sportdezernent Andreas Bomheuer und Stadtdirektor Hans-Jürgen Best dabei, sondern auch Experten wie Architekt Andreas Kipar, der Essener Wurzeln und ein Büro in Mailand hat. Der Mann für italienische Impulse wird etwa von den „Bagni Misteriosi“ berichten.

Viele verbrachten im Grugabad ihren ersten Urlaub

„Perspektiven für eine Ikone der Metropolregion“ sollen entwickelt werden. Das klingt nach einem klaren Bekenntnis zum Grugabad, das für viele Essener das erste Urlaubsziel gewesen ist. Schon trommelt die Interessengemeinschaft (IG) Rüttenscheid auf ihrer Facebook-Seite, sich lebhaft an der Ideenwerkstatt zu beteiligen. Immerhin sei auch schon mal der Abriss vorgeschlagen worden, schließlich wecke das attraktive Gelände auch Begehrlichkeiten. „Wenn wir Bürger das Bad und die Grünflächen erhalten wollen, müssen wir dabei mitmachen und uns auch den objektiven Sachzwängen stellen!“

Im Oktober sollen die Ergebnisse der Workshops präsentiert werden, Dann prüfen Verwaltung und Politik die Vorschläge und ihre Finanzierung. Einen festen Zeithorizont für mögliche Bad-Umbauten gebe es nicht, sagt Stadtsprecherin Lenz. Sprich: Im Sommer 2018 wird das Grugabad wohl noch das Alte sein.